Krimi
Melzer kämpft sich in Runde 3
24.06.2008
Niederösterreicher ringt US-Amerikaner Levine in 5 Sätzen nieder und steht in Runde 3 von Wimbledon. Sybille Bammer schied nach 3-Satz-Kampf aus.
Österreichs Tennis-Nummer-eins Jürgen Melzer erweist sich in Wimbledon als Marathon-Mann. Der 27-Jährige aus Deutsch-Wagram musste auch gegen den amerikanischen Weltranglisten-137. Jesse Levine über die volle Distanz, siegte aber 4:6,6:2,3:6,6:4,6:1. Am Ende setzte sich Melzers größere Routine gegen den 20-jährigen Newcomer, der beim Rasen-Klassiker erste sein drittes Grand-Slam-Turnier bestritt, durch. Pech hatte hingegen Sybille Bammer. Die Oberösterreicherin zog gegen die Chinesin Shuai Peng mit 6:7(7), 6:4, 3:6 den Kürzeren.
Lange Zeit ausgeglichen
Die Partie von Jürgen Melzer war bis
Ende des vierten Satzes offen. Danach gelang Melzer mit einem hervorragenden
Zu-Null-Returngame der Satzausgleich. Im fünften Satz war die Nummer 72 der
Welt klar überlegen und verwertete nach rund zweieinhalb Stunden den ersten
Matchball: "Ich wollte einfach in den fünften Satz kommen. Ich wusste,
dass ich dann mental stärker und vielleicht auch fitter bin."
Eigenfehler
Den langen Arbeitstag nahm Melzer zum Teil auf seine
eigene Kappe: "Den ersten Satz hätte ich gewinnen müssen, da war ich so
viel besser. Im dritten hatte ich dann ein wirklich schlechtes Servicegame
mit vier Fehlern." Levine hatte bisher vornehmlich für Schlagzeilen
gesorgt, als er im letzten Sommer von einem gewissen Roger Federer zu
Trainingszwecken für zehn Tage nach Dubai eingeladen wurde. Der unbekannte
College-Spieler nahm dankend an.
Pause half
Eine Toilettenpause des Schützlings von Joakim
Nyström nach Satz drei hatte dann positive Auswirkungen, von da an war
Melzer der Dominierende am Rasen: "Ich habe mich wieder auf meinen
Aufschlag konzentriert und auf die Sachen, die ich gut kann. Das hat gut
geklappt." Nun hat Melzer die Chance, beim siebenten Versuch erstmals
ins Achtelfinale eines Grand-Slam-Turniers einzuziehen.
Chance auf erstes Major-Achtelfinale
Melzer hat damit seine
Wimbledon-Bestmarke von 2005 egalisiert, damals war er danach in fünf Sätzen
am in der Versenkung verschwundenen Argentinier Guillermo Coria gescheitert,
nachdem Melzer die ersten beiden Sätze gewonnen hatte. "Ich habe
etwas nachgelassen und er hat zugeschnappt", erinnert sich Melzer. Nun
präsentiert sich die Ausgangslage sehr gut: Nächster Gegner ist Arnaud
Clement (ATP-Nummer 145).
Jetzt gegen Clement
Der frühere Melbourne-Finalist setzte sich
in drei Sätzen gegen Benjamin Becker, den Bezwinger von Nikolaj Dawydenko,
durch. Melzer weiß, dass er sich sein erstes Major-Achtelfinale hart
verdienen muss: "Das wäre natürlich ein spezieller Moment für mich. Es
wird aber sehr schwer. Er ist der klassische Konterspieler und ich bin der
klassische Angriffsspieler. Hoffentlich kann ich mich von meinen beiden
Fünfsatzpartien gut erholen."
Bammer out
Sybille Bammer hat den Drittrunden-Einzug in Wimbledon
knapp verpasst. Die durch eine Stirnhöhlen- und Halsentzündung geschwächte
28-jährige Linzerin unterlag der Chinesin Shuai Peng nach knapp drei Stunden
6:7(7),6:4,3:6. Bammer hatte nach der Partie drei Punkte mehr auf dem Konto
(116:113) und sich auch mehr Breakchancen herausgespielt, konnte aber nur
sieben von 20 Möglichkeiten nutzen.
"Ich hatte heute auch so viel Pech wie selten, aber vor allem lag es an der Gesundheit. Wenn ich gesund bin, verliere ich diese Partie nie", so die österreichische Nummer 1, die auch erklärte: "Bei einem anderen Turnier wäre ich gar nicht angetreten." Coach Jürgen Waber verdeutlichte ihren Zustand: "Sie war vielleicht 50 bis 60 Prozent fit."
Die Weltranglisten-27. wird nun heimreisen und dann bei ihrem Arzt die Blutwerte checken lassen. "Ich hoffe, dass ich mit den richtigen Medikamenten und einer kurzen Pause nach vier, fünf Tagen wieder fit bin." Für den 10. Juli ist der Abflug in die USA geplant, wo die Events in Stanford, Los Angeles und Montreal im Programm stehen.
Anschließend würden die Olympischen Spiele in Peking anstehen. Das Österreichische Olympische Komitee hat dazu die Selektionen noch nicht getroffen, will dies bis spätestens 20. Juli tun. "Es ist natürlich sehr unangenehm wegen der Planung", so Waber zu dieser Regelung. Praktisch alle anderen Verbände haben unlängst ihre Starter beim olympischen Tennisturnier bestimmt.