Interview
Rogan: "Ich will auch was verdienen"
15.08.2010
Markus Rogan (28) rettete mit zwei Silber-Medaillen unsere Schwimm-Ehre. Jetzt kämpft unser Superstar um seine sportliche Zukunft.
ÖSTERREICH: Herr Rogan, was sind Ihre Lehren aus der EM?
Markus
Rogan: Es war mehr ein Kämpfen als Können. Ich bin einfach nicht in
Topform gewesen.
ÖSTERREICH: Zwei Silberne sind doch okay, oder?
Rogan:
In Ordnung ist nicht gut genug, weil’s beim Schwimmen immer um den Sieg
geht. Ich kenne niemanden, der Zweiter werden will. Noch einmal kann ich mir
das nicht erlauben. So schön das zweite Silber war, so ärgert mich immer
noch, dass ich die 200 m Lagen gegen Cseh verloren hab, ich hätte gewinnen
müssen.
ÖSTERREICH: Woran hat’s gekrankt?
Rogan:
Form und Speed haben gefehlt. Wenn ich gewinnen will, so hat mir mein
Trainer ausgerichtet, muss ich noch mehr machen. Dabei hab ich gedacht, dass
ich in diesem Jahr alles hineingehaut habe, was möglich war.
ÖSTERREICH: Immerhin war das zweite Silber Ihre insgesamt 30.
Medaille.
Rogan: Ja – und es freut mich, dass ich mit der
Anzahl der gewonnenen Medaillen meinem Alter von 28 Jahren voraus bin. Aber
irgendwann wird mich das Alter einholen.
ÖSTERREICH: Wo sehen Sie künftig Ihre Stärken?
Rogan:
Sicher über 200 m Lagen, da ist noch was drin, da ist mehr möglich, auf
dieser Strecke geht’s bergauf – im Rückenschwimmen langsam bergab.
ÖSTERREICH: Wie schaut überhaupt die Rogan-Zukunft aus?
Rogan:
Ich muss erst entscheiden, ob und wie es in Los Angeles weitergeht. Ich bin
28, ich werde nicht jünger. Man trainiert ein ganzes Jahr für keine zwei
Minuten. Und ich will meine finanzielle Lage klären.
ÖSTERREICH: Bitte konkreter?
Rogan: Ich muss
doch von was leben. Meine staatliche Förderung ist beantragt, doch ich weiß
noch nicht, wie hoch sie ist. Aber ich will für die Leistungen, die ich
bringe, auch was verdienen Dazu brauche ich einen Sponsor.
ÖSTERREICH: Trotz finanzieller Sorgen unterstützen Sie arme
Kinder in Äthiopien.
Rogan: Am Mittwoch oder Donnerstag
werde ich daher auch mit Claudia Stöckl zu meinen Patenkindern nach
Äthiopien fliegen. Ich unterstütze dort mit rund 10.000 Euro das sogenannte
Tesfaye-Sozialprojekt, damit die armen Kinder dort in Schulen unterrichtet
werden. Wenn man sieht, unter welchen Verhältnissen die Menschen dort leben,
dann weiß man erst, was wichtig ist im Leben.
ÖSTERREICH: Und was passiert nach Ihrer Rückkehr?
Rogan:
Dann will ich Wiens Bürgermeister Häupl für die Wahlen fit machen. Ich habe
meine Hilfe schon seinem Büro angeboten. Wenn er Lust dazu hat, können wir
dann anfangen.