Frage: Woran haben Sie nach dem Rennen beim Ausschwimmen
imEM-Becken gedacht? Rogan: "Das Rennen geht einem
tausendmal durch den Kopf. Das warschon wichtig für mich. Da ist man
für sich allein, kann schon viel Ruhe finden. Das hat sich gut
angefühlt." Frage: Sehen Sie den Ausgang des
Finales nun schon mit etwasAbstand? Wie ist es im Vergleich mit
Olympia in Peking, als SieVierter wurden? Rogan: "In
Peking war ich eher verdattert, jetzt tut es einfach nur weh. Ich
fühle, dass es zu wenig war. Das Ärgerliche ist, dass es so knapp
war. Ich frage mich, was ich in der Vorbereitung hätte mehr machen
können, wo ich die Zeit liegengelassen habe. Der Sieg war ja zum
Greifen nahe. Aber ich war zu weit zurück, um sagen zu können, es war
Pech. Andererseits war ich zu nahe an Laszlo, um sagen zu können, ich
hätte nicht gewinnen können." Frage:
Schmerzt die Niederlage so sehr, da Sie so viel wie nurmöglich dafür
gegeben haben? Rogan: "Je mehr es dir bedeutet,
desto mehr tut es dir weh. Ich hätte nicht mehr investieren können,
und habe trotzdem nicht gewonnen. Das trifft es leider genauer, als
ich es gerne hätte. Das war meine härteste Vorbereitung. Ich habe
gedacht, wenn ich mehr gebe, dann krieg ich auch mehr." Frage:
In Ihren Gedanken gibt es ja nicht nur die EM, Sie denken ja
schwimmerisch in Hinblick Olympia über Europa hinaus. Beschäftigt es
Sie daher, dass Ryan Lochte und Michael Phelps vergangene Woche bei
den US-Meisterschaften um mehr als drei bzw. zwei Sekunden schneller
waren als Sie jetzt? Rogan: "Ja, ich muss mir
überlegen, wie ich soviel Zeit gutmachen kann. Ich bin zu alt, um
das in kleinen Schritten zu machen. Ich muss mich um große Schritte
verbessern." Frage: Sie haben in diesem Rennen aber
doch Ihren österreichischen Rekord um mehr als eine Sekunde
verbessert. Ist das kein großer Schritt? Rogan: "Das
finde ich schön, dass ich mit 28 noch deutliche Bestzeit schwimmen
kann. Aber ich habe verloren, bin nur Zweiter geworden. Da bin ich
nicht stolz darauf. Mit dieser Zeit gewinnt man in London kein
Leiberl. Es zählt beim Schwimmen doch nur Gold, darum geht es doch.
Man schwimmt doch nicht gegeneinander, um herauszufinden, wer
Zweitbester ist. Meiner Trainingsgruppe bin ich nun Rechenschaft
schuldig, denn wir haben uns aufs Siegen vorbereitet." Frage:
Wie geht es nun für Sie weiter? Kann Sie die Mannschaft auffangen? Rogan:
"Wenn ich bereit dazu bin, ist es die Mannschaft, die mich
auffangen kann. Ich ruhe mich aus und bereite mich Schritt für
Schritt auf den Vorlauf über 200 m Rücken am Freitag vor. Ich
brauche jetzt etwas, um mich aufzuraffen." Frage:
Glauben Sie, dass Sie den Sieg über 200 m Rücken nachholen können? Rogan:
"Dieses Gold liegt ja nicht einfach nur zum Abholen da. Das
Limit liegt immer am meisten im Kopf. Den muss ich in erster Linie
bereitmachen, dann kann der Körper schon einiges aushalten."
Frage: Haben Sie Angst vor noch einer Niederlage und
beschäftigt es Sie, wie die Öffentlichkeit darüber denkt? Rogan:
"Die Frage ist ja, was treibt mehr an - die Freude am Sieg oder
die Angst vor der Niederlage. Und was die Öffentlichkeit denkt,
darüber habe ich mir früher Gedanken gemacht. Aber das ist nur ein
irres Spiegelkabinett gegen das eigene Ego."
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