Bernhard Kohl ist bei der ersten Etappe der Deutschland-Tour abgeschlagen: Der Dritte der Tour de France hat mehr als neun Minuten Rückstand.
Die Hoffnungen des neuen österreichischen Radstars Bernhard Kohl, nach seinem Parforce-Ritt bei der Tour de France auch bei der Deutschlandtour zu reüssieren, sind bereits nach der ersten Etappe geplatzt. Der Niederösterreicher erreichte das Ziel der Königsetappe in der Skistation Hochfügen im Zillertal mit 9:18 Minuten Rückstand als 68. Der Sieg ging nach 4:24:54 Stunden und 178 Kilometer an den Deutschen Tourfavoriten Linus Gerdemann (Columbia) vor seinem schwedischen Teamkollegen Thomas Lövkvist (+16 Sekunden) und dem Slowenen Janez Brajkovic (Astana, gl. Zeit).
"Ich hatte die Beine der Tour de France nicht mehr gehabt", entschuldigte sich Kohl im Ziel auf 1.483 Höhenmetern. Nach der Einfahrt in den steilen Schlussanstieg über 13 Kilometer in Fügen fühlte sich Kohl noch gut, aber dann habe er sofort gemerkt, dass an diesem Tag nichts geht.
Fehlendes Training
Die vergangenen fünf Wochen mit wenig
Training und vielen Terminen abseits des Radfahrens seien einfach zu viel
gewesen. "Wenn man sich auf eine Rundfahrt nicht 110 Prozent vorbereitet,
dann geht es nicht", gestand Kohl, der aber am Freitag nach dem Prolog in
Kitzbühel trotzdem noch guter Hoffnung war.
Der Niederösterreicher rollte nach dem Start in der Hahnenkammstadt lange Zeit im Hauptfeld mit, kam aber beim Anstieg zum Gerlospass zu Sturz. "Das hat auch in paar Krümel gekostet, ich musste ja Anschluss an die Spitze wieder finden", erzählte Kohl, sagte gleichzeitig aber auch, dass dies mit seinem Einbruch am Schluss-Berg wenig zu tun hatte.
Ungelegene Route
Auch die Routenführung der Deutschlandtour
sollte dem 26-Jährigen nicht entgegenkommen. "Die Königsetappe gleich am
ersten Tag zu fahren, war für mich nicht gut", sagte Kohl, "ich habe einfach
keine Zeit gehabt, mich einzurollen." Auch der wegen den Spielen in Peking
späte Termin sei nicht günstig gewesen. "Die Deutschlandtour zwei Wochen
nach der Tour de France wäre besser, da könnte man den Schwung mitnehmen,
aber nicht nach fünf Wochen", sagte Kohl.
In den kommenden Etaappen will Kohl nun seinen Kapitän vom Gerolsteiner-Team, den Deutschen Markus Fothen, voll unterstützen. Doch für den Gesamtsieg zum Abschied des Gerolsteiner-Teams aus der Protour wird es trotzdem schwierig. Denn Fothen erreichte mit 1:46 Minuten Rückstand nur als Elfter das Ziel in Hochfügen. Auch für Vorjahressieger Jens Voigt (CSC) wird es sehr schwierig, den Erfolg zu wiederholen. Auch der Deutsche hat fast neun Minuten Rückstand nach dem ersten Tag.
"Für mich ist Gerdemann nun der große Favorit", bekannte Kohl, "er konnte sich total auf diese Tour vorbereiten. Wenn sein Team taktisch klug fährt, dürfte er den Sieg nach Hause fahren." Dabei musste auch der 26-jährige Münsterianer mit einem Missgeschick kämpfen: Beim Schlussanstieg fiel ihm ein Teil des Funkes in die Schaltanlage seines Rades und behinderte ihn immer wieder. "Es war brutal", sagte Gerdemann, der neue Träger des Gelben Trikots.
Flachetappe am Sonntag
Die Deutschlandtour wird am Sonntag mit
einer Flachetappe über 182,6 Kilometer von München nach Hesselberg
fortgesetzt. Zielankunft ist am kommenden Samstag nach 1.408,6
Gesamtkilometer in Bremen.