Der Schweizer ringt im "Duell der Generationen" Kyrgios nieder.
Beinahe hätte Nick Kyrgios, der zuletzt u.a. auch zweimal Novak Djokovic bezwungen hat, auch den Erfolgslauf von Roger Federer beendet. Doch der 35-jährige Schweizer setzte sich am Freitag in einem der besten Matches des Jahres im Halbfinale des ATP-Masters-1000-Turniers in Miami doch noch durch: Erst nach 3:10 Stunden stand der Schweizer als 7:6(9),6:7(9),7:6(5)-Sieger fest.
Damit war das Traumfinale gegen Rafael Nadal Realität. Es ist die Wiederholung des Endspiels der Australian Open sowie das bereits dritte Duell der beiden ewigen Rivalen in diesem Jahr.
Doch schon das "Halbfinale der Generationen" bot eigentlich alles, was man von einem Tennis-Match erwarten kann: Zwei sehr unterschiedliche Charaktere, spektakuläre Ballwechsel, ein mitgerissenes Publikum und Spannung bis zum Schluss. "Das fühlt sich recht gut an, weil man nicht so oft drei Tiebreaks in einem Match spielt", freute sich Federer. "
Federer beschenkt seine Söhne
"Es ist großartig so zu gewinnen, besonders weil ich mich an die Niederlage gegen ihn vor ein paar Jahren erinnere. Das war hart, es war der Geburtstag meiner Söhne. Ich konnte nicht mit ihnen sein und hatte dann das Match, also war es nett, das heute zu gewinnen."
Auch 2015 war das Match in Madrid übrigens über drei Tiebreaks gegangen, damals mit dem 12:10 im dritten Satz für Kyrgios. Der Australier hatte wieder seine emotionalen Ausbrüche, zeigte aber u.a. auch einen "Tweener" (Schlag durch die Beine) zum gelungenen Passierball. Im ersten Satz ließ Kyrgios zwei Satzbälle ungenützt, ehe Federer seinen dritten nützte.
Kyrgios hatte die nächste Überraschung dennoch auf dem Schläger, als er im dritten Satz bei 5:4 schon auf den Sieg servierte. Aber Federer, der selbst im Tiebreak des zweiten Satzes schon zwei Matchbälle ausgelassen hatte, rettete sich ins dritte "jeu decisif". Nach der Verwertung seines dritten Matchballs jubelte Federer, während Kyrgios seinen Schläger wütend zu Boden schleuderte.
(c) Getty
Kyrgios konnte trotzdem erhobenen Hauptes Miami verlassen. "Ich denke, mein Tennis-Level war immer schon hoch, aber jetzt kämpfe ich auch mental wirklich um jeden Punkt. Das macht den Unterschied aus", konstatierte der erst 21-jährige Heißsporn. "Offensichtlich bin ich ein emotionaler Kerl", gestand Kyrgios.
Nadal konnte Kräfte sparen
Nun kommt es am Sonntag (19.00 Uhr) zum schon 37. Aufeinandertreffen Federer-Nadal. Nadal führt im Head-to-Head mit 23:13, hat aber die vergangenen drei Duelle verloren. Zwei davon 2017, in einem großartigen Australian-Open-Final-Fight in fünf Sets und vor zwei Wochen im Achtelfinale von Indian Wells. Federer wird trotz seiner nun 18 Siege in 19 Matches seit seinem großartigen Comeback Nadal alles andere als unterschätzen.
"Es fühlt sich an, als müsste ich gegen Rafa einen Berg erklimmen. Er hat dieses Turnier noch nie gewonnen und er wird sich definitiv frischer als ich fühlen. Aber das ist kein Problem, ich werde am Sonntag ready sein", versprach Federer, der sich für Nadals Comeback ähnlich freut wie über sein eigenes. "Ich freue mich sehr für ihn, nach allem, was er auch letztes Jahr durchgemacht hat. Es fühlt sich an wie in alten Zeiten. Wir spielen jetzt jede Woche gegeneinander und können nicht genug voneinander kriegen", erklärte Federer.
Nadal hatte zuvor Kräfte gespart und sich gegen Fabio Fognini mit 6:1,7:5 weit leichter getan. "Es ist großartig, hier wieder im Finale zu stehen. Es ist mir egal, gegen wen es geht", hatte Nadal noch vor dem zweiten Semifinale gemeint. Gegen Federer weiß der Spanier aber definitiv weit besser, was ihn erwartet.