Australian Open
Melzer nach Sieg erstmals in Top 10
22.01.2011
Nach dem Erfolg über Baghdatis trifft Melzer jetzt auf Muray.
Das große Ziel, Einzug in die Top Ten, ist geschafft. Jürgen Melzer hat am Samstag zum ersten Mal das Achtelfinale der Australian Open erreicht und damit auch den auf Platz 10 platzierten Michail Juschnij überholt. Der 29-jährige Niederösterreicher, der damit beim vierten Major-Turnier en suite zumindest das Achtelfinale erreicht hat, führte gegen den Zyprioten Marcos Baghdatis mit 6:7(5),6:2,6:1,4:3, als sein Gegner nach 2:21 Stunden wegen einer Fingerverletzung aufgeben musste. Melzer trifft nun am Montag auf den als Nummer 5 gesetzten Schotten Andy Murray, da wird das ÖTV-Ass erstmals Außenseiter sein.
Einzug in die Top 10
Für Melzer ging damit vor 10.000 Zuschauern in der Hisense-Arena ein Traum in Erfüllung, als erst zweiter Österreicher nach Thomas Muster fixierte er laut ATP mit diesem Sieg den Einzug in die Top Ten der Welt. Den zehntplatzierten Juschnij, der zuvor in der dritten Runde verloren hatte, hat er überholt. Nach den French Open (Semifinale), Wimbledon und den US Open (jeweils Achtelfinale) hat er seinen "Melzer Slam" also geschafft.
Melzer stolz und misstrauisch
"Ich habe lange gebraucht, dass ich eine vierte Runde bei einem Major erreicht habe. Jetzt habe ich es vier Mal in Folge geschafft, das macht mich sehr stolz", meinte Melzer noch auf dem Platz. Bei der Pressekonferenz zeigte sich Melzer einerseits schon auf das nächste Match fokussiert, andererseits noch ein bisschen misstrauisch, ob nicht auch noch unvorhergesehen starke Spieler die Top-Ten-Platzierung gefährden könnten.
"Klar, Top Ten ist Monster. Aber ich weiß nicht, ob nicht noch irgendetwas passieren könnte und sich jemand durchspielt", war Melzer vorsichtig. Außerdem sieht er seine Mission in Melbourne noch nicht beendet. "Die Rangliste kommt erst in einer Woche raus und bis dorthin habe ich die Möglichkeit, auch weitere Matches zu gewinnen und das möchte ich auch tun", kündigte er kämpferisch an.
Fehlerhafter Beginn
Gegen Baghdatis hatte es überhaupt nicht nach Plan des Doppel-Wimbledonsiegers begonnen. Völlig untypisch beging Melzer im ersten Satz nicht weniger als 25 (!) Eigenfehler, spielte hektisch, verkrampft und ging auch viel zu schnell auf den Punkt. So vergab er auch eine 5:3-Führung, wehrte bei 5:6 zwar noch zwei Satzbälle ab, und verlor das Tie-Break nach 61 Minuten mit 5:7. "Der erste Satz war wohl einer meiner schlechtesten seit einer langen Zeit. Ich habe mich gefühlt, als hätte ich Millionen unerzwungene Fehler gemacht", sagte Melzer.
Match gedreht
In der Pause hat er sich neu konzentriert. "Ich kann mich mittlerweile nach so einem Satz hinsetzen und mir denken, okay, ich muss etwas ändern und schauen, dass ich viel weniger Fehler mache, bisschen mehr Flugbahn spiele." Baghdatis startete dann auch in den zweiten Satz stark, der frühere Weltranglisten-Achte ging nach einem Break 2:0 in Führung. "Aber dann bin zurückgekommen ins Match. Als ich ihn zurückgebreakt habe, habe ich das Gefühl gehabt, ich habe jetzt meine Range (den Bereich-Anm.) gefunden, wo ich hinspiele und wie ich ihm wehtun kann."
Österreichs "Sportler des Jahres" holte innerhalb von nur 28 Minuten Satz zwei mit 6:2. Mitte des dritten Satzes habe er bemerkt, dass Baghdatis ein Problem mit dem kleinen Finger habe. Dann war es Baghdatis, der weit fehlerhafter war. Der Zypriote hatte sich mehrmals an seiner rechten Hand behandeln lassen, allerdings kein "medizinisches Time-Out" genommen. Als Melzer dann im vierten Satz das Break zum 4:3 gelang, ging Baghdatis zum Handshake ans Netz - er gab auf.
Fingerverletzung bei Baghdatis
Baghdatis meinte in seiner Match-Analyse, dass er die Verletzung am kleinen Finger der rechten Hand schon im Match gegen Juan Martin del Potro gespürt hatte, aber er gedacht hatte, es sei nichts Schlimmeres. "Im Tiebreak des ersten Satzes hat er mir dann wieder wehgetan, und nachdem ich das Break zu Beginn des zweiten Satzes geschafft hatte, wurde es immer schlimmer", erklärte Baghdatis. Speziell bei harten Schlägen habe ihn dann ein Schmerz durchzuckt. "Es machte am Ende keinen Sinn mehr weiterzuspielen."
Jetzt wartet Murray
Während Baghdatis seine Koffer packen muss, geht es für Melzer schon am Sonntag im Doppel-Achtelfinale (3. Match nach 11.00 Uhr) weiter. Am Montag spielt er dann gegen den als Nummer 5 gesetzten Andy Murray um sein zweites Viertelfinale bei einem Major-Turnier. Die Bilanz spricht mit 0:4 zwar gegen Melzer, doch das bisher letzte Match datiert aus dem Jahr 2009 - vor dem Durchbruch des French-Open-Halbfinalisten. "Ein Top-5-Spieler, gegen den ich noch nie gewonnen habe. Ich habe meine Chancen, bin als Spieler gereift im Vergleich zu den letzten Partien - ich traue ihn mir auf alle Fälle zu."