Österreichs Top-Schwimmer werden bei den Kurzbahn-Weltmeisterschaften 2012 nicht vor heimischem Publikum um Medaillen schwimmen.
Der Weltverband FINA vergab am Samstag die im Frühjahr des nächsten Olympiajahrs stattfindenden Titelkämpfe an Istanbul, einziger Gegenkandidat war Wien. Die Entscheidung der FINA-Bureau-Mitglieder dürfte wohl nicht nur nach sportlichen und organisatorischen Kriterien gefallen sein.
Doppelt so hohes Budget
"Geld regiert die Welt", meinte
Österreichs Verbandspräsident Paul Schauer dazu. Mit einem fast doppelt so
hohen Geldaufwand wie die Wiener Bewerbung versuchten die Türken, die
Entscheidungsträger auf ihre Seite zu ziehen. Spitzen-Schwimmer hat die
Türkei keine zu bieten, das Interesse der Bevölkerung am Schwimmsport ist
minimal und organisatorisch war gemäß Berichten internationaler Journalisten
schon mancher Event eine Katastrophe.
"Was uns nicht umbringt, macht uns nur stark"
Als
schlechte Verlierer wollte man bei den Österreichern aber keineswegs
dastehen. Vize-Europameister Dinko Jukic wohnte wie Markus Rogan der
Bekanntgabe der Entscheidung bei und will seine Enttäuschung nun in positive
Energie umsetzen. "Was uns nicht umbringt, macht uns nur stark", erklärte
der 19-Jährige. "Wir werden in vier Jahren in Istanbul mit Leistungen
zeigen, dass wir es verdient hätten, die WM im eigenen Land auszutragen."
Rogan als Botschafter für Wien
Rogan hatte wie Mirna Jukic
am Vormittag bei der Präsentation der Bewerbung als Botschafter für Wien
geworben, auf die Leidenschaft der Fans und die Vorteile einer Wiener
Großveranstaltung hingewiesen. OSV-Generalsekretär Thomas Gangel: "Die
beiden haben das wirklich toll gemacht." Rogan nach dem Entscheid: "Wir
wissen, dass wir eine fantastische WM ausgerichtet hätten. Danke für die
fantastische Unterstützung von Stadt und Land."
Förderungen sollen zweckgewidmet werden
Aus beiden Bereichen
wurden je zwei Millionen Euro für das Budget der Bewerbung beigesteuert.
Schauer will nun versuchen, diese Summen für die Förderung des
österreichischen Schwimmsports zweckgewidmet zu bekommen. Derartige Signale
gibt es schon. "Wir würden dieses Geld gerne für die generelle
Weiterentwicklung des Schwimmsports in Österreich einsetzen. Ich denke zum
Beispiel an eine Schwimmsport-Akademie in Wien."
Der 61-Jährige war enttäuscht, trauerte der verlorenen Abstimmung aber nicht nach. "Wir stehen einfach nicht zur Verfügung, dass wir abseits des Events Zahlungen vornehmen", erklärte er. Bei Istanbul ist das offiziell so, laut der Wiener Sportamtsleiterin Sandra Hofmann wäre das nach EU-Recht für Wien nicht erlaubt gewesen. "Wir wollten das aber auch nicht." FINA-Präsident Mustapha Larfaoui lapidar zur Entscheidung: "Nur einer kann gewinnen."
"Wir haben alle Bedingungen erfüllt"
Hofmann
reiste noch am Samstagabend wieder heim nach Wien. "Wir haben alle
Bedingungen der FINA im Bid-Dokument mit Perfektion erfüllt", sagte Hofmann.
"Aber anscheinend waren die eingesetzten Geldmittel eine maßgebliche
Entscheidungsgrundlage." Zur Zweckwidmung der Gelder für den Schwimmsport
äußerte sie sich positiv. "Wir müssen da schauen, was da machbar ist."