Titelverteidiger Tadej Pogacar hat die sechste Etappe der 109. Tour de France gewonnen und damit auch das Gelbe Trikot übernommen.
Der Slowene siegte auf dem mit 219,9 km längsten Teilstück dieser Tour vom belgischen Binche nach Longwy vor dem Australier Michael Matthews und dem Franzosen David Gaudu. Pogacar verdrängte damit den Belgier Wout van Aert von Rang eins. Van Aert musste nach einem langen Ausreißversuch zehn Kilometer vor dem Ziel abreißen lassen.
Pogacar zeigte sich nach seinem Erfolg überglücklich. "Es war so hart. Die ersten zwei Stunden waren verrückt. Der stärkste Kerl war in der Ausreißergruppe, am Ende war das Peloton stärker. Ich fühlte mich gut und hatte gute Beine. Das Team hat einen super Job gemacht", sagte Pogacar und ergänzte mit Blick auf sein erstes Gelbe Trikot bei dieser Tour: "Ich bin glücklich, gewonnen zu haben. Alles andere ist ein Bonus."
In der Gesamtwertung liegt Pogacar nun vier Sekunden vor dem US-Amerikaner Neilson Powless und 31 Sekunden vor dem Vorjahreszweiten Jonas Vingegaard aus Dänemark. Als bester Österreicher wurde Patrick Konrad 40. mit einem Rückstand von 1:14 Minuten und fiel in der Gesamtwertung damit an die 24. Stelle zurück.
Auf den ersten 60 km gelang es nicht, eine Ausreißergruppe zu etablieren. Dann probierte es Spitzenreiter van Aert nach 72 km selbst und konnte sich mit dem Dänen Jakob Fuglsang sowie dem US-Amerikaner Quinn Simmons absetzen. Mehr als dreineinhalb Minuten ließ man das Trio jedoch nicht weg. Van Aerts Flucht sorgte dafür, dass das Tempo konstant hoch blieb. Nach drei Rennstunden betrug der Schnitt 50,2 km/h.
Trotz der Arbeit mehrerer Teams gelang es erst elf Kilometer vor dem Ziel, van Aert einzuholen. Seine beiden Begleiter hatte er da längst abgeschüttelt. Die Leistung des 27-Jährigen war einmal mehr beeindruckend. Erst am Mittwoch hatte er seinen Kapitän Vingegaard auf der Kopfsteinpflaster-Etappe praktisch im Alleingang wieder nach vorn gefahren und dafür gesorgt, dass der Däne auf Pogacar nur 13 Sekunden verlor.
Nach der längsten Etappe müssen die Favoriten am Freitag bei der ersten Bergankunft ihre Form zeigen. Der sieben Kilometer lange Anstieg zur La Super Planche de Belles Filles ist vor allem am Ende extrem hart. Es warten Steigungen von 20 und 24 Prozent, zudem ist die Straße teilweise nicht asphaltiert. Eigentlich ist die Planche eine Skipiste, wurde vor zehn Jahren von den Tour-Organisatoren entdeckt und erstmals ins Programm genommen.
Seitdem ist der Anstieg in den Vogesen so etwas wie der Schicksalsberg der Tour. Chris Froome (2012), Vincenzo Nibali (2014) und Tadej Pogacar (2020) siegten dort und gewannen am Ende die Tour. Fabio Aru (2017) und Dylan Teuns (2019) gelang dies trotz der Erfolge auf der Planche nicht.
In diesem Jahr rechnen viele Teams damit, dass eine Ausreißergruppe durchkommt. Da das Gelände vor dem Anstieg nicht allzu herausfordernd ist, geht man zudem von geringen Abständen unter den Klassementfahrern aus.