Doping-Sünder
Kohl wird sicher nicht "Sportler des Jahres"
14.10.2008
Er war der Held in Österreich: Ein ganzes Land feierte Bernhard Kohl. Damit ist nun Schluss - und Sportler des Jahres wird er sicher auch nicht mehr.
Bernhard Kohl, der 26-jährige Wolkersdorfer mit Wohnsitz in Klagenfurt, war im heurigen Juli praktisch aus den Nichts zum österreichischen Sporthelden aufgestiegen. Nach mehreren Top-Ten-Plätzen auf Bergetappen, bei denen er sich immer im Spitzenfeld präsentierte, und im abschließenden Zeitfahren ließ er sich am 27. Juli vor Hunderttausenden Fans auf den Pariser Champs Elysees als Gewinner des rotgepunkteten Bergtrikots (als erster Österreicher) und Gesamt-Dritter feiern. In drei Jahren wolle er selbst ganz oben stehen, kündigte Kohl an.
Kein Sportler des Jahres
In die Heimat zurückgekehrt, wusste
sich der zurückhaltend wirkende Radprofi vor Terminen kaum zu retten, war
als Sportstar ein begehrter Gast. In seinem Heimatort wurde er in
Anwesenheit des Landeshauptmannes von Tausenden Fans gefeiert, in Wien bekam
er den Goldenen Rathausmann und galt als Favorit bei der Wahl zum
österreichischen Sportler des Jahres. Das ist nun sicher vorbei - die
Auszeichnung wird er nicht bekommen. Dafür hat jetzt Ludwig Paischer die
besten Chancen, die Auszeichnung zu bekommen.
Nominiert für "Sportler des Jahres":
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Aus mit den Millionen
Der Aufstieg in den erlesenen Kreis jener
Fahrer, die für Siege in großen Rundfahrten infrage kommen, eröffnete Kohl
auch lukrativen Berufsperspektiven. Er unterschrieb beim Rennstall
Silence-Lotto des Tour-Gesamt-Zweiten Cadel Evans (AUS) einen
Drei-Jahres-Vertrag, der ihn unter die Spitzenverdiener des heimischen
Sports einreiht. Hatte Evans bei der WM in Varese Ende September schon etwas
von der am Montag folgenden Horrornachricht geahnt? "Ja, normal fahren
wir 2009 gemeinsam", sagte der Australier und lobte danach die Klasse
Kohls.
Der tiefe Fall des Kletter-Spezialisten folgte zweieinhalb Monate nach der großen Ehrung in Paris. Bei einer nachträglichen Kontrolle der Blutproben wurde auch bei Kohl CERA entdeckt - während der Tour hatten die Fahrer wohl noch nichts von einem neuen Nachweisverfahren geahnt. Für den heimischen Radsport ist es der "Supergau". Hatte man international nach dem Blutdopingskandal von 2006 noch den "neuen, sauberen Radsport" propagiert, so erweisen sich nun viele Beteuerungen als schlicht erlogen. Viele Fahrer haben offenbar nichts gelernt.
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Die Dopingfälle im österreichischen Radsport:
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