Das Gold, das eigentlich gar nicht sein sollte. Markus Rogan überraschte am Sonntag sich selbst am allermeisten.
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Es wäre ein guter Stoff für einen Hollywood-Film. Die Dramaturgie der Kurzbahn-Weltmeisterschaften in Manchester war für das österreichische Team und Markus Rogan eine spezielle. Mit Gold-Ansprüchen über 100 m Rücken als Vierter total am Boden und vor dem Startverzicht für die 200 m Rücken, ließ er sich von seinem Coach zum Antreten überreden und wurde mit nicht möglich gehaltenen Weltrekord zu Österreichs erstem Schwimm-Weltmeister.
Gratulieren Sie Markus Rogan zu seinem Triumph!
Dieser Handlungsablauf war auch am Sonntagabend beim offiziellen Essen des Österreichischen Verbandes (OSV) Gesprächsthema Nummer eins - und Rogan war mit dabei. Der 25-Jährige hätte in Gesellschaft seiner Freundin Christine Reiler sein sollen, doch hatte er der "Miss Austria 2007" in der Hektik nach dem Finale irrtümlich für den nächsten Tag einen Flug gebucht. Unverrichteter Dinge musste die 26-Jährige am Flughafen Rotterdam umkehren.
In Weltrekordzeit zur Freundin
Rogan machte sein Missgeschick
wieder gut, indem er Montagfrüh selbst in die Niederlande zu seiner Liebsten
flog. "Christine war die Einzige außer meinem Trainer Claudio (Anm.:
Rossetto), die mir den Sieg zugetraut hat." Wie der italienische Coach hatte
auch sein Ex-Trainer Robert Michlmayr eine persönliche Bestzeit für möglich
gehalten. "Aber lustig,", meinte Rogan, "beide sind von einer 1:49er-Zeit
ausgegangen."
Kopfsache
Die 1:47,84 konnte Rogan auch Stunden nach dem Endlauf
nicht erklären. Im Duell mit dem US-Favoriten Ryan Lochte setzte er nicht
erahnte Kräfte frei. "Das ist eine Kopfsache", erläuterte der neue
Weltrekordler. "Wobei ich aber nicht sagen kann, ob mir das auf die 100 m
ausgerichtete Schnelligkeitstraining auf den 200 m jetzt doch auch etwas
gebracht hat."
Konzentration auf Olympia
Das wird auch nicht mehr analysiert, denn die
Kurzbahn-Saison ist Geschichte. Der Fokus gilt nur noch auf der Langbahn und
auf Olympia. Die 50-m-Bahn liegt Rogan noch mehr als die Kurzbahn. "Komisch
aber, dass ich jetzt zum zweiten Mal auf der Kurzbahn Weltrekord aufgestellt
habe, da die größeren Erfolge habe", wunderte sich der OSV-Star, fühlte sich
freilich in seinen Bestrebungen in Richtung Olympiasieg aber nun noch mehr
bestärkt.
"Ich glaube jetzt noch mehr daran als vorher", sagte der Athlet von SVS Niederösterreich, der am Sonntag vielleicht einen ersten Schritt zu seinem zweiten Titel als "Österreichs Sportler des Jahres" gemacht hat. Dafür wäre aber ein toller Erfolg in Peking wohl eine weitere Voraussetzung. Rogan wird nun von seinem Erfolg profitieren, obwohl er schon vor der WM nicht mit einem Antreten über 200 m Rücken gerechnet hatte.
200-m-Absage schon vor WM
Beim Training vor den Titelkämpfen mit
seinem Freund Paul Eder in Wien hatten die beiden nur vom 100-m-Weltrekord
gesprochen. "Ich war schon vor der WM fest entschlossen, die 200 m nicht zu
schwimmen", verriet Rogan. Gut, dass er dann trotzdem über seine
Paradestrecke zumindest einmal gemeldet war, sonst wäre sein neben doppeltem
Olympia-Silber bisher größter Coup nicht möglich gewesen.
Trainings-Kameraden unbeeindruckt
Seine beiden
Rom-Trainingspartner Filippo Magnini und Massimilano Rosolino gratulierten
Rogan zwar zu seinem Erfolg, aber nicht mehr. "Für sie ist so ein Sieg nicht
Besonderes", meinte er hinsichtlich der durch dieses italienische Duo
bereits errungenen WM-Titel. "Das ist für sie nicht mehr wie 'Willkommen im
Club'", schmunzelte Rogan, ehe er mit seinen Teamkollegen Dinko Jukic und
Hunor Mate noch den Abend in Manchester genoss.