Mit Rafael Nadal ist am Dienstag nach Roger Federer ein zweiter Spieler der "großen Vier" bei den Australian Open vorzeitig ausgeschieden. Der als Nummer drei gesetzte Spanier musste sich erstmals seit acht Jahren (Madrid 2006) dem Tschechen Tomas Berdych, der in Runde zwei Jürgen Melzer ausgeschaltet hatte, beugen. Berdych zog mit einem 6:2,6:0,7:6(5) sicher ins Halbfinale ein.
In diesem trifft Berdych entweder auf Andy Murray (GBR-6) oder den aufstrebenden Australier Nick Kyrgios, die in der Night Session aufeinandertrafen. Für Berdych endete damit eine Serie von 17 Niederlagen gegen den sonst so unwiderstehlichen Spanier, der allerdings nach seiner längeren Pause noch immer nicht in Bestform agiert. Berdych wäre der erste Spieler überhaupt gewesen, der 18 Tour-Level-Matches gegen einen Gegner in Folge verliert. Der 29-jährige Berdych steht nun sogar ohne Satzverlust wie schon 2014 im Halbfinale des ersten Grand-Slam-Turniers des Jahres.
Wenig Spannung bei den Damen
Bei den Damen verliefen die ersten beiden Viertelfinali ebenfalls einseitig: Das mit Spannung erwartete Generationenduell zwischen der als Nummer zwei gesetzten Co-Favoritin Maria Scharapowa und Kanadas neuem Star Eugenie Bouchard ging mit 6:3,6:2 glatt an die Russin. Der zweite klare Sieg einer Russin kam allerdings überraschend: Jekaterina Makarowa ließ der Rumänin Simona Halep, wie Nadal als Nummer 3 gesetzt, beim 6:4,6:0 in nur 69 Minuten keine Chance. Damit steht eine Russin fix im Finale, denn Scharapowa trifft nun auf Makarowa.
Berdych kämpft um zweites Major-Finale
Für Berdych geht es nun um sein zweites Major-Endspiel nach Wimbledon 2010, Nadal muss hingegen auf seinen Lieblings-Slam hoffen: die French Open. "Im dritten Satz habe ich das Richtige gemacht, aber es ist offensichtlich, dass ich vorher nicht mit dem richtigen Selbstvertrauen, der richtigen Intensität und zu kurz gespielt habe. So kann man kein Viertelfinale bei einem Grand Slam gewinnen, wenn man dem Gegner hilft, gut zu spielen", lautete die klare, selbstkritische Analyse Nadals. Trotz allem sei sein Abschneiden kein schlechtes Resultat. Schließlich ist er nach der Pause mit nur einem Match bzw. nur fünf Matches in sieben Monaten nach Melbourne gekommen.
Berdych war hingegen bester Stimmung. "Ich habe mit einem Plan begonnen und es zeigt sich, dass der richtig war. Ich konnte den Plan, das gesamte Match durchspielen", erklärte der Tscheche, der sich "stark und bestens vorbereitet" fühlt.
Murray nur im zweiten Satz in Gefahr
Der als Nummer sechs gesetzte Schotte bezwang den aufstrebenden Teenager Nick Kyrgios, der der erste Australier im Melbourne-Viertelfinale seit Lleyton Hewitt vor zehn Jahren war, mit 6:3,7:6(5),6:3. Für Murray bedeutete dies den Einzug in sein bereits 15. Major-Halbfinale.
"Ich habe seine Matches in den vergangenen 18 Monaten gesehen. Daher habe ich ihn nicht unterschätzt", sagte Murray, der gleich mit hoher Intensität ins Match gestartet ist. "Ich habe versucht, so stark wie möglich zu beginnen, weil ich weiß, wie gefährlich er ist", sagte Murray noch auf dem Court. Immerhin hatte Kyrgios im Vorjahr Rafael Nadal auf dem Weg ins Wimbledon-Viertelfinale bezwungen.
Durch diese beiden Major-Viertelfinali wird sich der 19-Jährige allerdings voraussichtlich auf Platz 35 und damit um 18 Ränge verbessern. Damit ist der 21-jährige Dominic Thiem, der am Montag seinerseits fünf Positionen verliert und 45. sein wird, ab sofort nicht mehr der jüngste Spieler in den Top 50.
Tscheche kennt Murray-Geheimnisse
Berdych geht nun übrigens mit einem kleinen Bonus in das insgesamt elfte Duell der aktuellen Nummern sieben bzw. sechs der Welt: Er führt im Head-to-Head mit dem Schotten mit 6:4 und hat die bisher letzten zwei Duelle mit Murray jeweils in zwei Sätzen gewonnen (beide 2013). Vielleicht noch wichtiger: Seit dieser Saison trainiert Berdych mit Dani Vallverdu, Murrays früherem Sparringpartner und Assistant-Coach, der noch bis vergangenen November mit Murray gearbeitet hat. "Das könnte ein Vorteil für uns sein, aber wichtiger ist es, bereit für dieses Match zu sein und den Plan auf dem Platz umzusetzen", sagte Berdych.
Scharapowa in Topform
Auch Scharapowa hat nach ihrem Zweitrunden-Krimi, als sie gegen die Russin Alexandra Panowa beim 6:1,4:6,7:5 zwei Matchbälle hatte abwehren müssen, zur Topform gefunden. "Ich fühle, dass ich da eine zweite Chance für das Turnier bekommen habe und ich möchte das meiste herausholen", erinnerte sich Scharapowa und vielleicht auch deshalb warnt sie vor ihrer nächsten Gegnerin Makarowa, die überraschend in diese Turnierphase gekommen ist. "Das ist immer schwierig, weil sie frei aufspielen kann und glücklich sein kann, überhaupt in dieser Situation zu sein und das ist gefährlich", meinte Scharapowa.
Williams-Schwestern kämpfen um Halbfinal-Einzug
Die Australian-Open-Siegerin 2008 stand auch 2007 und 2012 im Melbourne-Endspiel, hofft also auf ihre vierte Final-Teilnahme. Das zweite Halbfinale wird am Mittwoch ermittelt, wenn Top-Favoritin Serena Williams (USA) auf Vorjahresfinalistin Dominika Cibulkova (SVK-11) und US-Aufsteigerin Madison Keys auf US-Altstar Venus Williams trifft. Gewinnt Serena, dann steht schon vor den Halbfinali fest, dass es ein Damen-Finale zwischen den USA und Russland gibt.
Peya im Mixed noch dabei
Aus österreichischer Sicht hielt der im Doppel diesmal früh ausgeschiedene Alexander Peya die Fahne im Mixed hoch. Der 34-jährige Wiener setzte sich an der Seite der Tschechin Andrea Hlavackova gegen Chan Hao-ching/Jamie Murray (TPE/GBR) mit 3:6,6:4,10:5 und steht im Viertelfinale. In diesem geht es nun gegen zwei sehr bekannte Namen: Martina Hingis/Leander Paes (SUI/IND-7).