Doping-Sünder

Kohl wird sicher nicht "Sportler des Jahres"

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Er war der Held in Österreich: Ein ganzes Land feierte Bernhard Kohl. Damit ist nun Schluss - und Sportler des Jahres wird er sicher auch nicht mehr.

Bernhard Kohl, der 26-jährige Wolkersdorfer mit Wohnsitz in Klagenfurt, war im heurigen Juli praktisch aus den Nichts zum österreichischen Sporthelden aufgestiegen. Nach mehreren Top-Ten-Plätzen auf Bergetappen, bei denen er sich immer im Spitzenfeld präsentierte, und im abschließenden Zeitfahren ließ er sich am 27. Juli vor Hunderttausenden Fans auf den Pariser Champs Elysees als Gewinner des rotgepunkteten Bergtrikots (als erster Österreicher) und Gesamt-Dritter feiern. In drei Jahren wolle er selbst ganz oben stehen, kündigte Kohl an.

Kein Sportler des Jahres
In die Heimat zurückgekehrt, wusste sich der zurückhaltend wirkende Radprofi vor Terminen kaum zu retten, war als Sportstar ein begehrter Gast. In seinem Heimatort wurde er in Anwesenheit des Landeshauptmannes von Tausenden Fans gefeiert, in Wien bekam er den Goldenen Rathausmann und galt als Favorit bei der Wahl zum österreichischen Sportler des Jahres. Das ist nun sicher vorbei - die Auszeichnung wird er nicht bekommen. Dafür hat jetzt Ludwig Paischer die besten Chancen, die Auszeichnung zu bekommen.

Nominiert für "Sportler des Jahres":

  • Thomas Morgenstern (Skispringen)
  • Ludwig Paischer (Judo)
  • Markus Rogan (Schwimmen)
  • Gregor Schlierenzauer (Skispringen)
  • Thomas Vanek (Eishockey)
  • Bernhard Kohl (Rad, gestrichen)

Aus mit den Millionen
Der Aufstieg in den erlesenen Kreis jener Fahrer, die für Siege in großen Rundfahrten infrage kommen, eröffnete Kohl auch lukrativen Berufsperspektiven. Er unterschrieb beim Rennstall Silence-Lotto des Tour-Gesamt-Zweiten Cadel Evans (AUS) einen Drei-Jahres-Vertrag, der ihn unter die Spitzenverdiener des heimischen Sports einreiht. Hatte Evans bei der WM in Varese Ende September schon etwas von der am Montag folgenden Horrornachricht geahnt? "Ja, normal fahren wir 2009 gemeinsam", sagte der Australier und lobte danach die Klasse Kohls.

Der tiefe Fall des Kletter-Spezialisten folgte zweieinhalb Monate nach der großen Ehrung in Paris. Bei einer nachträglichen Kontrolle der Blutproben wurde auch bei Kohl CERA entdeckt - während der Tour hatten die Fahrer wohl noch nichts von einem neuen Nachweisverfahren geahnt. Für den heimischen Radsport ist es der "Supergau". Hatte man international nach dem Blutdopingskandal von 2006 noch den "neuen, sauberen Radsport" propagiert, so erweisen sich nun viele Beteuerungen als schlicht erlogen. Viele Fahrer haben offenbar nichts gelernt.

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Die Dopingfälle im österreichischen Radsport:

  • Florian Wiesinger (OÖ/1999/Pseudoephedrin): 3 Monate Sperre
  • Jochen Summer (St/2000/Phentermin): 3 Monate
  • Matthias Buxhofer (V/2002/Norandrosteron): 18 Monate
  • Arno Kaspret (St/2002/Ephedrin, Methandienon): 2 Jahre plus (2008/Noradnrosterone): Lebenslänglich
  • Richard Nudl (St/2002): 2 Jahre
  • Patrick Kofler (V/2003/EPO): 2 Jahre
  • Stefan Rucker (St/2003/Ephedrin): 6 Monate
  • Jürgen Pauritsch (St/2003): 2 Jahre
  • Christian Pfannberger (St/2004/Testosteron): 2 Jahre
  • Marco Oreggia (2006/EPO): 2 Jahre
  • Stefan Ebner (NÖ/2006/unerlaubter Test-Entzug): 2 Jahre
  • Bernhard Kohl (W/2008/EPO CERA in A-Probe)

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