Kritik an Umfeld

Rogan hat Albträume wegen Disqualifikation

24.01.2013

Entscheidung über eventuelle Karriere-Fortsetzung noch offen.

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© APA Herbert Pfarrhofer
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Die sportliche Zukunft von Markus Rogan ist auch knapp ein halbes Jahr nach seiner Disqualifikation im Olympia-Semifinale der Schwimmer über 200 m Lagen noch offen. Bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) ist er abgemeldet und plant auch für heuer keinen Start. Doch in Richtung Olympia 2016 in Rio de Janeiro lässt der 30-Jährige noch alles offen. Indes studiert er in Los Angeles Sportpsychologie und Klinische Psychologie.

"Ich verbringe an der UCLA (Anm.: University of California, Los Angeles) viel Zeit im Labor", sagte der Student am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien, wo ihm für sein Engagement für den SC Hakoah die goldene Ehrennadel des Sportclubs überreicht wurde. "Ich halte mich aber nach wie vor fit und trainiere in der Früh zwei Stunden." Wöchentlich komme er auf 20 Trainingsstunden.

Zukunft noch offen
"Das Olympia-Limit würde ich derzeit gerade noch bringen", ließ er sein Leistungspotenzial erahnen. "Auf keinen Fall werde ich aber 2013 antreten. 2016 werden wir sehen." Ob es ihm im Comeback-Fall primär um das Erreichen der dann fünften Olympia-Teilnahme gehen würde, konnte Rogan nicht beantworten. Die Entscheidung pro oder contra Karriere-Verlängerung, die er schon für vergangenen Herbst anvisiert hatte, falle ihm jedenfalls schwer.

"Ich ringe mich da nicht zu einer Entscheidung durch, vielleicht hänge ich noch zu sehr daran. Eigentlich geht mir das Schwimmen fürchterlich ab", meinte er. Nicht so einfach abschließen kann Rogan auch mit seinem ruhmlosen Abgang von der Olympia-Bühne, sollte es in London sein letztes Antreten im Zeichen der fünf Ringe gewesen sein. "Ich habe manchmal noch Albträume von der Disqualifikation", verriet der Ex-Weltmeister.

Ärger wegen Disqualifikation nicht verflogen
Es ärgere ihn auch, dass er damals am 1. August bei seinem Protest nicht den im Aquatic Centre anwesenden Aaron Peirsol als Unterstützer beigezogen habe. Peirsol hatte seinen Olympiasieg 2004 in Athen über 200 m Rücken durch die von Rogan unterstützte Disqualifikation-Rücknahme erreicht. Nun hätte sich der US-Amerikaner revanchieren können. In der Hektik habe Rogan aber nicht an die Miteinbeziehung Peirsols gedacht.

Im Rahmen der  Pressekonferenz äußerte sich der 30-Jährige aber auch zu Infrastruktur und Leistungsanreiz in Österreichs Schwimmsport kritisch.  "Es geht um die Zukunft von Österreichs Schwimmsport. Und da wird es schwierig." Auch wenn er an seinem Wohnsitz in Los Angeles die Bestellung von Dirk Lange zum Landesverbandstrainer in Graz nicht mitbekommen hat, ist Rogan informiert.

Kritik von Rogan
"Wir haben nicht genug Sportbecken. Und wenn wir eines haben, hat es ein Loch", merkte er hinsichtlich der Baumängel beim weiter geschlossenen Stadthallenbad an. "Ein Sportler bringt Leistung, wenn er kann oder muss. Bei den Schwimmern bei uns in Österreich kann er nicht und muss er nicht." Es fehle an Schwimmbecken und am Leistungsanreiz. "Das stört von Grund auf die Entwicklung des Sports und ist ein kulturelles Problem."

Bei den Skifahrern sei das ganz anders. Die Rahmenbedingungen dafür in Österreich sind gegeben und auch der Anreiz zur Erbringung von Topleistungen. Sportlich richtig anerkannt werde nur, wer es ganz nach oben schafft. Für die Schwimmer zahle sich der Extraaufwand zum Aufstieg von der nationalen zur internationalen Spitze aber nicht aus. Rogan: "Die Förderungen sind nicht so strukturiert, dass sie direkt leistungsorientiert sind."

Rogan selbst sei ebenfalls vor diesem Problem gestanden
"Ich habe in Relation zu meiner Leistung zu viel Anerkennung bekommen. Da ist mir der Kopf zu viel angeschwollen. Aber ich habe zweimal gerade noch die Kurve gekratzt." Das erste Mal war Anfang 2007, als er sich in Rom einer italienischen Trainingsgruppe angeschlossen hat. Das zweite Mal folgte 2009 beim Wechsel nach Los Angeles. "Dort wusste ich: ich kann und muss auch."

Österreichs "Sportler des Jahres 2004" wollte aber nicht nur kritisieren, sondern will auch die aktuelle Situation verbessern helfen. "Ich schulde dem österreichischen Schwimmsport sehr viel und werde es über die nächsten Jahre zurückzahlen." Rogan will junge Schwimmer zu sich nach Los Angeles holen und sie als Berater und Techniktrainer unterstützen. Auch eine Zusammenarbeit mit OSV-Präsident Christian Meidlinger sei schon andiskutiert.

Rogan ist noch bis Samstag in Wien. Bei seinem für (den heutigen) Donnerstag geplanten Besuch des Philharmonikerballs mit seiner Verlobten Jeanne Farryn Cobb war er mit einem eleganten Gehstock unterwegs, nachdem er am Mittwoch beim Skifahren auf der Turracher Höhe in Kärnten mit dem linken Fuß umgeknöchelt war. Rogan und Cobb haben ihre Hochzeit für 1. September in Santa Barbara geplant, es soll eine jüdische Hochzeit sein.

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