Glatter 3-Satz-Sieg gegen Sela. Köllerer-Debakel führt zu Sinnkrise.
Jürgen Melzer hat am Dienstag nach Yvonne Meusburger als zweiter ÖTV-Spieler die zweite Runde der French Open in Paris erreicht. Der 29-jährige Niederösterreicher bezwang den Israeli Dudi Sela mit 7:5,6:2,6:4 ohne Satzverlust und hat sich damit auch in Richtung Davis Cup im September in Israel einen kleinen psychologischen Vorteil erspielt. Melzer trifft nun am Donnerstag auf den Franzosen Nicolas Mahut, gegen den er bisher eine 2:2-Bilanz aufweist.
Auch Fischer out
Österreich ist in der zweiten Einzel-Runde der
French Open noch mit drei Spielern vertreten. Nach Daniel Köllerer musste
sich auch Grand-Slam-Debütant Martin Fischer, allerdings nach großartiger
Leistung, geschlagen geben. Der 23-jährige Qualifikant aus Vorarlberg
kämpfte wie ein Löwe vier Stunden lang, musste sich aber dem Argentinier
Horacio Zeballos, immerhin Nummer 44 der Welt, mit 6:7(6),7:6(8),6:1,4:6,6:8
geschlagen geben.
Bammer souverän
Sybille Bammer hat sich am Dienstag
souverän für die zweite French-Open-Runde qualifiziert. Österreichs Nummer 1
der Damen fertigte Marina Duque Marino aus Kolumbien nach nur 68 Minuten mit
6:0,6:1 ab und trifft nun aller Voraussicht nach auf die als Nummer 16
gesetzte Belgierin Yanina Wickmayer.
Köllerer am Ende
Was ist nur mit Daniel Köllerer los? Der
26-jährige Oberösterreicher, der am Dienstag erst zum zweiten Mal im
Hauptbewerb der French Open gestanden ist, hat nach einer völlig lustlosen
Leistung gegen den russischen Qualifikanten Teimuras Gabaschwili nach 93
Minuten mit 2:6,2:6,1:6 verloren. Köllerer war völlig unmotiviert, in der
Folge stellte sich heraus, dass er sich in einem mentalen Loch befindet.
Motivation weg
"Es ist zur Zeit so, wenn ich auf den Platz
gehe, ...sobald ein Schiedsrichter auf dem Platz ist und gezählt wird, dann
habe ich keine Lust mehr und mir fehlt die Motivation", meinte Köllerer
zu seiner Leistung. "Ich werde mich selbst jetzt eine Zeit lang vom
Turniertennis fernhalten und schauen, dass ich irgendwie wieder einen Biss
kriege." Schon seit zwei Monaten sei es ihm eigentlich egal, ob er ein
Match gewinne oder verliere. "Daniel braucht Hilfe", meinte sein
verzweifelter Manager Manfred Nareyka, der seinen Schützling wie seinen
eigenen Buben betrachtet und von einem Burn-out sprach.
Urlaub soll helfen
Wenn man bei einem Saisonhöhepunkt wie Paris
eine derartige Lustlosigkeit an den Tag legt, dann ist man auf dem falschen
Platz. Das weiß auch Köllerer selbst. "Da braucht man nicht
mehr recht viel dazu sagen, wenn so etwas in Paris passiert, kann ich mir
einen Challenger oder ein ATP-Turnier in nächster Zeit sparen."
Seinen vertraglichen Verpflichtungen in Sachen niederländische und
österreichische Liga wolle er zwar nachkommen, danach stehe aber Urlaub auf
dem Programm. Wann er wieder Turniertennis spielen wird? "Keine Ahnung
wie es weiter geht. Ich spiele sicher einen Monat nicht."
Druck zu stark?
Dass sich Köllerer an diesem Tag auf dem Platz
auch wieder von seiner schlechten Seite in Richtung Schiedsrichter zeigte,
überrascht nicht. "Wenn der Schiedsrichter nur den Mund aufmacht,
stellt es mir schon alle Haare auf. Es ist lustig zu trainieren, da geht
alles, da habe ich keinen Druck."
Motivation nur in Rom
Lediglich der Challenger in Rom, den er im
Vorjahr für seine damals verstorbene Mutter gewonnen hatte, habe ihm zuletzt
etwas bedeutet. "Der Rest ist an mir vorbeigelaufen." Seit wann es
ihm so geht? "Es hat sich langsam eingeschlichen. Es geht los, dass du
von Anfang an keine Lust hast, zu einem Turnier zu fahren." Wenn dann
noch kleinere Verletzungen hinzukämen, falle es leicht "dass du
dem Gegner (geistig-Anm.) die Hand schüttelst, bevor der Matchball überhaupt
gespielt ist. Meine Motivation ist einfach im Keller, ich habe zur Zeit
keine Lust, dass ich Tennis spiele."
Am Ende des Interviews brach Köllerer in Tränen aus. Dass der Welser ein emotional in allen Richtungen außergewöhnlicher Mensch ist, hat er schon öfters gezeigt. Tatsache ist, dass Tennis-Ergebnisse im Leben des Daniel Köllerer wohl vorerst zurecht nur Nebensache sind.