Handball

ÖHB-Team schafft Qualifikation für EM 2014

13.06.2013

Johannesson-Truppe besiegte Russland 30:25.

Zur Vollversion des Artikels
© GEPA
Zur Vollversion des Artikels

Handball-EM-Qualifikation der Herren am Sonntag - Gruppe 7:
Österreich - Russland 30:25 (12:12)

Innsbruck, 3.300, SR Gubica/Milosevic (CRO).
ÖHB-Tore: Santos 6, Wilczynski 6, Szilagyi 6, Schlinger 4, Weber 3, Ziura 2, Kolar 1, Edelmüller 1, Mayer 1.

Österreichs Handballer haben am Sonntagabend Historisches geschafft: Die Spieler um Kapitän Viktor Szilagyi qualifizierten sich erstmals für die Europameisterschafts-Endrunde, die von 12. bis 26. Jänner 2014 in Dänemark ausgetragen wird. Österreich besiegte Russland vor 3.300 Fans in der Innsbrucker Wasserkraftarena mit 30:25 (12:12). Bereits 2010 war Österreich bei der EM vertreten, damals jedoch als Gastgeberland.

Bereits nach zwanzig Minuten in Innsbruck stand Österreich als Endrundenteilnehmer fest und die Spieler klatschten kurz ab. Dank der Hilfe von Weißrussland, das in Slowenien 35:33 gewann, qualifizierte sich Österreich schon vor Ende des letzten Qualifikationsspiel der Gruppe 7 für die Endrunde. Österreich hätte auch bei einer Niederlage das Ticket nach Dänemark als bester Gruppendritter gelöst, schaffte aber aus eigener Kraft den zweiten Gruppenplatz hinter Serbien, das einen klaren 30:23-Heimsieg über Bosnien-Herzogowina gefeiert hatte.

Als dann in der 40. Minute der Hallensprecher offiziell die EM-Teilnahme Österreichs bekannt gab, feierten die 3.300 Fans mit Rainhard Fendrichs Hymne "I am from Austria" und mit dem Radetzkymarsch.

Die Spieler von ÖHB-Teamchef Patrekur Johannesson begannen sichtlich nervös und lagen nach nur acht Minuten mit 1:4 im Rückstand. Doch mit Fortdauer der Partie steigerte sich das ÖHB-Team. Nach 18 Minuten schaffte Magedeburg-Legionär Robert Weber erstmals den Ausgleich. Und in der 19. Minute erzielte Flügelflitzer Raul Santos erstmals die Führung für das rot-weiß-rote Team. In Folge spielte die Johannesson-Truppe konzentrierter und mit dem Wissen der fixen EM-Teilnahme auch befreiter. Zur Pause stand es 12:12.

Nach Wiederbeginn erspielte sich Österreich relativ schnell eine recht deutliche Führung. Auch weil Gummersbach-Legionär Raul Santos wieder zu seiner Treffsicherheit zurückfand, die ihm am Donnerstag beim 28:28 in Bosnien noch gefehlt hatte. Österreich baute auch auf eine starke Leistung von Tormann Nikola Marinovic und seinem Ersatz Thomas Bauer, der sich als Sieben-Meter-Killer auszeichnete.

Nach dem Spiel feierten die Spieler auf dem Parkett der Wasserkraftarena und Kapitän Szilagyi meinte in einem ersten Kommentar, dass er noch lange brauchen werde, um zu realisieren, was Österreich geschafft hat. Überglücklich war auch Trainer Johannesson: "Ich bin sprachlos, ich bin von meinen Emotionen überwältigt."

ÖHB jubelte über EM-Teilnahme - Depression in Deutschland
Während Österreichs Handballer über das Ticket für die EM 2014 in Dänemark jubelten, setzte mit dem Schlusspfiff am Sonntagabend in Innsbruck in Deutschland endgültig der große Frust ein. Die Deutschen haben als Dritter ihrer Gruppe die Quali verpasst, zum ersten Mal in der EM-Geschichte.

