Doping-Ansage

Kohl beschuldigt Tour-Topfahrer

10.06.2009

"Bin überzeugt, dass die Top 10 der Tour de France positiv hätten sein können."

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Österreichs gefallener Radstar Bernhard Kohl hat zwei Wochen nach seinem offiziellen Rücktritt erneut aufhorchen lassen. Der Niederösterreicher behauptete in einem Interview mit der französischen Sportzeitung "L'Equipe" (Dienstag-Ausgabe) mit Rückblick auf die Tour de France 2008: "Ich bin der Überzeugung, dass die ersten Zehn positiv hätten sein können."

Nur 3 positive Tests
Der Tour-Bergkönig, dem auch sein dritter Platz aberkannt worden war, zeigte sich verwundert, dass nur drei Fahrer - sein deutscher Teamkollege Stefan Schumacher, der Italiener Riccardo Ricco und er - in einem Nachtest positiv auf das Blutdoping-Produkt CERA getestet worden waren. "Seltsamerweise wurden nur drei erwischt. Viel mehr haben es genommen", wurde Kohl zitiert.

Keine Comeback-Chance
Chancen auf ein Comeback rechnet sich der 27-Jährige keine mehr aus: "Ich kenne die Regeln der Szene. Diejenigen, die auspacken, kommen nicht zurück." Kohl gab außerdem erneut zu, drei Blut-Transfusionen während der Tour erhalten zu haben. Das im August 2007 entnommene Blut sei ihm von seinem ehemaligen Manager Stefan Matschiner überbracht worden.

Als junger Profi hätte er aus Kostengründen nicht in großem Stil gedopt. "Ich wusste, was die 'Großen' nehmen. Das wurde im Peloton geduldet." Doping sei allgegenwärtig gewesen. "Im Fahrerfeld habe ich keinen betrogen - da können Sie sicher sein", meinte Kohl, der mit seinen Aussagen einen Tag vor der großen Anti-Doping-Konferenz in Paris im Vorfeld der am 4. Juli beginnenden Tour de France für weiteren brisanten Gesprächsstoff sorgte.

Biologischer Pass sinnlos?
Kohl stellte auch die Wirksamkeit von biologischen Pässen infrage. Der Weltverband UCI hat seit Jänner 2008 anhand von Blut- und Urin-Proben Blut-Parameter und den Hormon-Status von über 800 Profis bestimmt. Allerdings wurde bisher noch kein einziger wegen Auffälligkeiten belangt. "In gewisser Weise war der Blutpass der UCI hilfreich. Die Topfahrer sind in ihrer Dopingpraxis so professionell, ihre Werte stabil zu halten, um nicht aufzufallen", sagte Kohl. Die Werte aus den Pässen hätten dafür in gewisser Weise sogar als Richtschnur gedient.

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