Der 26-Jährige sorgt für den dritten italienischen Gesamtsieg bei der Ö-Tour.
Der Italiener Riccardo Ricco hat den widrigen Umständen getrotzt und sich am Sonntag endgültig den Gesamtsieg der 62. Österreich-Radrundfahrt gesichert. Der 2008 des Dopings überführte und seit März wieder startberechtigte 26-jährige Bergspezialist, der am Samstag im Zeitfahren schwer zu Sturz gekommen war, schaffte es trotz dadurch bedingter zahlreicher Blessuren mit dem Hauptfeld ins Ziel der Schlussetappe nach Wien. Ricco gewann die Ö-Tour dank zweier famoser Vorstellungen am Kitzbüheler Horn und Großglockner vor dem Spanier Sergio Pardilla und seinem Landsmann Emanuele Sella.
Denifl wieder bester Österreicher
Stefan Denifl war als
Siebenter wie im Vorjahr (8.) bester Österreicher im Gesamtklassement. Der
Gewinn des Bergtrikots durch Josef Benetseder war einer der weiteren
rot-weiß-roten Lichtblicke. Der Oberösterreicher holte dank fleißiger
Punktesammlerei bei kleinen Bergwertungen überraschend das begehrte
gepunktete Trikot und bescherte seinem vor der Rundfahrt wegen des
Lizenzentzuges arg gebeutelten Rennstall Vorarlberg-Corratec den dringend
nötigen Erfolg. Allerdings gab es für die rot-weiß-roten Profis bei der
gesamten Rundfahrt wie im Vorjahr weder einen Etappensieg noch einen
Podestplatz zu bejubeln.
Tagessieg an Brown
Der Tagessieg auf dem achten Teilstück von
Podersdorf zum Burgtheater ging im Massensprint an Graeme Brown. Der
Australier setzte sich vor Robert Förster und dem dreifachen Vorjahressieger
Andre Greipel, der heuer zweimal triumphierte, durch. Bester Österreicher
war Clemens Fankhauser als Elfter. Vier andere Österreicher waren kurz nach
dem Start ausgerissen, sie wurden aber auf der vorletzten der zehn Runden
auf der Ringstraße eingeholt.
Ex-Doping-Sünder setzt sich durch
Ricco, der wegen
EPO-Dopings nach zwei Etappensiegen bei der Tour de France 2008 gesperrt
worden war, trumpfte gleich in seinem ersten größeren Auslandsrennen nach
Ende seiner Sperre groß auf und gewann beide Bergankünfte souverän. Danach
schien der Sieg ungefährdet, doch im Zeitfahren am Samstag kollidierte er
mit einem Begleitmotorrad. Er brach sich dabei das Nasenbein und trug
außerdem eine Rissquetschwunde am Knie und Abschürfungen an Armen und Beinen
davon, rettete aber eine halbe Minute seines Vorsprungs ins Ziel und brachte
diesen dann auch noch bis nach Wien.
Sieg unter Schmerzen
Vor der Rundfahrt hatte der aus Modena
stammende Kletterfloh mit drei Siegen bei Etappenrennen in der Heimat seine
wiedererlangte Stärke bereits angedeutet. Sein letztlich unter heftigen
Schmerzen sichergestellter erster Sieg bei einer Landesrundfahrt freute den
Italiener angesichts der Umstände umso mehr. "Das ist ein sehr wichtiger
Sieg für mich. Ich habe die zwei schwersten Etappen gewonnen. Gestern habe
ich allerdings nicht mehr wirklich geglaubt, dass ich der Sieger sein würde.
Aber heute war es nicht so schlimm, ich hatte zwar vor allem am Knie
Schmerzen, aber ich hatte nie Probleme, das Tempo zu halten", betonte der
Ceramica-Flaminia-Fahrer, der von den Verfolgern Sella und Pardilla
allerdings auch nicht mehr angegriffen worden war. Ricco ist elf Jahre nach
Maurizio Vandelli der insgesamt dritte Ö-Tour-Sieger aus Italien.
Hatte schon alleine seine Teilnahme für Naserümpfen gesorgt, gerieten die Rundfahrtveranstalter nach dessen souveränen Siegen in Erklärungsnot. Tour-Chefin Ursula Riha stellte klar, dass sie keine Veranlassung einer Teilnahmeverweigerung des Ricco-Rennstalles Ceramica-Flaminia gesehen habe. "Die Mannschaft ist seit sechs Jahren immer dabei. Ricco hat seine Sperre abgesessen und eine gültige Lizenz", betonte Riha.
Zweite Chance
Einige Fahrer, wie Denifl, waren nicht glücklich
über die Anwesenheit des Italieners, gestanden ihm aber auch eine zweite
Chance zu. "Er hat seine Sperre abgesessen. Gegen seine Teilnahme kann ich
ohnehin nichts machen. Er war in dieser Woche einfach der beste Fahrer",
sagte der Tiroler über den Rundfahrtsieger. Mit seiner eigenen Vorstellung
war er zufrieden. "Das Niveau war heuer viel höher, ich habe mich um einen
Platz verbessert. Ein Top-Ten-Platz, das passt schon", sagte der 22-Jährige.
Auch der noch um zwei Jahre jüngere Matthias Brändle stellte als 13. einmal mehr sein Talent unter Beweis und kam wie 2009 als zweitbester ÖRV-Profi nach Wien. "Ich habe mich gesteigert, deshalb ziehe ich ein positives Resümee", sagte der Vorarlberger.