Nur ein Sieg der Österreicher gegen Russland mit neun oder mehr Toren Differenz hätte die Deutschen vor der historischen Pleite noch retten können. Denn dann wären sie als bester Gruppendritter doch noch nach Dänemark gereist. Das 30:25 der Österreicher war aber zu wenig für die DHB-Auswahl, die Anfang 2013 noch WM-Rang fünf eingefahren hatte.

"Die Qualifikation letztlich um vier Tore verfehlt zu haben, ist zwar bitter. Aber es bleibt dabei, dass uns vor allem das 27:31 im Heimspiel gegen Montenegro den Weg nach Dänemark verbaut hat", sagte Deutschlands wackelnder Teamchef Martin Heuberger, der aber nicht an einen Rücktritt denkt. Und das, obwohl die Deutschen unter seiner Führung auch schon die Olympia-Quali 2012 vergeigt hatten.

Stattdessen rief Heuberger die deutsche Bundesliga, die als beste der Welt gilt, zur Entwicklungshilfe auf. Heuburger fordert in der Liga, in der Superstars aus aller Welt engagiert sind, mehr Einsatzzeiten für deutsche Nachwuchskräfte.

"Dass wir nicht dabei sind, ist natürlich ganz schlimm, nicht nur für die Nationalmannschaft, sondern auch für die Bundesliga. So etwas darf uns nie wieder passieren", schimpfte Mannschaftskapitän Oliver Roggisch, der seine Auswahlkarriere trotz des Debakels fortsetzen will. "Gerade in schwierigen Phasen wäre ich ja ein Feigling, wenn ich jetzt meinen Hut nehmen würde und sage, ich gehe in Rente", sagte der 34-jährige Abwehrchef.

Auf Seite 2 die Reaktionen

Patrekur Johannesson (Teamchef Österreich): "Ich bin einfach überwältigt, mit welch toller Mannschaft ich arbeiten darf. Dieser Erfolg ist eine Folge harter Arbeit. Jetzt sollen die Spieler zwei Wochen feiern. Dann bekommen sie eine Email und dann beginnt die harte Vorbereitung auf Dänemark. Ich will sicher nicht als Tourist nach Dänemark fahren, wir wollen auch dort etwas erreichen. Wir haben in der Quali gesehen, dass wir auch mit Serbien, der derzeit wahrscheinlich besten Mannschaft Europas, mithalten können."

Markus Kolar (Spieler Österreich): "Wir haben super gekämpft und die Halle ist super mitgegangen. Es hatte ungefähr 50 Grad in der Halle, ich bin froh, dass es vorbei ist. Nach der Nachricht vom Sieg der Weißrussen war der Druck weg. Wir haben uns gesagt, dass wir trotzdem unbedingt gewinnen wollen. Der Teamchef hat in der Pause gemeint, dass die zweite Hälfte schon das erste EM-Testspiel ist. Und so sind wir auch aufgetreten."

Viktor Szilagyi (Kapitän Österreich): "Die Heim-EM 2010 war irgendwie eine Initialzündung. Schon zwei Jahre vorher haben sich die Strukturen im Verband geändert. Während ander Verbände kämpfen müssen, dass ihre Spieler zum Team kommen, ist es bei uns genau umgekehrt. Wir haben eine wirklich gute Mischung aus Routiniers und jungen Leuten. Herausheben muss man heute wirklich Alexander Hermann und Markus Kolar. Was die heute in der Abwehr gegen die körperlich starken Russen geleistet haben, das war unglaublich."

Robert Weber (Spieler Österreich): "Wir haben nach einer Viertelstunde gewusst, dass wir es geschafft haben und trotzdem die Konzentration bewahrt. Wir haben hier fast die Russen noch aus der Quali geschossen, das ist unpackbar."

Konrad Wilczynski (Spieler Österreich): "Das ist ein historischer Erfolg und ein unglaublich geiles Gefühl. Eigentlich schade, dass wir Routiniers auf so einen Moment 13 Jahre warten mussten."

 

Zur Vollversion des Artikels
Weitere Artikel