Sensation in Wimbledon
Lisicki schaltet Scharapowa aus
02.07.2012
Die Weltranglisten-Erste blieb im Achtelfinale ohne Satzgewinn.
Sabine Lisicki scheint im internationalen Tennis-Zirkus gleich zwei "Spezialgebiete" zu haben: Einerseits hat sie sich am Montag bereits zum dritten Mal für das Viertelfinale in Wimbledon qualifiziert, andererseits hat sie ausgerechnet im prestigeträchtigsten Turnier auch zum dritten Mal nach 2009 und 2011 die regierende French-Open-Siegerin ausgeschaltet. Am siebenten Turniertag des dritten Grand-Slam-Events des Jahres war die frischgebackene Nummer 1, Maria Scharapowa, sensationell das nächste Opfer der 22-jährigen Deutschen: Lisicki setzte sich nach einer tollen Leistung mit 6:4,6:3 durch.
Damit hat Wimbledon nach dem völlig unerwarteten Zweitrunden-Aus von Rafael Nadal (gegen Lukas Rosol/CZE) die nächste Sensation, und nach dem Vorjahresfinalisten aus Spanien ist auch die russische Finalistin 2011 bereits vorzeitig ausgeschieden. Lisicki trifft nun auf ihre deutsche Landsfrau Angelique Kerber, die die vierfache Major-Siegerin Kim Clijsters mit 6:1,6:1 verabschiedete. Und zwar im doppelten Sinn: Die Belgierin beendet ja bei den US Open ihre Karriere zum zweiten Mal - und endgültig.
Wimbledon als Lieblingsturnier
"Eine Deutsche wird im Halbfinale sein - das ist doch schön", sagte Lisicki, die übrigens im deutschen Teil der Pressekonferenz behauptete, sie wisse nicht, ob sie schon einmal eine Nummer 1 der Welt zuvor geschlagen habe. Was sie weiß ist, dass Wimbledon "einfach mein Lieblingsturnier" ist. Im Vorjahr hatte eben erst Scharapowa ihren Erfolgslauf im Halbfinale gestoppt, diesmal nahm Lisicki erfolgreich Revanche.
"Dinge besser gemacht als ich"
Scharapowa, die erst vor wenigen Wochen in Roland Garros ihren Karriere-Grand-Slam perfekt gemacht hatte und zurück auf den Tennis-Thron geklettert war, blieb wie immer professionell und fair. "Sie hat einfach viele Dinge besser gemacht als ich. Sie hatte immer schon dieses Potenzial. Wenn sie auf diesem Level spielt, gehört sie sicher in die Spitze", sagte Scharapowa. "Natürlich verschwindet das, was ich vor ein paar Wochen erreicht habe, nicht sofort, das habe ich für den Rest meiner Karriere. Aber die Tennis-Welt dreht sich weiter." Nach dem glatten Sieg von Kerber stehen überhaupt erstmals seit 25 Jahren zwei deutsche Tennis-Damen im Wimbledon-Viertelfinale, damals waren es Steffi Graf und Claudia Kohde-Kilsch.
Favoritinnen mit Mühe
Auch die Titelverteidigerin Petra Kvitova sowie die 13-fache Major-Siegerin Serena Williams, die Nummern vier und sechs des Turniers, hatten große Mühe. Die Tschechin rang Francesca Schiavone (ITA-24) 4:6,7:5,6:1 nieder, Williams musste gegen die Kasachin Jaroslawa Schwedowa (KAZ) beim 6:1,2:6,7:5 ebenfalls über die volle Distanz. Nun spielen die beiden im Viertelfinal-Hit gegeneinander.
Federers Rücken zwickt
Bei den Herren hat sich Roger Federer als Erster auf dem Weg zu seinem erhofften siebenten Wimbledon-Titel ins Viertelfinale gespielt. Ein 7:6(1),6:1,4:6,6:3-Erfolg über den Belgier Xavier Malisse bedeutete sein bereits 33. Grand-Slam-Viertelfinale en suite. Der 30-jährige Schweizer trifft nun auf den Russen Michail Juschnij, der sich in fünf Sets gegen den Usbeken Denis Istomin durchsetzte.
Federer musste sich allerdings mehrmals am Rücken behandeln lassen. "Es war wohl eine Mischung aus dem Fünf-Satz-Match (in der Runde davor gegen Julien Benneteau, Anm.) und dem kalten Wind heute. Es fühlt sich jedenfalls schon wesentlich besser als vor ein paar Stunden an", gab Federer Entwarnung. Er sei jedenfalls nicht besorgt, versicherte er. Der Schweizer wird auf jeden Fall Rafael Nadal als Nummer zwei ablösen, programmierter Halbfinalgegner wäre der aktuelle Weltranglisten-Leader Novak Djokovic.