Wimbledon
Murray rettet sich nach ins Semifinalee
03.07.2013
Schotte dreht 0:2-Satzrückstand, auch die übrigen Viertelfinalpartien turbulent.
Andy Murray sah schon wie der Verlierer aus, Juan Martin del Potro stand nach wenigen Minuten kurz vor dem K.o., Jerzy Janowicz schrieb polnische Tennis-Geschichte. Auch im Viertelfinale von Wimbledon haben die Zuschauer turbulente und verrückte Partien erlebt. Im Kampf um den Einzug ins Endspiel duellieren sich am Freitag der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic und der frühere US-Open-Champion Del Potro sowie der britische Hoffnungsträger Murray und der polnische Jungstar Janowicz.
Vorjahresfinalist und US-Open-Sieger Murray drehte am Mittwoch nach einem 0:2-Satzrückstand noch das Match gegen den Spanier Fernando Verdasco und feierte nach 3:27 Stunden einen 4:6,3:6,6:1,6:4,7:5-Erfolg, der ihn zum fünften Mal in Folge ins Wimbledon-Halbfinale brachte. Damit ist die Hoffnung, die 77-jährige britische Sieglosigkeit im Wimbledon-Herrenturnier zu beenden, weiter am Leben.
"Ich habe mich am Anfang schlecht bewegt und viele leichte Fehler gemacht", erklärte der 26-jährige Olympiasieger den Fünfsatz-Marathon. Unter den Tausenden Fans, die ihren Matador trotz des 0:2 unverdrossen anfeuerten, befand sich auch Fußball-Ikone Sir Alex Ferguson. Ihm hatte am Mittwoch auch Jürgen Melzer die Hand geschüttelt. Das endgültige Aus des Österreichers, der im Achtelfinale an Janowicz gescheitert war, konnte aber auch das nicht verhindern. Im Doppel-Viertelfinale war am Mittwoch Schluss für den Niederösterreicher, im Mixed verabschiedete sich auch Alex Peya vom Turnier.
"Gott sei Dank ist es bei mir später besser gelaufen, ich habe mich viel besser bewegt", atmete Murray nach seinem hart erkämpften Sieg auf. "Die Kulisse war unglaublich", bedankte sich der Schotte bei den Zuschauern. "Ich hatte schon viele Spiele, in denen ich zurücklag und trotzdem gewonnen habe", erklärte er. Zum Halbfinale meinte Murray: "Jerzy ist einer der besten Jungen. Das wird wieder ganz schwer."
Del Potro bezwang den Weltranglisten-Vierten David Ferrer aus Spanien 6:2,6:4,7:6 (5) und fordert nun die Nummer eins heraus. "Gegen Novak Djokovic muss ich 110 Prozent geben", sagte der 1,98 Meter große Argentinier nach seinem nicht mehr für möglich gehaltenen Erfolg gegen Ferrer.
In die Tennis-Geschichtsbücher seines Landes schrieb sich Janowicz ein. Der 22-jährige "Riese" entschied das Duell mit Landsmann Lukasz Kubot mit 7:5,6:4,6:4 für sich und erreichte als erster polnischer Tennisspieler das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers.
"Ich bin sehr, sehr glücklich", sagte Janowicz mit Tränen in den Augen. "Ich finde im Moment noch nicht die richtigen Worte dafür." Auf dem Court Nummer eins hatten sich wenige Augenblicke zuvor rührende Szenen abgespielt, als sich Kubot und Janowicz lange innig mitten auf dem Platz umarmten und dann ihre Hemden tauschten.
Im ersten Match auf dem Centre Court stand Del Potro nach nur wenigen Sekunden schon vor dem vorzeitigen Verletzungs-K.o. Erst vier Punkte waren gespielt, als der US-Open-Champion von 2009 auf dem Rasen ausrutschte und minutenlang am sowieso schon lädierten linken Knie behandelt werden musste.
"Ich hatte große Schmerzen im Knie und war nah dran aufzugeben. Aber der Arzt hat mir offenbar magische Pillen gegeben. An dieses Spiel werde ich mich immer erinnern", sagte der Weltranglisten-Achte. "Ich habe mein bestes Tennis gespielt und bin so glücklich, hier im Halbfinale zu stehen." Für den oft von Verletzungen geplagten Del Potro ist die Partie am Freitag gegen Djokovic das erste Halbfinale auf dem Heiligen Rasen von London.
Der Weltranglisten-Erste Djokovic setzte sich gegen Tomas Berdych aus Tschechien 7:6(5),6:4,6:3 durch und erreichte zum 13. Mal in Folge das Semifinale eines Grand-Slam-Turniers. "Es war ein enges Match und hätte auch in die ganz andere Richtung laufen können", meinte der Serbe trotz seines glatten Sieges.
Es deutet jedenfalls viel auf ein Finale Djokovic gegen Murray hin. Dort würde Lokalmatador Murray wieder versuchen, als erster Brite seit Fred Perry 1936 das Turnier zu gewinnen. Im Vorjahr hatte er das Endspiel gegen den 2013 früh gescheiterten Roger Federer verloren.