Doping-Verdacht
Pumper kämpft um Beweis für ihre Unschuld
09.05.2008
Die Marathonläuferin will den gesamten Instanzenzug durchhalten, um klarzumachen, dass sie nicht mit EPO gedopt hat.
Die unter Dopingverdacht stehende Langstreckenläuferin Susanne Pumper ist bereit, bis zum Äußersten zu gehen, um ihre Unschuld zu beweisen. Die 37-Jährige stellte sich am Freitagnachmittag erstmals seit Bekanntwerden ihrer positiven A-Dopingprobe den Medien. Unterstützt wurde sie von Prof. Dr. Rudolf Valenta, Immunologe und Pathophysiologe im Wiener Allgemeinen Krankenhaus, Strafverteidiger Dr. Rudolf Mayer und Zivilrechtler Dr. Clemens Grünzweig.
"Werde Unschuld beweisen"
"Ich habe nicht gedopt,
niemals etwas Verbotenes genommen. Und deshalb bin ich fest entschlossen, zu
beweisen, dass ich meinem Körper niemals EPO zugeführt habe",
betonte Pumper. Damit wurde erstmals offiziell bestätigt, dass das Hormon
Erythropoietin für die positive Doping-A-Probe nach dem Eisbärlauf am 9.
März im Wiener Prater verantwortlich war.
EPO steigert Leistung
EPO wird vom Körper eines Menschen selbst
produziert und regt zur Blutbildung an. EPO-Präparate erhöhen die Produktion
von roten Blutkörperchen, die wiederum mehr Sauerstoff im Blut
transportieren. Der Organismus wird dadurch leistungsfähiger, weshalb die
künstliche EPO-Zufuhr im Spitzensport verboten ist. In der Medizin wird EPO
eingesetzt, um etwa Blutarmut zu behandeln.
Kann körpereigenes EPO sein
Valenta, selbst ein
Hobbyläufer, hat sich das Analyse-Ergebnis des WADA-Labors in Seibersdorf
angeschaut. Seiner Ansicht nach kann es mehrere Gründe geben, die zum
positiven A-Proben-Resultat geführt haben. Doch keiner dieser Gründe sei ein
hundertprozentiger Beweis dafür, dass Pumper von außen ihrem Körper EPO
zugeführt habe. "Es kann sich auch um körpereigenes EPO handeln",
betonte der Mediziner und führte u.a. "Höhentraining"
als eine Ursache an, die zu einem positiven Dopingtest führen kann.
Höhentrainingslager als Ursache
Pumper war zwar schon lange
nicht mehr in St. Moritz auf Höhentrainingslager, verwendet aber etwa die "Aufenthaltsräumlichkeiten
unter Hypoxie" in Aspach, also einen Raum, in dem künstlich Höhenlage
simuliert wird, ebenso wie eine spezielle Maske. "Mit dieser kann ich
eine Höhe von bis zu 6.000 m simulieren", erklärte Pumper.
Testverfahren fehlerhaft
Weiters erläuterte Valenta, dass es
neue Generationen von EPO-Präparaten gibt, die vom körpereigenen
Erythropoietin noch nicht unterschieden werden können, wie z.B. das in
Österreich nicht, aber in Deutschland erhältliche Präparat "Dynepo".
Daneben führte der AKH-Experte auch "Störanfälligkeiten des
Antikörpers" an, der beim Testverfahren eingesetzt wird. "Und
dazu kommt noch das Problem des Verfahrens an sich", führte Valenta
weiter aus. "Denn es werden ja nur Muster miteinander verglichen. Der
Beweis, ob tatsächlich EPO zugeführt worden ist, wird ja nicht erbracht. Es
gibt also keinen hundertprozentigen Test."
Pharmaindustrie gegen Marker
Dabei wäre die Problematik einfach
zu lösen, indem man sämtliche EPO-Präparate mit chemischen Markern versieht,
die bei einem Doping-Test sofort erkannt werden und Sportler sofort als
Dopingsünder entlarven könnten. Doch die Pharma-Industrie hat sich dagegen
bisher erfolgreich gewehrt. "Das ist ein wichtiger Markt für die
Pharma-Industrie", betonte Valenta, dass Doping auch für die
Pharma-Konzerne ein gewinnbringendes Geschäft sei.
WADA weiß um Probleme
Laut Valenta weiß die
Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) schon seit längerem von der Problematik bei
EPO. Er zitierte dazu etwa eine Studie des Molekularbiologen Prof. Werner
Franke, der auch der bekannteste Dopingjäger der Welt ist, aus dem Jahr
2006. Und Pumpers Anwälte wollen genau da ansetzen, um eine Sperre ihrer
Athletin zu verhindern.
Holdhaus zweifelt
Für den international anerkannten
österreichischen Anti-Doping-Experten und Leistungsdiagnostiker Hans
Holdhaus ist Höhentraining keine logische Erklärung für eine EPO-Vermehrung. "Wenn
das der Fall wäre, dann hätten wir ja 100.000 zusätzliche Dopingfälle",
so Holdhaus am Freitagabend. "Ich kenne keine einzige Studie dazu, dass
es im Zuge von Höhentrainingslagern bzw. durch den Aufenthalt in
Höhenkammern zu einer Vermehrung von EPO kommt." Und immerhin
würde viele Sportler sogar während solchen Höhentrainingslagern getestet.
Instanzenzug durchgehen
Zunächst wird sich Mayer als
Strafverteidiger der Sache annehmen. Wenn auf dem sportlichen Instanzenweg,
an dessen Ende in wohl mehr als einem Jahr der Internationale
Sportgerichtshof in Lausanne steht, kein Erfolg erzielt werden sollte, würde
dann Zivilrechtler Grünzweig übernehmen, um Schadenersatzforderungen im
voraussichtlich sechsstelligen Bereich geltend zu machen.
Warten auf die B-Probe
Das Ergebnis der B-Probe soll in der
nächsten Woche bekanntgegeben werden. Doch weder Pumper noch die drei
Experten rechnen damit, dass es das Resultat der A-Probe widerlegen wird.
Denn so etwas hat es bisher im WADA-Labor Seibersdorf noch nie gegeben. Aber
für Pumper ist das Ergebnis der B-Probe eigentlich nebensächlich, weil das
EPO-Testverfahren an sich ja nicht hundertprozentig sicher ist.
"Habe ein Marathon-Herz"
"Deshalb werde ich bis
zuletzt alles tun, um zu beweisen, dass ich nichts Verbotenes getan habe."
Und wenn das Jahre in Anspruch nehmen sollte, ist das für die Olympia- und
WM-Teilnehmerin auch keine große Sache. "Denn ich habe ein
Marathon-Herz."