Nach dem sensationellen Rasen-Triumph über Briten in Wimbledon droht Österreich in der Weltgruppe aber gleich wieder ein Auswärtsspiel.
Österreichs Davis-Cup-Team hat 20 Jahre nach dem erstmaligen Aufstieg in die Weltgruppe den Kreis geschlossen. 1988 war es ein 5:0-Heimsieg auf Sand in Zell/See, am vergangenen Wochenende schafften Jürgen Melzer, Alexander Peya und Julian Knowle einen 3:2-Auswärtssieg - wieder gegen Großbritannien, diesmal aber auf deren Lieblingsbelag in Wimbledon. Vor der Belagswahl muss sich die aktuelle Spielergeneration nicht so sehr fürchten, doch die Gegner werden 2009, im sechsten Jahr en suite im Kreis der weltbesten Mannschaften, wieder sehr stark sein.
Dienstag ist Lostag
Die Auslosung am Dienstag (11:30 Uhr) in
Madrid stellt die Weichen. Nur unter optimalen Voraussetzungen könnte es
endlich wieder gelingen, erstmals seit 1995 (4:1-Heimerfolg über Spanien)
das Viertelfinale der Weltgruppe zu erreichen. Der erste Auswärtssieg in
einem Weltgruppen-Play-off seit 1994 in Uruguay gibt aber zumindest
Hoffnung, die möglichen Gegner etwas weniger.
Auswärtsspiel droht
Denn mit Russland und Frankreich müssten
nur zwei Mannschaften vom 6. bis 8. März nach Österreich kommen. Gegen die
USA, Argentinien, Spanien, Kroatien, Schweden und Deutschland gäbe es
jeweils Auswärts-Trips. Und die Topspieler spielen gerne Davis Cup,
vergangenes Wochenende waren neun der Top Ten im Einsatz, James Blake war
nominiert, musste aber wegen Übermüdung absagen.
Wunschlos
"Argentinien auswärts auf Sand kann eher mühsam sein.
Besser wäre schon eher ein Land, das auch Indoor in der Halle spielt, weil
da unser Team als gesamtes auch am Liebsten antritt vielleicht", glaubt
Davis-Cup-Kapitän Gilbert Schaller, der von seiner schönsten Woche in dieser
Funktion spricht, selbst wenn es kein Heimspiel war. "Daheim war immer ein
bisserl ein Beigeschmack dabei", spricht er entweder Niederlagen oder auch
fehlende Zuschauer an.
Belagswahl ist egal
Mit dem "Wimbledonsieg" hat die
Schaller-Equipe Weltgruppen-Würdigkeit bewiesen: "Wir brauchen nicht Angst
wegen dem Bodenbelag haben, aber in der Weltgruppe werden wir wieder
Außenseiter sein", warnt er vor übertriebenen Erwartungen.
Peyas großer Tag
Erstmals zum "Davis-Cup-Helden" wurde
Alexander Peya, dessen Einzelkarriere vielleicht noch einmal einen Kick
bekommen könnte. Immer wieder hatte er an die Top 100 angeklopft, es dann
auch geschafft, sich aber nicht dort halten können.
"Es ist halt nicht so einfach, bei größeren Turnieren gegen bessere Gegner. Das Verhältnis von Siegen und Niederlagen verschiebt sich dann, man verliert das Selbstvertrauen", erklärt der Wiener. Mit 28, nach seinem vielleicht wichtigsten Sieg, will er sich noch einmal nach oben kämpfen vom derzeit 164. Platz.
Im Doppel stark
2005 hatte Peya schon ans Aufhören gedacht,
dazwischen wird er immer wieder darauf angesprochen, ob er sich nicht aufs
Doppel konzentrieren möchte. Der Wiener liegt im Doppelranking ja mit Rang
57 weit besser. "Das kann ich noch nicht, dazu macht mir das Einzel zu viel
Spaß und es ist auch noch zu viel drinnen."
Kein fixer Trainer
Peya hat derzeit keinen festen Trainer,
arbeitet nun etwas mit dem früheren Profi Lars Übel und tritt demnächst in
Tokio und bei der Bank-Austria-Trophy in Wien an, danach stehen noch eine
Reihe von Turnieren auf Challenger-Niveau an.
Teamgeist siegte
Während die Briten ein bisschen wegen der
"one-man-show" rund um Andy Murray und dem fehlenden zweiten guten
Einzelspieler jammerten, hat Österreichs guter Teamspirit eine wichtige
Rolle gespielt. Andy Murray war die letzten beiden Sätze des
Entscheidungseinzels nicht mehr auf der Bank der Briten zu sehen, Melzer
feuerte seinen Teamkameraden bis zum Schluss lautstark an. Dieser
Unterschied blieb auch der britischen Presse nicht verborgen.
"Unser Team hält zusammen, wir unterstützen einander - das ist eine sehr wichtige Sache. Wie auch Jürgen schon gesagt hat: es ist nett, diesen Sieg als Team zu bekommen, jeder hat seinen Teil beigetragen."