Überführter Doping-Sünder soll Beschuldigungen gegenüber Top-Fahrern belegen.
Cedric Vasseur, der Präsident der Vertretung der Profi-Radsportler, hat Bernhard Kohl nach dessen schweren Anschuldigungen gegenüber der Radsport-Szene aufgefordert, "Beweise zu liefern". Die Aussagen Kohls in der französischen Sporttageszeitung "L'Equipe" (Dienstag-Ausgabe), wonach die ersten Zehn der Tour 2008 gedopt hätten sein können, seien leicht zu beurteilen. "Man begreift seine Verteidigung, die zweifellos durch seine Anwälte diktiert wird. Aber das sind ernste Anklagen, die nicht ohne Folgen bleiben sollten", meinte Vasseur gegenüber der französischen Nachrichtenagentur AFP.
"Er war der Einzige"
"Das Problem ist, dass er
der einzige der Top Ten ist, der positiv war", erklärte der ehemalige
französische Profi weiter. "Er versucht, sich freizusprechen,
indem er sagt, dass es die anderen wie er machen. Andere Fahrer vor ihm
haben diese Strategie in derselben Situation auch bereits benutzt."
Kohl hatte sich in dem Interview verwundert gezeigt, dass nur drei Profis
positiv auf das Blutdoping-Produkt CERA getestet worden waren.
Verteidigung für biologischen Pass
Zu Wort meldete sich in
dieser Causa auch Jonathan Vaughters, der Manager des Rennstalls
Garmin-Slipstream. Dass der Niederösterreicher die Wirksamkeit von
biologischen Pässen infrage gestellt hatte, sei so nicht richtig. So sei
Kohl laut Vaughters bei Garmin im Gespräch gewesen, von einer Verpflichtung
sei aufgrund unregelmäßiger Blutwerte dann aber Abstand genommen worden.
"Wir haben mit seinem Manager gesprochen und die UCI-Testwerte verlangt. Normalerweise sendet die UCI die Resultate mit Genehmigung des Fahrers. In diesem Fall hat uns der Manager einige Resultate per E-Mail geschickt. Das war eine Aktion, die nicht den Standards entsprach und wir haben unser Interesse verloren", meinte Vaughters. Der inzwischen zurückgetretene Kohl sei wenig später positiv auf CERA getestet worden.
Vaughters stellte jedoch auch klar, dass er die Offenheit des Österreichers unterstütze. "Ich applaudiere Kohls' Transparenz und seiner Bereitschaft, der WADA und anderen Anti-Doping-Maßnahmen zu helfen."
Kohl wies Zitate in "L'Equipe" zurück
Bernhard
Kohl hat am Mittwoch in einer Presseaussendung ihm zugewiesene Zitate in der
französischen Sport-Zeitung "L'Equipe" zurückgewiesen und angekündigt,
rechtliche Schritte eingeleitet zu haben. Der Niederösterreicher erklärte,
dass zwei Zitate in einem L'Equipe-Artikel vom Dienstag, der von der
Deutschen Presseagentur (dpa) ausgewertet worden ist, nicht den Tatsachen
entsprechen würden.
Kohl erklärte, dass folgende ihm unterstellte Zitate in dem Interview "niemals gefallen sind": "Die ersten Zehn der Tour de France hätten positiv getestet werden können", und: "Seltsamerweise wurden nur drei erwischt. Viel mehr haben es genommen."
Kohl stellte demnach klar, dass er "sehr wohl" gesagt habe, "dass meines Erachtens Top-Leistungen im Spitzensport, wie bei der Tour de France, ohne Doping schwer vorstellbar sind. Man braucht sich nur die Tour de France anschauen. Wir fahren über drei Wochen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 km/h, bei einer Höhendifferenz, die etwa fünf Mal dem Mount Everest entspricht, hoch." Das allerdings hatte er auch schon bei einer Pressekonferenz am 25. Mai in Wien so gesagt.
Kohl hatte im Vorjahr bei der Tour de France mit Gesamtrang drei und dem Gewinn des Bergtrikots für Furore gesorgt, allerdings wurde dem heute 27-Jährigen bei einem Nachtest das Epo-Produkt CERA nachgewiesen. Kohl gestand Doping und wurde für zwei Jahre gesperrt. Seine öffentlichen Geständnisse haben seither für viel internationales Aufsehen gesorgt.