Nun schwappt Österreichs Doping-Affäre ins Ausland über. Nach Bernhard Kohls Geständnis steht Dänemarks Radprofi Michael Rasmussen im Visier der Fahnder.
Der Tag danach. Nachdem Kohl ausgepackt hatte, tauchte er mit Freundin Tatjana in Wien unter, um erst einmal durchzuschnaufen. Alle Anrufe wurden auf seine Mailbox umgeleitet. Wie ÖSTERREICH berichtete, hat der gefallene Tour-de-France-Held nicht nur seinen früheren Manager Stefan Matschiner (34) schwer belastet, sondern auch seine Sportkollegen Georg Totschnig und Langlauf-Olympiasieger Christian Hoffmann der SOKO Doping genannt. Beide wehren sich gegen alle Vorwürfe.
Blutzentrifuge
Gestern tauchte ein dritter prominenter Name auf.
ÖSTERREICH-Recherchen ergaben, dass Kohl bei der Einvernahme durch die
BKA-Beamten auch Radprofi Michael Rasmussen verpfiffen hat. Kohl sagte bei
seinem Outing, dass er Matschiners Blutzentrifuge für Blutdoping mit 20.000
Euro mitfinanziert hat. Rasmussen und Hoffmann sollen die anderen zwei
Sportler gewesen sein, die für das Gerät der Blutplasma-Firma "Humanplasma"
ebenfalls Geld hingeblättert haben. Kohl: "Die Zentrifuge stand in
Matschiners Haus in Oberösterreich. Dort wurden auch die Transfusionen
durchgeführt." Bei Rasmussen, für den die Unschuldsvermutung gilt, handelt
es sich um einen Schützling von Matschiner. Der Däne steht schon seit
längerem unter Dopingverdacht. Bei der Tour der France 2007 wurde er als
Gesamtführender (!) von seinem Team Rabobank aus der Rundfahrt genommen,
nachdem er falsche Angaben zu seinen Aufenthaltsorten bei verpassten
Dopingkontrollen angegeben hatte. Rabobank schmiss ihn mit sofortiger
Wirkung aus dem Team.
Offene Fragen
Zurück zu Bernhard Kohl. Viele fragen sich, weshalb
der Wolkersdorfer erst jetzt den Mumm hatte, öffentlich auszupacken. Während
einigen das Outing viel zu spät kommt, stößt anderen Kohls Vernaderung von
Sportlern sauer auf. Kohls fragwürdige Rechtfertigung: "Ich habe einen
großen Fehler gemacht und mit Stefan Matschiner sicher auch den falschen
Berater gehabt."
Staatsanwalt informiert
Fest steht aber auch: Die Behörden
wussten schon lange über Kohls brisantes Wissen Bescheid. Auf Anraten von
Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll hatte Kohl am 19. Dezember
2008 sein Doping-Wissen bei Anwalt Manfred Ainedter in Wien deponiert. Pröll
erinnert sich: "Ich habe Bernie selbst zu Herrn Ainedter gebracht."
Der Starjurist marschierte daraufhin am 9. Jänner des Jahres zur Staatsanwaltschaft, um alles mitzuteilen. Die Behörden fanden aber noch keinen Grund, sofort einzuschreiten. Kohl: "Sie haben gesagt, dass meine Aussagen in Dopingermittlungen momentan keine relevante Rolle spielen."