Unser neuer Rad-Held Bernhard Kohl über seine schönsten Tour-Momente und seine großen Ziele für die kommenden Jahre.
Frage: Wie sehen Sie die Tour 2008 im Rückspiegel?
Bernhard
Kohl: Diese Tour war der absolute Wahnsinn. Ich wollte ursprünglich in
die Top Ten. Dann bin ich gleich super reingekommen, es ist perfekt
gelaufen. Nach der ersten Pyrenäen-Etappe habe ich gewusst, dass ich weit
vorne mitfahren kann. Dass ich aber das Bergtrikot und den dritten schaffe,
das ist ein Traum.
Frage: Können Sie die Bedeutung des dritten Ranges und des Gewinns
der Bergwertung schon einschätzen?
Kohl: Ich begreife
noch nicht wirklich, was ich da geschafft habe. Es ist unglaublich. Das
werde ich erst etwas später schätzen können. Solange die Tour rollt, ist man
so fokussiert. Erst wenn man auf dem Podest steht, ist der Druck weg.
Frage: Wie geht’s weiter nach dem dritten Gesamtrang bei Ihrer
erst zweiten Tour?
Kohl: Ich habe jetzt bewiesen, dass ich
zum Kreis der Topfahrer gehöre, aber ich muss mich weiter entwickeln. Mein
Ziel muss sein, in zwei, drei Jahren um den Sieg mitzufahren. Aber es wird
sehr schwierig. Wenn ich mich weiter so professionell vorbereiten kann, ist
es vielleicht möglich. Aber selbst wenn ich nochmals auf das Podest komme,
wäre das ein Wahnsinn.
Frage: Was war der schönste Moment während der Tour?
Kohl:
Das ist sicher die Einfahrt auf die Champs Élysées in Paris im Bergtrikot
und als Gesamt-Dritter. Wenn man drei Wochen am Limit fährt und jeden Tag
fünf bis sechs Stunden auf dem Rad sitzt und dann jubeln dir hunderttausend
Menschen zu, das ist der absolute Traum
Frage: Und der schwierigste?
Kohl: Das war die
Fahrt hinauf nach L’Alpe d’Huez. Da musste ich weit über mein Limit gehen.
Das habe ich auch im Zeitfahren am Samstag getan, aber da war Euphorie
dabei, dass der dritte Platz möglich ist.
Frage: Man sagt, einen Erfolg zu bestätigen ist schwieriger. Wie
sehen Sie das?
Kohl: Die besten Jahre liegen noch vor mir,
man wird mit dem Alter stärker. Aber es ist nicht leicht, die Form genau auf
den Punkt hinzubekommen. Es kann sein, dass ich zwei Jahre brauche, bis ich
da wieder hinkomme.“