Nach Krebsdrama
Klemenschits will "Tennis genießen"
14.07.2008
In Gastein feiert Sandra Klemenschits ihr Comeback auf der WTA-Tour. Zwillingsschwester Daniela war im April einem Krebsleiden erlegen.
Vom Spaß am Leben und der Freude am Tennis hat Sandra Klemenschits am Montag bei ihrer Comeback-Pressekonferenz auf der WTA-Tour in Bad Gastein gesprochen, der sportliche Erfolg stehe (noch) im Hintergrund. Unter strengen Auflagen der WTA lief das Pressegespräch der 25-Jährigen Salzburgerin, die an Unterleibskrebs erkrankt war, angesichts des großen Medienrummels ab.
Tragödie
Fragen an die Spielerin durften nur das Sportliche
betreffen, medizinische Fragen beantwortete zuvor alleine ihr Betreuer, der
ÖTV-Fed-Cup-Masseur Kurt Waltl. Klementschits' Zwillings-Schwester Daniela
war im April einem Krebsleiden erlegen, Sandra litt ebenfalls unter
Unterleibkrebs und steht noch in Behandlung.
Neue Doppelpartnerin Weingärtner
"Wir machen uns keinen
Druck. Wir wollen nur Spaß haben und das Spiel genießen", sagte
Klemenschits, die am Mittwoch nach eineinhalb Jahren krankheitsbedingter
Pause im Doppelbewerb der Gastein-Ladies 08 mit ihrer deutschen Partnerin
Marlene Weingärtner antreten wird. Zwar gesteht Klemenschits, dass sie doch
etwas nervös sei vor ihrem ersten Auftritt. "Aber Tennis ist doch nur ein
Spiel. Das Wichtigste ist doch der Spaß am Leben und Gesundheit."
Spendenmarathon
Sandra Klemenschits weiß, wovon sie spricht, hat
sie doch schreckliche Zeiten hinter sich. Im Jänner 2007 war bei den
Zwillingsschwestern, die bis zu diesem Zeitpunkt Österreichs stärkstes
Doppel waren, eine seltene Form von Unterleibkrebs festgestellt worden. "Die
Diagnose war niederschmetternd. Die Ärzte gaben den beiden noch sechs Monate
zu leben", schilderte Waltl, der nicht nur die Betreuung der beiden
organisierte, sondern mittels Spendenaufrufen auch die kostenintensiven
Privatbehandlungen (bisher 320.000 Euro) zu finanzieren versuchte.
Leidensweg
Die ersten Operationen folgten. Daniela starb nach 22
Operationen und 27 Strahlenbehandlungen am 9. April dieses Jahres. Bis zum
Schluss blieb Sandra bei ihrer Schwester, die in Burghausen in Behandlung
war, und schlief "kostensparend" auf einer Matte neben deren Bett, während
Mutter Edith immer im Auto nächtigte.
Kampf geht weiter
Aber auch bei Sandra ist der Krebs noch nicht
besiegt. Zuletzt wurde sie in Wien von Universitäts-Professorin Brigitte
Schwarz am 3. Juni operiert. "Es schaut derzeit gut aus, als wäre der Krebs
gestoppt", sagte Waltl, "aber man muss weiter aufpassen." Der Vitamin- und
Eisenmangel muss behoben werden, alle zwei Monate muss Sandra zur Kontrolle.
Tennis als Therapie
Seit Beginn dieses Jahres, als Sandra total
abgemagert war, spielt sie wieder Tennis mit ihrem Trainer Michael Schwarz.
"Das ist positive Therapie", sagte Waltl. Im Frühjahr begann die
Tennis-Spielerin, deren bestes Doppel-Ranking auf der WTA-Tour Platz 95 und
im Single Rang 311 gewesen war, mit der Trainerausbildung in Innsbruck, wo
sie auch ihre neue Doppelpartnerin Marlene Weingärnter, die ebenfalls lange
verletzt war, kennenlernte.
"Jetzt schwebt Sandra, es gibt kein Denken mehr an Daniela und den Krebs", berichtete Waltl, "ich bin überzeugt, die beiden sind gut drauf." Das bestätigte auch Trainer Schwarz: "Am Anfang haben wir begonnen einfach alles rauszuschießen." Doch jetzt sei das Antreten auf der WTA-Tour kein Charity-Event, Sandra habe sportlich noch was vor, egal was rauskomme. Dabei behält die Salzburgerin nach ihrer Krankheit für die ersten acht WTA-Turniere ihr "protected ranking".
Auch Weingärtner profitiert
Aber nicht nur Trainer und
Betreuer lobten die positive Kraft von Klemenschits, sondern auch ihre neue
Tennis-Partnerin. "Uns verbindet einiges. Sie hatte dann in Innsbruck die
Idee zum Spielen, seitdem geht es auch mir psychisch und physisch viel
besser", erzählte Weingärtner, die sich für das erste Spiel nur vorgenommen
hat: "Kämpfen und sehr viel lachen. Wir werden uns gut ergänzen: Sandra mit
ihrem Volleyspiel am Netz, ich werde Druck von hinten machen. Sandras Wille
ist ein Wahnsinn und kennt keine Grenzen."
Comeback
Was Klemenschits aber verneinte: "Ich passe jetzt im
Training auf, achte auf meine Grenzen, horche auf meinen Körper. Denn
Gesundheit ist das Wichtigste und ich will das Leben mehr genießen." Und
eines der großen Genussmomente soll das Spiel am Mittwoch sein, in dem sie
auf die als Nummer zwei gesetzte Paarung Koritzewa/Woskobojewa (UKR/RUS)
treffen wird: "Die Freude, dass wir spielen dürfen, ist riesig, deshalb sind
wir auch so dankbar, dass wir in Gastein eine Wildcard bekamen."