Haushoher Favorit Deutschland konnte erst im letzten Moment ausgleichen.
Österreichs Handball-Männer haben am Mittwoch zum Auftakt der Qualifikation für die EM 2012 nur hauchdünn eine Riesen-Sensation verpasst. Im ersten Match unter Teamchef Magnus Andersson lagen die Österreicher in Göppingen gegen Deutschland bis wenige Sekunden vor Schluss teilweise deutlich in Führung, die Hausherren glichen jedoch sechs Sekunden vor dem Ende durch Adrian Pfahl zum 26:26-Endstand aus. Zur Pause hatten die Österreicher 14:8 geführt.
Überragender Marinovic
Die Österreicher brachten den Weltmeister 2007 vor allem dank überragender Leistungen von Goalie Nikola Marinovic, der u.a. sechs Siebenmeter parierte, und einer geschlossen starken Teamleistung an den Rand einer seltenen Heimpleite. Bester Werfer Österreichs war Kapitän Viktor Szilagyi mit sechs Toren. Im zweiten Match der Qualifikation treffen die Österreicher am Samstag um 20.20 Uhr in Wiener Neustadt auf Island. Der vierte Gruppenteilnehmer ist Lettland, die Top-Zwei schaffen den Sprung zur EM 2012 in Serbien.
Göppingen war zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren Austragungsort eines Länderspiels der deutschen Männer. Dementsprechend "heiß" waren auch die Handball-Fans in der Region auf das Match, die EWS-Arena war mit 5.200 Zuschauern ausverkauft. Die mit zahlreichen Deutschland-Legionären gespickten Gäste ließen sich jedoch von der Atmosphäre keineswegs nervös machen, nach Toren der drei Deutschland-Exporte Roland Schlinger, Robert Weber (2) und Konrad Wilczynski führte Österreich in der 7. Minute 4:0.
Österreich zieht davon
Heiner Brand, der bereits seit 1997 als deutscher Teamchef arbeitet, sah sich daher gezwungen, sehr früh das erste Timeout zu nehmen. Doch Deutschland tat sich weiter schwer. Vor allem, weil Österreichs Goalie Nikola Marinovic, der ebenfalls sein Geld in Deutschland verdient, sensationell in Form war und u.a. die ersten vier Siebenmeter von Uwe Gensheimer (2), Dominik Klein und Michael Haaß sowie zahlreiche weitere deutsche Würfe entschärfte.
Nach einer 7:3-Führung nach 20 Minuten schickten die norwegischen Referees Kim Andersen und Per Morten Sodal die ÖHB-Akteure reihenweise mit Zwei-Minuten-Zeitstrafen vom Feld. Doch dank Marinovic, dessen Paraden die Deutschen zunehmend völlig entnervten, rettete sich Österreich auch über diese Phase gut hinweg. Bis zur Pause bauten Weber und Co. den Vorsprung sogar auf 14:8 aus.
Rot
Deutschland kam wild entschlossen aus der Kabine und verkürzte rasch auf 12:15 (36.). In der 39. Minute erwischte Markus Wagesreiter bei einer Abwehraktion den Deutschen Holger Glandorf voll im Gesicht und sah dafür Rot. Die Partie wurde immer hitziger, und der Vorsprung der Österreicher schmolz bis zur 45. Minute auf ein Tor (18:19). Der erstmalige Ausgleich gelang den Hausherren vorerst aber nicht. Österreich zog stattdessen wieder auf 23:19 davon (53.) und schien die Führung ins Trockene zu bringen.
Doch die Deutschen steckten nicht auf und verkürzten durch Gensheimer auf 23:24 (57.). Österreich war in der Schlussminute bei 26:25-Führung in Ballbesitz, ein leichtfertiger technischer Fehler ermöglichte den Deutschen jedoch die letzte Chance auf den Punkt, den sie durch ihren Top-Torschützen Pfahl (8 Tore) auch nutzten.