"Im Endeffekt bin ich am eigenen Körper gescheitert".
Für Jürgen Melzer sind die French Open im Einzel schon nach dem ersten Tag vorbei. Der 31-jährige Niederösterreicher musste sich am Pfingstsonntag in Paris trotz einer 2:0-Satzführung dem deutschen Qualifikanten Michael Berrer noch mit 7:6(5),6:4,2:6,2:6,3:6 geschlagen geben. Für den als Nummer 30 gesetzten Weltranglisten-32. war es eine bittere Niederlage, zumal er schon Ende des zweiten Satzes ungewöhnlich Krämpfe bekommen hat.
Nach den zwei gewonnenen Sätzen verließen Melzer zusehends die Kräfte. Zwar hielt er 3:42 Stunden lang durch und wartete bis zum Schluss auf seine Chance, letztlich musste er aber doch die erste Erstrunden-Niederlage in Roland Garros seit 2006 zur Kenntnis nehmen.
"Im Endeffekt bin ich an meinem eigenen Körper gescheitert. Es war ein Spiel, das ich okay angefangen habe und dann habe ich aber Krämpfe bekommen. Das war für mich sehr neu. Nach ungefähr 90 Minuten, da bekommt man normal keine Krämpfe", wunderte sich Melzer, der aber bezüglich seiner Hüftverletzung erleichtert war. "Ich habe fast vier Stunden ohne Hüftschmerzen spielen können, das ist das Positive daran."
Ans Aufgeben hat Melzer nie gedacht. "Mit Krämpfen kann man weiterspielen, wenn es nicht ganz schlimme sind. Man muss halt die Punkte verkürzen, das habe ich probiert. Dann habe ich noch die eine oder andere Chance gehabt", erinnerte sich Österreichs Nummer eins.
Nach zwei relativ rasch verlorenen Sätzen motivierte sich Melzer zu Beginn des fünften Satzes noch einmal besonders und ging 2:0 in Führung. Berrer gelang allerdings das Rebreak zum 2:2. Ein entfernter Gewitterdonner und heranziehende dunkle Wolken kündeten letztlich keine Unterbrechung, sondern das Aus für den Deutsch Wagramer an. "Natürlich wünscht man sich da, dass man den fünften Satz am nächsten Tag fertig spielen kann", erklärte er seine Gedanken beim Blick zum Himmel in dieser Phase.
Seine wohl letzte Chance verpasste Melzer, der über lange Zeit schon neben sich stehend wirkte, im siebenten Game. Da wehrte Berrer einen Breakball mit einem Ass ab und machte in der Folge das entscheidende Break zum 5:3.
"Der fittere Spieler bei einem Grand Slam gewinnt", sagte Melzer resümierend und konnte dabei sogar ein bisschen lächeln. Dabei hat er seit seinem sensationellen Halbfinaleinzug vor zwei Jahren in Paris nicht viel Grund zur Freude. Schon vergangenes Jahr war hinter seinem Antreten wegen einer Rückenverletzung ein großes Fragezeichen gestanden und auch heuer veranlasste ihn erst ein Test am Vortag seines Einsatzes zum Ja zum Paris-Einsatz. Zunächst eine Knöchelverletzung, dann eine Hüftverletzung hatten Melzer im Vorfeld behindert.
Melzer möchte aber im Doppel mit Philipp Petzschner antreten, auch einen Mixed-Einsatz schloss er nicht aus. Seine nächsten Einzel-Turniereinsätze sind nur zur Wimbledon-Vorbereitung auf Rasen in Halle und Hertogenbosch geplant.