Die deutsche Rad-Legende Jan Ullrich (50) macht mit seiner Vergangenheit reinen Tisch.
Er ist Deutschlands einziger Sieger bei der Tour de France (1997) – 2018 stürzte die Rad-Legende Jan Ullrich tief ab. Jetzt schreibt er in seiner neuen Autobiografie "Himmel, Hölle – und zurück ins Leben" (Co-Autor Dennis Sand, erscheint am 25.6. im Next Level Verlag), wie es dazu kam.
2006 wurde Jan Ullrich von seinem Team wegen Verbindungen zum spanischen Doping-Arzt Eufemiano Fuentes suspendiert. Nach seinem Rücktritt aus dem Radsport 2007 fiel Ullrich später in ein tiefes Loch. Frustration und Ziellosigkeit treiben ihn zu Alkohol und Drogen. Seine Ehe mit Sara scheiterte. Beim großen Absturz 2018 eskalierte dann alles.
Ullrich: "Ich griff auch zu Kokain"
"Ich verfiel in eine tiefe Depression. Und irgendwann griff ich nicht mehr bloß zum Alkohol, um die Leere in mir auszufüllen. Ich griff auch zu Kokain. Ich tat das heimlich. Niemand bekam es mit", schreibt Ullrich über diese Monate.
Ullrich in seiner Autobiografie weiter: "Ich verzog mich in meinen Keller und konsumierte nur für mich ... Ich weiß nicht mehr genau, wie lange das so ging ... Ich weiß nur noch, dass Sara der Sache irgendwann ein Ende bereitete. Sie entdeckte ein kleines Tütchen mit weißem Pulver bei mir – und stellte mich zu Rede. 'Ist das dein Ernst?', fragte sie und hielt das durchsichtige Tütchen hoch. 'Du nimmst Kokain? Obwohl du zwei Kinder hast? Was ist los mit dir? Ich erkenne dich nicht mehr!"
Ullrich wird trotz Therapie rückfällig
Ullrich wird trotz Therapie rückfällig. Die Familie entschließt sich für einen Neustart und zieht nach Mallorca um. Aber auch dort verfällt er in alte Suchtmuster, bis 2018 schließlich alles zerbricht.
"Die Drogen machten aus mir einen neuen Menschen. Ein lautes, extrovertiertes Arschloch. Und mein Haus, in dem ich noch vor ein paar Monaten gemeinsam mit meiner Familie gelebt hatte, war zu einer 'Rockstar-Hölle' geworden. Rund um die Uhr kamen irgendwelche Leute rein, die ich noch nie gesehen hatte. Schauspieler, Künstler, Kriminelle, Rocker, Milieu-Leute. Jeder war hier willkommen", schildert Ullrich.
Sporttasche voller Geld für Drogen-Dealer
Dann beschreibt er eine unfassbare Episode: "Der Mann am Bankschalter legte seinen Kopf schräg und musterte mich. Ich dürfte keinen sonderlich vertrauensvollen Eindruck gemacht haben ... Ich hatte seit zwei Tagen nicht mehr geschlafen und jede Menge Kokain und Whiskey intus ... Ich nannte ihm eine absurd hohe Summe und knallte eine Sporttasche auf den Schalter. Er schaute mich entgeistert an ... Als ich wieder zu Hause war, ging ich in mein Schlafzimmer und schüttete das Geld einfach auf den Fußboden. Das sollte ein paar Wochen reichen, dachte ich. Jetzt müsste ich das Haus gar nicht mehr verlassen. Immer wenn ein Dealer kam oder ein Angestellter bezahlt werden wollte, brachte ich ihn nun in mein Schlafzimmer und sagte ihm, er solle sich einfach bedienen."
Jan Ullrich konnte sich mit guten Freunden und auch viel Glück aus dem Drogen-Sumpf befreien.