Wettbetrug
Köllerer weist Verdacht zurück
19.06.2009
Entgegen anderslautender Meldungen, steht Daniel Köllerer nicht unter Betrugsverdacht.
Drei Tage vor dem Auftakt des Grand-Slam-Turniers in Wimbledon ist Österreichs Tennis-Profi Daniel Köllerer durch Medienberichte aus England ins schiefe Licht gerückt worden. Wie diverse englische Tageszeitungen berichteten, soll der Oberösterreicher von der Profivereinigung ATP wegen des Verdachts auf Wettbetrug genauer unter die Lupe genommen werden. Erst am vergangenen Montag seien bei der Erstrundenniederlage von Köllerer in Hertogenbosch bei den Buchmachern die Alarmglocken geschrillt.
Laut der Tageszeitung "The Times" habe das 3:6,2:6 gegen Oscar Hernandez für Wirbel gesorgt. Nach "auffälligen" Finanzströmen auf einen Sieg des Spaniers sei die Wette bei mehreren Wettanbietern aus dem Programm genommen worden. "Wir können nicht andeuten, dass dahinter Betrug steht. Aber wir hatten keine andere Wahl, als die Wette im Hinblick auf unsere Finanzen zurückzuziehen", meinte ein Sprecher des Wett-Anbieters "William Hill". Ein Sprecher des Online-Anbieters "Stan James" meinte gegenüber dem Boulevardblatt "The Sun" sogar, die Wimbledon-Partien Köllerers aufgrund dessen Vergangenheit "mit Vorsicht" zu betrachten.
Köllerer-Lager schockiert
Bei der ATP weiß man hingegen
nichts davon, wie Köllerer-Manager Manfred Nareyka gegenüber oe24.at zu
Protokoll gibt: "Das ist eine gezielte Aktion eines britischen Journalisten.
Ich habe mit der ATP gesprochen und dort liegt nichts gegen uns vor. Wir
distanzieren uns von diesen Gerüchten. Es gibt in keinster Weise einen
offiziellen Hinweis auf uns."
Ungereimtheiten
Einziges Zugeständnis von Nareyka: "Es stimmt,
dass es bei dem Spiel in den Niederlanden Ungereimtheiten bei den Wetten
gegeben hat - diese wurden auch an die ATP weitergeleitet. Aber was können
wir (Nareyka und Köllerer, Anm. d. Red.) dafür, wenn Leute viel Geld auf den
Favoriten setzen? Dani war bei diesem Spiel die Nummer 91 der Welt, der
Gegner die Nummer 66."
Rechtliche Schritte
Laut Nareyka überlege man auch rechtliche
Schritte gegen die Anschuldigungen, die "von einem Journalisten gezielt
forciert worden sind". Österreichs Nummer zwei, der als 91. des ATP-Rankings
am Freitag Richtung Wimbledon aufbrach, würde sich mit solchen Aktionen
schließlich nicht ins eigene Fleisch schneiden. "Wir haben andere
Wertigkeiten, nämlich die Rangliste. Unser Ziel, die Top-80, kann man mit
Wettbetrug nicht erreichen", betonte Nareyka.
Spieler unter Beobachtung
Doch nicht nur Köllerer steht auf dem
heiligen Rasen von Wimbledon nun ungewollt im Blickfeld des medialen
Interesses. Bis zu zwölf Profis stehen laut "The Independent" wegen des
Verdachts des Wettbetrugs auf einer "watch list" der ATP. Darunter Spieler
aus Argentinien, Italien, Spanien und Russland, wobei auch Profis aus den
Top-50 verdächtig seien. "Wir beobachten die Aktivitäten einiger Spieler und
ihre Spieler werden mit Sorgfalt beobachtet", erklärte ein Offizieller dem
Blatt. Vermutet wird, dass vor allem die russische Wettmafia im großen Stil
im Tennis-Sport mitmischt. Auch in Hertogenbosch soll gemäß "Independent"
ein 29-jähriger Russe verhaftet worden sein.
Daviscup-"Aussprache" steht an
Immerhin darf sich
Köllerer in Wimbledon auch auf einen weitaus erfreulicheren Termin freuen.
Am Mittwoch steht endlich die lang geforderte Aussprache zwischen dem
Oberösterreicher, Daviscup-Kapitän Schaller und Jürgen Melzer am Programm.
Nareyka fliegt am Dienstag nach London, "um bei dieser Elefantenrunde" dabei
zu sein. Köllerers Manager ist hoffnungsvoll, dass eine Lösung im ewigen
Streit gefunden wird: "Daniel ist positiv eingestellt und wird sich bei
einer Einberufung ins Daviscup-Team natürlich der Nummer 1, Jürgen Melzer,
unterordnen."