Die Vorwürfe von Michael Dimmel, Ex-Freund von Lisa Hütthaler, werden immer
brisanter. Jetzt fällt auch der Name von AntiDoping-Experte Hans Holdhaus.
In allen Details schildert Dimmel im zweiten Teil seines Interviews mit
ÖSTERREICH, wie seine Ex-Freundin Lisa Hütthaler versuchte, Fahnder zu
täuschen oder eine Mitarbeiterin des Labors in Seibersdorf zu bestechen.
Schon der erste Teil des Interviews sorgte für einen Riesenwirbel in der
Sportwelt.
Jetzt fährt Dimmel ganz andere Geschütze auf. Er berichtet von Treffen, die
es zwischen Hütthaler und Prof. Hans Holdhaus, dem bekanntesten
Antidoping-Experten des Landes, gegeben haben soll. „Ich hab ihr geraten,
sich eine zweite Meinung über die Präparate einzuholen. Zur
Rückversicherung.“ Was Holdhaus gegenüber ÖSTERREICH so kommentiert: „Ja,
Hütthaler war bei uns im Institut. Aber nur, um sich bei einer
Ernährungsexpertin über die Unbedenklichkeit von Nahrungsergänzungsmittel
zu erkundigen.“
Zudem belastet Dimmel seine Ex-Freundin in der Bestechungs-Causa schwer. Bei
der Analyse ihrer B-Probe im Labor in Seibersdorf soll Lisa Hütthaler einer
Mitarbeiterin Geld geboten haben. Dimmel: „20.000 oder 30.000 Euro. Ich habe
alles beim Triathlonverband ausgesagt.“
In den nächsten Tagen werden weitere Knaller erwartet.
Neue Einvernahmen
Eine Frage, die sich alle stellen: Warum ist
der schwer belastete Sport-Manager Matschiner noch immer unbehelligt,
während Ex-Trainer Walter Mayer in U-Haft sitzt? „Weil er nicht da ist“, so
die einfache Erklärung von BKA-Sprecher Gerald Tatzgern. Morgen soll
Matschiner, für den die Unschuldsvermutung gilt, aus den USA heimkehren.
„Dann wird er sicher befragt“, so Tatzgern.
Auch der Dopinggesperrte Radprofi Bernhard Kohl wird in den nächsten Tagen
einvernommen. Das, so das BKA, „hängt sicher mit Matschiner zusammen“. Der
Ex-Kohl-Manager weist weiter alle Anschuldigungen zurück.
"Man könnte ihr die Hand brechen" ÖSTERREICH:
Lisa wirft Ihnen vor, dass Sie EPO daheim im Kühlschrank gelagert
hätten ... Michael Dimmel: Als wir im 2. Bezirk in
Wien wohnten, lag nur mehr ihr Zeug im Kühlschrank. Doch als das Ganze
zu heiß geworden ist, hat sie sich eine eigene Wohnung genommen, 50
Meter entfernt. Dort haben wir die Spritzen sicher gelagert. Viele
Sportler haben eine Zweitwohnung. ÖSTERREICH: Gab es
zum Schluss noch Kontakt mit Kohl-Manager Matschiner? Dimmel:
Er war nach der positiven Kontrolle noch einmal bei uns. Es gab Streit
– sie war ang’fressen, weil es geheißen hat, dass das Mittel noch
nicht am Markt sei. Es war das letzte Mal, dass sie Kontakt hatten. ÖSTERREICH:
Stimmt es, dass sich Lisa von Leistungsdiagnostiker Hans Holdhaus
beraten ließ? Dimmel: Ja. Ich hab ihr gesagt, sie soll
sich umhören und eine zweite Meinung über die Präparate einholen. Nur
Matschiner zu vertrauen, hielt ich zu riskant. Sie hat sich mit
Holdhaus angefreundet, und ich hab sie auch zweimal raus zu ihm in die
Südstadt gefahren. Da sie mit keinem Sackerl zurück ins Auto gekommen
ist, hat sie sich offenbar nur mit Holdhaus unterhalten – zur
Rückabsicherung über die Mittel, die sie nahm, wie lange die
Verweildauer im Körper war usw. Das ist ja für einen Sportler das Um
und Auf. ÖSTERREICH: Und, hat Holdhaus sofort „Feuer“
geschrien? Dimmel: Das ist eben die Doppelmoral im
Spitzensport. Nach der positiven Probe hat Holdhaus Lisa beim
Verfahren vor der NADA sogar unterstützt – mit ihrem Anwalt und ihrer
Mutter war er dort an ihrer Seite. Er hat ein paar Werte angezweifelt,
wie das in so einer Situation immer wieder probiert wird. Außerdem
dachten wir alle, dass man das Mittel noch nicht nachweisen konnte,
und dass wir das Verfahren sicher gewinnen würden. ÖSTERREICH:
Gab’s bei der B-Analyse tatsächlich einen Bestechungsversuch? Dimmel:
Lisa war verzweifelt. Ein Radfahrer, der auch positiv war, hat uns
geraten, die Mitarbeiterin im Labor einzuschüchtern. Wir sollten
jemanden schicken, der ihr die Hand brechen könnte oder so. Davon hab
ich Lisa aber sofort abgeraten: ,Wenn der was passiert, kommen sie
sofort auf dich, dann sitzt du im Häf’n. Aber ich habe sie gut auf die
B-Analyse vorbereitet. Als es dann so weit war, waren dauernd andere
Leute dabei. Da hatten sie vielleicht ein, zwei Sekunden, um ihr die
Summe ins Ohr zu flüstern. 20.000 oder 30.000 Euro. Aber die
Mitarbeiterin hat nicht reagiert. Lisa ist nach Hause gekommen und hat
geweint, weil sie wusste, es ist vorbei. Sehr spät ist dann eine
Anzeige gekommen. Nachdem ich erfahren hab, dass sie mich betrogen
hatte, habe ich alles beim Triathlon-Verband ausgesagt. Dafür kann sie
lebenslang gesperrt werden – wenn nicht wieder vertuscht wird.
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