Tadej Pogacar hat es geschafft: Er verteidigt seinen Vorjahrestriumph bei der Tour de France in eindrucksvoller Manier! Mark Cavendish verpasst den Sieg-Rekord in Paris.
Die 108. Tour de France wird in die Geschichte eingehen. Der 22 Jährige Tadej Pogacar dominierte das Fahrerfeld und beendete die bekannteste Radrundfahrt mit 5:20 Minuten Vorsprung auf Jonas Vingegaard. Auf der letzten Etappe mit der traditionellen Zielankunft auf der Pariser Champs Elysees waren hingegen alle Augen auf Mark Cavendish gerichtet. Der Brite verpasst seinen 35. Tagessieg bei der Frankreich-Rundfahrt, weil sich Jumbo-Superstar im Sprint durchsetzte. Damit bleibt er ebenso wie Eddy Merckx bei 34 Tagessiegen.
Mark Cavendish (l.) hat Eddy Merckx Uralt-Rekord geknackt.
"Kanibale" Eddy Merckx adelt Pogacar
Die belgische Rad-Legende Merckx hatte zu seiner aktiven Zeit den Spitznamen "Kanibale". Mit seinen fünf Gesamtsiegen bei der "großen Schleife" von 1969 bis 1974 hält er immer noch den Rekord. Er sieht in dem Slowenen einen würdigen Nachfolger: "Ich sehe in ihm den neuen Kannibalen. Er ist extrem stark. Ich denke, er wird in den kommenden Jahren die Tour mehrmals gewinnen. Wenn ihm nichts passiert, kann er die Tour ganz sicher mehr als fünfmal gewinnen."
Rekordtoursieger Eddy Merckx (l.) gratuliert Tadej Pogacar.
Ein derart großer Vorsprung hängt sicher auch damit zusammen, dass die schärfsten Rivalen Pogacars von Stürzen beeinträchtigt waren oder, wie Primoz Roglic, gar aufgeben mussten. "Das war das Maximum. Ein größerer Vorsprung wäre nicht möglich gewesen", bleibt Pogacar zurückhaltend. Doch wenn man ihm mit Vergleichen mit Merckx, Bernard Hinault oder Lance Armstrong kommt, dann winkt er ab. "Ich mag das nicht. Ich sehe mich nicht als Boss", führt er weiter aus.
Tour-Sieger Tadej Pogacar feiert mit seinen Teamkollegen am Weg nach Paris.
Zweifelhaftes Team-Umfeld sorgt für viel Kritik
Es gehört zu den Eigenheiten des Radsports, dass den jeweiligen Tour-Sieger stets eine Wolke des Zweifels begleitet. Das ist auch bei Pogacar nicht anders, doch bisher gab es gegen ihn selbst keine Indizien, die einen Doping-Verdacht nähren könnten. Alle Kontrollen waren negativ, und er sah sogar die Razzia beim Team Bahrain-Victorious in Pau als positives Zeichen für den Radsport. Schließlich wurde nichts gefunden, und man habe Transparenz bewiesen.
Dicht an Pogacars Seite sind allerdings UAE-Teamchef Mauro Gianetti und Sportchef Matxin Fernandez. Und das kahlköpfige Duo hat eine - gelinde gesagt - bemerkenswerte Doping-Vergangenheit. Seit 2000 wurden zehn von Fernandez betreute Fahrer des Dopings überführt. Zusammen mit Gianetti leitete er das Team Saunier-Duval, das 2008 für einen der größten Doping-Skandale der Tour-Geschichte sorgte. Da verlor sogar Tour-Direktor Christian Prudhomme die Fassung und bezeichnete den Schweizer als "Mann von schlechtem Ruf".
Leistungsdaten nicht öffentlich
Pogacar will das nicht an sich heranlassen. "Ich denke, er ist ein guter Mensch. Die Vergangenheit ist Vergangenheit", sagte der Wunderknabe über seinen Chef. So sehr Pogacar betont, wie transparent der Radsport geworden ist - er selbst gibt sich in gewissen Dingen verschwiegen. So will er beispielsweise seine Leistungsdaten von den Tour-Etappen nicht veröffentlichen. Das würde nur die Konkurrenz gegen ihn verwenden, argumentierte Pogacar.
Dabei würden gerade diese Daten helfen, das neueste Gerücht im Keim zu ersticken. Die Schweizer Zeitung "Le Temps" hatte drei Fahrer anonym zitiert, die von seltsamen Geräuschen aus Pogacars Hinterrad berichteten und damit eine Verbindung zu mechanischem Doping in den Raum gestellt. "Ich höre kein Geräusch und weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll", meinte Pogacar.
Seine Wattwerte würden Behauptungen über technische Schummeleien entkräften können. Dazu muss aber auch angemerkt werden, dass der Weltverband UCI täglich Dutzende Räder nach dem Zufallsprinzip in eine Röntgenmaschine schickt. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort etwas nicht bemerkt wird, dürfte relativ gering sein.