Doping

Kohl als Zeuge im Schumacher-Prozess

09.04.2013

Auch Ex-Gerolsteiner-Teamchef Holczer und -Teamarzt Schmidt im Zeugenstand.

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Der Niederösterreicher Bernhard Kohl ist als Zeuge im am Mittwoch (ab 9.15 Uhr) vor dem Landgericht Stuttgart beginnenden Prozess gegen Radprofi Stefan Schumacher geladen. Dem 31-jährigen Deutschen wird von seinem ehemaligen Teamchef Hans-Michael Holczer Betrug vorgeworfen, weil er gedopt Prämien eingestrichen hat. Im ungünstigsten Fall droht Schumacher eine Gefängnisstrafe.

Was wußte Holczer?
Der in der Vorwoche umfänglich Doping-geständige Radprofi sieht jedoch gar keine Grundlage für den Betrugsprozess. Schumacher, der den Weg zur angeblichen Wahrheit mühsam fand, ließ bei seiner Doping-Beichte im "Spiegel" keinen Zweifel daran: Holczer, der 150.000 Euro zurückfordert, habe über die Doping-Praxis unter Aufsicht der Ärzte in seinem Team Bescheid gewusst - auch, wenn er in der Öffentlichkeit als der große Ahnungslose dazustehen schien.

Die Verteidigungs-Strategie lautet: Wer soll also betrogen worden sein? Schumacher-Anwalt Michael Lehner will wissen, "wie ging es im Team Gerolsteiner wirklich zu?" Den Tatbestand des Betruges bestreiten nicht nur der Angeklagte und seine Anwälte. Zumindest ziehen ihn auch der einstige Kronzeuge Jörg Jaksche, der auch im Fuentes-Prozess aussagte, der ehemalige Gerolsteiner-Profi Danilo Hondo und der Doping-Beschaffer Stefan Matschiner in Zweifel.

Ex-Teamchef wehrt sich
Holczer, inzwischen Berater des russischen Radsport-Verbandes, nannte diese Vorwürfe der Mitwisserschaft "völlig aus der Luft gegriffen" und "Prozess-Taktik". Der 59-jährige Lehrer sagt am zweiten Verhandlungstag am 18. April aus. Außerdem werden laut Lehner der des Dopings überführte und geständige Ex-Profi Kohl und der ehemalige Teamarzt Mark Schmidt als Zeugen auftreten.

Der Anwalt rechnet mit einer Entscheidung bereits vor dem 4. Juni, dem letzten angesetzten Prozesstermin. Ein Urteil könnte Präzedenzwirkung haben. Schumacher ist der erste Doper, der in Deutschland wegen Betruges an seinem Arbeitgeber vor Gericht steht.

CERA-Einnahme
"Unser Ziel ist klarzustellen, dass nicht der böse Radprofi seinen lieben Chef betrogen hat", betonte Lehner. Schumacher, der inzwischen für das Drittliga-Team Christina Watches-Onfone fährt, war im Juli 2008 bei der Tour de France und danach bei Olympia in Peking die Einnahme des Blutdopingpräparats CERA nachgewiesen worden.

Als Folge war der Deutsche vom Internationalen Sportgerichtshof (CAS) bis 27. August 2010 gesperrt worden. Auch Kohl war nach der Tour de France 2008, die er als Gesamtdritter und Gewinner der Bergwertung beendet hatte, ebenfalls bei Nachkontrollen positiv auf CERA, ein EPO-Präparat der dritten Generation, getestet und für zwei Jahre gesperrt worden.

 

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