Mit einer echten Gala sind Österreichs Handball-Männer in die Hauptrunde der Heim-EM eingezogen. Die Truppe von Teamchef Ales Pajovic gewann auch ihr drittes und letztes Vorrundenspiel in der Wiener Stadthalle gegen Nordmazedonien mit 32:28 (18:12) und sicherte Österreich zum dritten Mal nach 2010 und 2014 einen Platz in der EM-Hauptrunde - erstmals aber nimmt man zwei Punkte mit.
Anstelle einer Zitterpartie zu liefern - Österreich hätte für den Aufstieg auch eine Niederlage mit drei, eventuell sogar vier Toren verkraftet - zeigte sich der Endrunden-Mitveranstalter von seiner besten Seite. Am Ende stand ein souveräner Auftritt gegen den "Angstgegner", der in Bewerbsspielen bzw. -K.o.-Duellen bisher stets die Oberhand behalten hatte. Als Schlüsselspieler fungierten dabei Kapitän Nikola Bilyk mit sechs Toren und Goalie Thomas Eichberger mit einer Fangquote von beachtlichen 37 Prozent. Bilyk hält damit bei insgesamt 29 Treffern nach drei Spielen.
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Donnerstag gegen Kroatien
In der Runde der besten Zwölf ist am Donnerstag Gruppe-A-Sieger Kroatien der erste Gegner. Es folgen im Zwei-Tages-Rhythmus die Duelle mit Spanien (Samstag) und Deutschland (Montag), in die Bilyk und Co. neuerlich als klarer Außenseiter gehen. Abgeschlossen wird die Hauptrunde mit dem Spiel gegen Weißrussland am Mittwoch kommender Woche. Der Erste und Zweite der Gruppe qualifizieren sich für das Halbfinale, auch der Drittplatzierte fährt zum Final-Turnier nach Stockholm und spielt um Platz fünf.
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Österreichs Tormann Thomas Eichberger hat Grund zum Jubeln
Tormann Eichberger mit Mega-Paraden
Erstmals und in seinem siebenten Länderspiel stand Thomas Eichberger von Beginn an im Tor, eine gute Entscheidung. Denn der Steirer brachte den Gegner alleine in der ersten Viertelstunde mit fünf Paraden zur Verzweiflung - ein Kontrast zu den bisherigen Auftritten der ÖHB-Auswahl. Vorne erarbeitete man sich vor lautstarkem nordmazedonischen Anhang einen 4:1-Vorsprung (5.), der zwar 1:40 Minuten später wieder weg war (4:4), in der Folge aber weiter ausgebaut wurde. Nach 18 Minuten lag Rot-Weiß-Rot erstmals vier Tore im Plus (10:6) und ließ den Endrunden-Dauergast von da an nicht den Funken einer Chance.
Die anfänglichen Mühen im Offensivspiel, die vor allem der einmal mehr kaum zu haltende Bilyk wettmachte, wichen einer locker scheinenden Vorstellung, endlich bei dieser EM gelangen auch zahlreiche Gegenstoßtreffer. Kurz vor der Pause schoss Robert Weber erstmals ein Plus-8 für die Hausherren heraus, die schwache Torhüterquote Nordmazedoniens tat ihr übriges. Mit der 18:12-Pausenführung war die Entscheidung quasi gefallen.
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Mazedonier Kiril Lazarov hatte kein Mittel gegen die starke Österreich-Abwehr
Das Aufbäumen beim Gegner, bei denen der wurfgefährliche Altmeister Kiril Lazarov farblos agierte, blieb nach Seitenwechsel aus. Österreich zog auf 23:13 (36.) davon, dass die Gegner mit einem 6:0-Lauf im Finish letztlich noch einmal bis auf vier Tore heranschnupperten, lag wohl auch daran, dass Pajovic in den letzten 20 Minuten mehrere frische Kräfte brachte. U.a. den 19-jährigen Lukas Hutecek, der in seinem vierten Länderspiel die Tore eins und zwei erzielte. Auch Raul Santos, Daniel Dicker und Jakob Jochmann kamen zum Einsatz, im Finish gab der nachnominierte Routinier Richard Wöss sein Comeback.
Ales Pajovic (ÖHB-Teamchef): "Ich habe nie geglaubt, dass wir einmal im Spiel zehn Tore vorne sein könnten. Aber ich habe schon früher gesagt, Nordmazedonien war unter Druck, sie mussten gewinnen. Sie haben Fehler gemacht, wir haben das maximal genutzt. Respekt für meine Jungs! Das ist überragend. Drei Spiele, drei Siege - und alle mit Herz gewonnen. Jetzt genießen wir es richtig, wir sind jetzt weiter. Wir können ein bisschen träumen. Jetzt kommen die Super-Mannschaften, die sind Kandidaten für die Medaillen. Wenn wir zu Hause spielen mit 8.000 oder mehr Fans, ist alles möglich."
Robert Weber (ÖHB-Rechtsaußen): "Ich kann mich nicht erinnern, überhaupt einmal so ein Feuerwerk abgefackelt zu haben. Wir haben das von der ersten bis zur letzten Minute dominiert, muss ich sagen."
Fabian Posch (ÖHB-Kreisläufer): "Niemand hat damit gerechnet, dass wir irgendwann mit elf oder zwölf Toren vorne sind und Mazedonien komplett an die Wand spielen. Wie wir das heute gelöst haben, war überragend. Wir haben uns auf dieses körperbetonte Spiel mit dem Kreisläufer eingestellt, dann hat Thomas Eichberger hinten überragend gehalten. Somit hat das dann alles ineinandergegriffen, zum Glück in dieser Schnittpartie. Das können wir jetzt genießen."