Tennis
Novak Djokovic gewann erstmals French Open
05.06.2016
Thiem-Bezwinger fixierte mit Pariser Viersatzsieg gegen Murray Karriere-Grand-Slam.
Der Österreicher Dominic Thiem ist im Halbfinale der Tennis-French-Open am späteren Turniersieger gescheitert. Der Serbe Novak Djokovic gewann am Sonntag das Finale des zweiten Saison-Majors gegen den Schotten Andy Murray 3:6,6:1,6:2,6:4 und fixierte damit als insgesamt achter Spieler der Geschichte den Karriere-Grand-Slam, also den Gewinn aller vier Grand-Slam-Turniere.
Es ist der zwölfte Major-Triumph des 29-Jährigen, wobei er ab Wimbledon 2015 alle Titel geholt hat. Mit seinem Dutzend liegt Djokovic nur noch fünf Siege hinter dem Schweizer Rekordgewinner Roger Federer. Den Karriere-Grand-Slam hatten davor nur Fred Perry (GBR/1935), Don Budge (USA/1938), Rod Laver (AUS/1962, 1968), Roy Emerson (AUS/1964), Andre Agassi (USA/1999), Federer (2009) und Rafael Nadal (ESP/2010) geholt.
Größter Moment der Karriere
"Das ist wirklich ein besonderer Moment, vielleicht der größte Moment meiner Karriere", sagte Djokovic, bevor er unter den ersten Sonnenstrahlen in Paris seit einer Woche den Musketier-Cup in Empfang nehmen durfte. Murray zeigte sich als fairer Verlierer: "Das ist heute sein Tag. Was er (Anm.: Djokovic) in den vergangenen zwölf Monaten erreicht hat, ist phänomenal. Es wird lange dauern, bis das wieder passiert."
Zum zwölften Mal war Djokovic in Roland Garros angetreten. Er hatte den Gewinn dieses Titels neben jenem bei Olympia als sein großes Saisonziel angegeben. Dreimal war der "Djoker" an der Seine bereits ins Finale dieses Sandplatz-Klassikers vorgedrungen, scheiterte aber 2012 und 2014 an Nadal sowie 2015 am Schweizer Stan Wawrinka. Nun blieb er aber auch im Rennen um den echten Grand Slam, alle vier Titel in einem Jahr.
Ersten Satz vergeben
Dabei hatte es in der Neuauflage des Australian-Open-Finales gegen Murray am Anfang nicht unbedingt nach einem Happy-End für Djokovic ausgesehen. Er war zwar schnell mit einem Break in Front gegangen, geriet gegen den Briten dann aber 1:4 in Rückstand und musste den ersten Satz schließlich abgeben. In seinem ersten Aufschlagsspiel des zweiten Satzes wehrte Djokovic einen Satzball ab, das war die Wende.
Denn ab da nahm der leichte Favorit immer deutlicher das Heft in die Hand, während der in seinem Spiel auf Sandplatz seit dem Vorjahr immens verbesserte Murray den Faden teilweise vollends verlor. Nur drei Game-Gewinne in den Sätzen zwei und drei sind ein deutliches Zeugnis dafür. Dem ersten Briten in einem Paris-Finale seit 79 Jahren schien der erste Paris-Titel an einen Briten seit 81 Jahren verwehrt zu bleiben.
Brillante Konter
Die vereinzelten Angriffe von Murray zeigten keine Wirkung. Djokovic konterte brillant und hatte bei den längeren Ballwechseln viel öfter das bessere Ende für sich. Fast bei jedem Aufschlagsspiel geriet der Schotte, im Halbfinale Sieger gegen Titelverteidiger Wawrinka, unter Druck. Der lautstark unterstützte Djokovic spielte da groß auf, beim frustrierten Außenseiter stieg die Fehlerquote an.
Doch nach einem 2:5-Rückstand im vierten Durchgang bäumte sich Murray mit einem Rebreak noch einmal auf und machte sich bei 4:5 daran, den Gleichstand zu erreichen. Ein dann längst nicht mehr so sicherer Djokovic hielt seine Nerven jedoch noch soweit in Zaum, dass er nach einer Spielzeit von 3:03 Stunden seinen dritten Matchball verwertete, um sich danach glücklich und erleichtert auf den Rücken fallen zu lassen.
Alle vier Major-Titel
Alle vier Major-Titel zum gleichen Zeitpunkt zu halten, hatten davor nur Budge (1938) und Laver (1962 und 1969) geschafft. Seit der Niederlage im French-Open-Finale 2015 gegen Wawrinka hat Djokovic auf Grand-Slam-Ebene kein Match verloren. Das sind 28 Siege in Folge. Der davor letzte Spieler mit Siegen bei Australian Open und French Open hintereinander war der US-Amerikaner Jim Courier im Jahr 1992.
Murray wiederum bleibt die etwas tragische Figur in den "Big 4". Er hat acht seiner zehn Grand-Slam-Finali verloren, fünf gegen Djokovic und drei gegen Federer. Seine beiden Titel holte der Olympiasieger 2012 bei den US Open und 2013 in Wimbledon. Im Head-to-Head mit Djokovic geriet Murray 10:24 in Rückstand. Zuletzt hatte er Djokovic auf Sand erst drei Wochen davor am Pfingstsonntag im Rom-Finale besiegt.