Rekord-Boxkampf

Mayweather nach Sieg ausgebuht

03.05.2015

Gegner Pacquiao trat mit Schmerzen an - Mayweather will Titel niederlegen.

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Der vermeintliche Box-Fight des Jahrhunderts zwischen Floyd Mayweather und Manny Pacquiao war sportlich gesehen ein Allerwelts-Kampf - mit zwei Überraschungen nach dem Schlussgong. Schon vor dem Urteil sprang der siegessichere Floyd Mayweather in seinen schwarz-goldenen Shorts auf die Ringseile - und wurde von den meisten der 16.507 Zuschauern ausgebuht.



Müder Rekord-Fight
Der US-Amerikaner hatte in Las Vegas den sehnlichst erwarteten Multi-Millionen-Dollar-Kampf gegen den Filipino Manny Pacquiao deutlich mit 118:110, 116:112, 116:112 gewonnen. Doch der "Kampf des Jahrhunderts" war den Hype und die Hysterie nicht wert.

Letztlich wird das Duell nur wegen seiner Irrsinns-Summen mit erwarteten Einnahmen von bis zu 400 Millionen Dollar in Erinnerung bleiben, nicht aber aufgrund der sportlichen Qualität. Viel interessanter als die zwölf Runden war da der Promi-Auflauf mit Hollywood-Stars von Clint Eastwood und Leonardo DiCaprio bis zu Sportgrößen wie Steffi Graf und Andre Agassi.

"Ein bisschen ein Reinfall"
Mayweather hatte erneut effektiv geboxt und mit seiner kontrollierten Defensive Erfolg. Pacquiao wirkte zwar offensiver, hatte aber weniger Treffer und letztlich nicht die Schlagkraft, um seinen Kontrahenten oft genug wirkungsvoll zu treffen. "Ich habe mein Bestes gegeben, aber das war nicht gut genug", meinte er.

Der Sieger traf mit einem Drittel seiner Schläge, Pacquiao noch nicht einmal mit jedem fünften. Überzeugen konnte keiner der beiden Superstars, die ihren Leistungshöhepunkt schon ein paar Jahre hinter sich haben. Das amerikanische Magazin "Sports Illustrated" brachte es auf den Punkt: "Der Kampf des Jahrhundert war ein bisschen ein Reinfall."

"Ich werde als Gewinner sterben"
Mayweather aber spuckte auch nach der enttäuschenden Show große Töne. "Ich wurde als Gewinner geboren und werde als Gewinner sterben. Ich bin jedem Boxer zehn Schritte voraus", behauptete der Weltmeister. Pacquiao stellte dagegen noch im Ring klar, dass er sich als Sieger sehe.

Pacquiao verletzt?
Weitaus überraschender kam jedoch die Ankündigung des 36-Jährigen, mit einer Verletzung geboxt zu haben. Sein Promoter Bob Arum hob hervor, dass sich Pacquiao vor einigen Wochen im Training die rechte Schulter verletzt habe. Die Bitte, knapp zwei Stunden vor Kampfbeginn eine entzündungshemmende Spritze verabreicht zu bekommen, wurde laut Arum von Nevadas Boxbehörde (NSAC) abgelehnt.

Es habe keinen Beweis für eine Verletzung gegeben, sagte NSAC-Präsident Francisco Aguilar. Arum beklagte, dass der Ausgang des Kampfes durch die Entscheidung beeinflusst wurde. "In der dritten Runde habe ich Schmerzen in der Schulter gespürt", betonte Pacquiao, der seine sechste Niederlage im 65. Kampf kassierte. Trainer Freddie Roach ergänzte, dass sein Schützling den rechten Haken nicht mehr so konstant schlagen konnte, da die Verletzung ihn behindert habe.

Mayweather will Titel niederlegen
Mayweather wollte die angeblichen Beschwerden seines Gegners nicht gelten lassen. Er habe auch Verletzungen an Händen und Armen, aber trotzdem einen Weg zum Sieg gefunden, meinte der Champion. Auch er hatte eine Überraschung parat: Mayweather kündigte an, demnächst seine WM-Gürtel niederlegen zu wollen.

