Die österreichische Top-Läuferin hat die 2:30-Marke als Traumziel ausgegeben.
Der zweite Marathon ihrer Karriere am Sonntag soll für Andrea Mayr wie die Premiere im Vorjahr ein Erfolgslauf werden. Die Oberösterreicherin hat sich für den Vienna City Marathon die Verbesserung ihrer österreichischen Bestmarke und im Idealfall das Unterbieten der Marke von 2:30-Stunden vorgenommen. "Diese Schallmauer zu durchbrechen ist natürlich der große Anreiz. Das ist nicht utopisch, aber auch nicht etwas, was ich locker laufen kann. Wenn die Tagesverfassung und das Wetter passen, dann werde ich in diesem Tempo anlaufen", betonte Mayr.
Starkes Debüt
Im Vorjahr lieferte sie in Wien trotz einer
zuvor erlittenen schweren Beinverletzung (Stressfraktur, gerissene Sehne) in
2:30:43 Stunden ein starkes Debüt ab. Diesmal ist sie in der intensiven
Trainingsphase von Verletzungen verschont geblieben und nach Hunderten
Trainingskilometern für den Tag X zuversichtlich. "Ich bin positiv
eingestellt. Von der Vorbereitung und vom Sachlichen her betrachtet, war
alles perfekt, aber beim Marathon muss alles zusammenpassen", erklärte
Mayr.
Die Glücksgefühle auf dem finalen Kilometer auf der von tausenden Zuschauern gesäumten Ringstraße sollen auch diesmal wieder für die Trainingsstrapazen und das Quälen über die längste olympische Laufdistanz entschädigen. "In der Schlussphase ist es im Vorjahr irrsinnig schwer gegangen, aber ich habe es trotzdem geschafft, und da haben die Zuschauermassen sicher geholfen", bestätigte Mayr.
Zwei Tempomacher
Zur Unterstützung auf den 42,195 km von der
Reichsbrücke bis zum Heldenplatz vertraut sie auf zwei bewährte Tempomacher.
Mayr wird diesmal nur geringfügig schneller als im Vorjahr anlaufen, als sie
die Halbmarathon-Marke in 1:14:47 passierte. Danach hofft sie darauf, dass
sie ab dem neuralgischen Kilometer 30 vom "Mann mit dem Hammer"
verschont bleibt und die zweite Hälfte konstant durchlaufen kann.
Die Form stimme jedenfalls, bekräftigte die ÖLV-Rekordhalterin nach der letzten harten Trainingseinheit am Mittwoch. "Diese Einheit war besser als jene im Vorjahr", betonte Mayr, die aber auch anmerkte, dass sie je nach Rennverlauf auch mit einer Zeit von 2:32 bis 2:34 zufrieden wäre.
Druck verspürt die Medizinerin, die seit dem Vorjahr im Heeresspital Stammersdorf den Turnus absolviert, keinen, Nervosität und Vorfreude schon eher: "Die Nervosität steigt. Die letzte Woche ist furchtbar, man ist nicht ausgelastet und hat kein hartes Training mehr." Noch am Sonntag absolvierte sie einen letzten langen 26-km-Dauerlauf. Wie immer ohne Pulsmesser - Mayr verlässt sich im Gegensatz zu tausenden Hobbyläufern, die mit allerlei Hightech-Geräten durch die Gegend hecheln, auf ihr Gefühl. Ihr Maßstab ist die Tempovorgabe von Trainer Hubert Millonig, wie schnell dabei der Puls schlägt, dem misst die Ex-Berglaufweltmeisterin eher wenig Bedeutung bei.
Positive Stimmung
Millonig ist jedenfalls positiv gestimmt, dass
der ÖLV-Rekord neuerlich fällt. "Sie hat gut und hart
trainiert. Die Arbeit ist getan, wir werden jedenfalls alles versuchen, das
gesteckte Ziel zu erreichen. Ich habe zu ihr gesagt: 'Du rennst entweder gut
oder sehr gut'", erzählte Millonig. Über die genaue Marschtabelle werde
erst kurzfristig vor Rennbeginn entschieden.
Der Trainer ortet vor allem im Geschwindigkeitsbereich noch Potenzial, es sei aber auch bei den ohnehin schon hohen Umfängen noch eine Steigerung möglich. "Hier stellt sich aber die Frage, wie sinnvoll das ist. Die Belastungen sind jetzt schon hoch, und sie muss ihr Training mit ihrer Arbeit in Einklang bringen können und auch Regenerationsphasen haben. Härte und Konsequenz hat sie aber schon oft bewiesen", sagte der Trainer. Der Fabelweltrekord von Paula Radcliffe steht bei 2:15:25, Top-Marathons werden zumeist mit Zeiten zwischen 2:20 und 2:25 gewonnen.
Top-Favoriten
Mayrs Rekordjagd drängt die Entscheidung um den
Tagessieg am Sonntag ein wenig in den Hintergrund. Topfavoritinnen sind die
zweifache Wien-Siegerin Luminita Talpos (ROM/Bestzeit: 2:26:43) und Hellen
Kimutai (KEN/2:25:33). Die Österreicherin will sich allerdings erst auf dem
letzten Streckenviertel mit den Mitläuferinnen beschäftigen. Dort könne der
Kampf Frau gegen Frau einen noch pushen, betonte Mayr im Rahmen einer
Pressekonferenz am Donnerstag. Insgesamt vier Läuferinnen haben mit
Bestzeiten unter 2:30 genannt.