Favorit Tadej Pogacar hat bei der Tour de France der Rad-Profis den ersten Härtetest im Hochgebirge nicht bestanden.
Der slowenische Titelverteidiger brach am Mittwoch auf der elften Etappe ein und verlor das Gelbe Trikot an Jonas Vingegaard. Der Däne vom Team Jumbo-Visma feierte bei der Bergankunft am Col du Granon auf 2.413 Metern Seehöhe nach einem 11,3 km langen Schlussanstieg einen Solosieg. Der Kolumbianer Nairo Quintana hatte als Zweiter 59 Sekunden Rückstand.
In der Gesamtwertung führt Vingegaard 2:16 Minuten vor dem französischen Tages-Dritten Romain Bardet. Pogacar liegt als Dritter 2:22 Minuten zurück. Wie der Titelverteidiger verlor auch der bisherige deutsche Zweite Lennard Kämna aus dem Bora-Team viel an Terrain. Sebastian Schönberger kam als bester Österreicher auf Tagesrang 42 (+27:16), der Profi von B&B Hotels ist Gesamt-43. Davor liegt der am Mittwoch mit seinem Landsmann zeitgleiche Patrick Konrad als Tages-56., der Niederösterreicher büßte gesamt sechs Ränge ein und ist nun 28.
4,5 km vor dem Ziel attackierte Vingegaard. Pogacar hat noch versucht, gegen den Mann aus Hillerslev im hohen Norden zu kontern, aber nichts ging mehr beim scheinbar Unbesiegbaren. Geraint Thomas, Bardet, David Gaudu oder Quintana - alle Mitfavoriten ließen Pogacar am Berg förmlich stehen. Der Slowene taumelte bedenklich, das Trikot komplett aufgerissen. Es war die größte Niederlage in seiner noch jungen Karriere.
"Heute habe ich drei Minuten verloren, morgen gewinne ich vielleicht drei Minuten. Ich gebe nicht auf und werde attackieren", schreibt Pogacar die erfolgreiche Titelverteidigung aber noch lange nicht ab. Vorerst glänzt aber jedenfalls Vingegaard: "Es ist wirklich unglaublich", meinte der Skandinavier. "Ich kann das schwer in Worte fassen. Das ist das, wovon ich geträumt habe. Eine Etappe in der Tour und das Gelbe Trikot - das ist unglaublich. Wir haben einen Plan geschmiedet. Ich habe viel Zeit gewonnen, aber ohne mein Team hätte ich das nicht geschafft."
Am Donnerstag, dem französischen Nationalfeiertag, geht es zur legendären Skistation Alpe d'Huez hinauf. Hunderttausende Fans werden an dem 13,8 km langen Schlussanstieg mit durchschnittlich 8,1 Prozent Steigung wieder Spalier stehen und für ein Tollhaus sorgen. Aber auch schon vorher hat es die Etappe in sich. Nach dem Start in Briancon geht es wieder über den Galibier sowie den Col de la Croix de Fer, allesamt Berge der höchsten Kategorie.