Dieser Schritt kommt unerwartet. Andererseits muss Mayweather nach seinem 48. Sieg im 48. Fight niemandem mehr etwas beweisen. Er ist nicht nur der Moneymaker des Box-Business - durch diesen Kampf mindestens um 180 Millionen Dollar reicher - sondern Champion im Weltergewicht nach WBC- WBA- und nun auch WBO-Version. "Es ist Zeit, dass andere, Jüngere um diese Gürtel kämpfen. Ich bin nicht habgierig", meinte Mayweather, der 2014 mit 105 Millionen Dollar die Forbes-Liste der reichsten Sportler anführte.

Im September will der 38-Jährige noch einmal in den Ring steigen, danach sei Schluss. Bei einem Erfolg in seinem nächsten Kampf würde Mayweather den Rekord von Rocky Marciano von 49 Siegen einstellen.

VIDEO: Mayweather gewinnt gegen Pacquiao



Pacquiao: "Ich habe gewonnen"
"Zunächst einmal möchte ich Gott für diesen Sieg danken, jetzt weiß ich, warum Pacquiao so berüchtigt ist. Er ist ein cleverer Kämpfer", sagte der US-Star und will im September wieder in den Ring steigen. Pacquiao sah sich hingegen vorne: "Ich habe gewonnen", sagte er.

Mayweather behält damit seinen WBC- und WBA-Super-Championtitel im Weltergewicht und bekommt den WBO-Gürtel des zwei Jahre jüngeren Pacquiao. Die Einnahmen des Kampfes sollen bis zu 400 Millionen Dollar (357 Millionen Euro) betragen. Mayweather soll 140 bis 180 Millionen US-Dollar erhalten, Pacquiao bekommt 100 bis 120 Millionen Dollar.

Kampf begann mit Verspätung

Das mit Spannung erwartete und als Kampf des Jahrhunderts titulierte Aufeinandertreffen begann mit reichlich Verspätung. Zahlreiche kurzentschlossene Käufer des Pay-Per-View in den USA sorgten laut der amerikanischen Kabelanbieter für die Verzögerung.

Buhrufe für Mayweather
Schon der Einlauf demonstrierte nach der Wartezeit den Unterschied der beiden Kämpfer: Pacquiao tänzelte lächelnd im weißen Shirt in den Ring, der als protzig verschriene Mayweather stapfte mit grimmiger Miene und goldbesetzter Kapuzenweste aus der Kabine, wurde vom Publikum ausgebuht.

Und der vier Zentimeter größere Favorit spielte gleich seine Reichweitenvorteile aus, setzte mit rechts in der ersten Runde einige Körpertreffer und dominierte zunächst. Vor den Augen der zahlreichen Prominenten von Steffi Graf und Andre Agassi in Reihe zwei über Basketball-Legende Michael Jordan bis zu den Schauspielern Mark Wahlberg und Clint Eastwood begann Pacquiao überraschend zurückhaltend. Unter lauten "Manny, Manny"-Rufen der Zuschauer wurde "Pac Man" erst nach dem ersten Abtasten aktiver, setzte Mayweather immer stärker mit seinem Trommelfeuer an Fäusten unter Druck.

In Runde vier drängte Pacquiao seinen Kontrahenten an die Seile, landete einen klaren Treffer zum Kopf. Mayweather reagierte gereizt, übernahm wieder die Kontrolle. Der erfahrene Ringrichter Kenny Bayless ermahnte beide, den Kampf sauber zu halten. Aufreizend lässig lächelte Mayweather die Attacken seines flinkeren, aber auch ungenauer schlagenden Gegners weg. "Floyd nimmt einige Körpertreffer und Pacquiao wird nicht müde", analysierte Ex-Schwergewichtschampion Evander Holyfield bei ESPN. Dennoch zeigte Mayweather insgesamt die klareren Aktionen, lag auf den Zetteln der Punktrichter deutlich vorne.

Im letzten Viertel war den Athleten ihr fortgeschrittenes Box-Alter anzumerken, das Tempo des Kampfes nahm deutlich ab. Vor der Schlussrunde umarmten sich beide, in der letzten Minute startete Pacquiao noch einmal einen Verzweiflungsangriff. Mayweather riss schon kurz vor dem Schlussgong die Arme nach oben und braucht nun nur noch einen Erfolg zum Rekord der ebenfalls ungeschlagenen Box-Legende Rocky Marciano. Für Pacquiao war es hingegen im 65. Kampf die sechste Niederlage.

VIDEO: Cartoon: manche Fans sahen das Ende des Boxkampfes anders

 

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