Handball-Skandal
Karabatic hat gewettet, aber nicht betrogen
01.10.2012Anwalt des Ex-Welthandballers verneinte Betrugsabsicht.
Im Wettskandal des französischen Handballs hat der frühere Welthandballer Nikola Karabatic Wetteinsätze eingeräumt. Den Verdacht einer Spielmanipulation durch die Akteure von Meister Montpellier wies der Anwalt des Stars am Montag allerdings zurück. Karabatic und mehrere Teamkollegen waren am Sonntag nach einer Partie in Paris in der Kabine verhört und schließlich in Gewahrsam genommen worden.
Spieler droht Haftstrafe
"Sie haben gewettet, das ist ein sportliches Vergehen, keine Straftat (...). Betrogen haben sie aber nicht", sagte Anwalt Eric Dupond-Moretti dem Radiosender RTL nach der Polizeiaktion. Mehrere Akteure des Clubs stehen unter Verdacht, vergangene Saison ein Spiel der französischen Meisterschaft absichtlich verloren zu haben, um Verwandten hohe Wettgewinne von bis zu 250.000 Euro zu ermöglichen. Den betroffenen Spielern drohen wegen Sportkorruption und Betrug drei bis fünf Jahre Haft sowie Geldstrafen von 75.000 Euro.
Verhör in der Kabine
Bei der spektakulären Polizeiaktion waren Karabatic, dessen Bruder Luka und fünf andere Spieler am Sonntagabend im Anschluss an die Niederlage von Montpellier bei Paris Saint-Germain (24:38) im Pariser Stade Pierre de Coubertin festgehalten und noch in der Umkleidekabine einem ersten Verhör unterzogen worden. Danach waren sie in Gewahrsam genommen worden und wurden zu weiteren Befragungen in Polizeiwagen mit heulenden Sirenen zum Sitz der Glücksspiel-Polizei im Pariser Vorort Nanterre gefahren.
Weitere Stars werden vernommen
In Paris und Montpellier seien am Sonntag außerdem zehn weitere Personen, darunter Spielerfrauen, verhört worden, berichteten Medien unter Berufung auf die zuständigen Behörden. Die Karabatic-Brüder und andere verwickelte Spieler sollten am Montag dem Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Nach Polizeiangaben sind unter anderen der slowenische Montpellier-Profi Vid Kavticnik sowie zwei PSG-Handballer, die in der abgelaufenen Saison in Montpellier unter Vertrag gestanden sind, betroffen. Dabei kann es sich nur um den französischen Nationalspieler Samuel Honrubia und den serbischen Internationalen Mladen Bojinovic handeln.
Bei der am Mittwoch bekannt gewordenen Affäre geht es um die sensationelle 28:31-Niederlage des französischen Rekordmeisters und Champions-League-Siegers von 2003 am 12. Mai beim abstiegsgefährdeten Club Cesson-Rennes HB. Montpellier stand damals schon als Meister fest, die späteren London-Olympiasieger Nikola Karabatic und Honrubia waren wegen Verletzung nicht dabei.
Fungierten Spielerfrauen als Strohmänner?
Damals wurden ungewöhnlich viele und sehr hohe Wetteinsätze auf einen Halbzeitrückstand und eine Niederlage Montpelliers getätigt. Die Polizei fand laut Medien inzwischen heraus, dass viele Wetten damals von Frauen, Freundinnen und Angehörigen der Spieler abgeschlossen worden seien. Der 28-jährige Karabatic, der mit Frankreich je zweimal Olympiasieger und Weltmeister war und in seiner Heimat 2011 zum Sportler des Jahres gewählt wurde, gab bisher keine persönliche Stellungnahme ab.