Spanier öffnete Olympia für Profis und machte das IOC zum Global Player.
Der am 17. Juli 1920 in Barcelona als Sohn eines Textilfabrikanten geborene Juan Antonio Samaranch hat ein Leben zwischen Sport, Politik und Wirtschaft geführt. Nach einem Studium der Ökonomie begann er eine berufliche Laufbahn bei Banken, die dann in eine politische Tätigkeit mündete.
Vom Franko-Regime ins IOC
Samaranch diente in der Administration
des spanischen Diktators Franco in mehreren Funktionen, unter anderem als
Staatssekretär für Sport (ab 1966). Parallel dazu baute der Hockeyspieler,
Boxer und Fußballer eine Karriere als Sportfunktionär auf. 1967 wurde er zum
spanischen NOK-Präsidenten befördert, bereits ein Jahr vorher erfolgte die
Berufung in das Internationale Olympische Komitee (IOC).
Rasanter Aufstieg
Im IOC stieg Samaranch schnell zum
Protokollchef und Mitglied des Exekutivkomitees (1970 bis 1978) auf, die
letzten vier Jahre als Vizepräsident. Nach dem Sturz von Franco schickte ihn
die erstmals demokratisch gewählte spanische Regierung als Botschafter für
die Sowjetunion und die Mongolei nach Moskau. Es war ein absichtsvolles
Manöver, um einen Spanier in die höchste Position des Weltsports zu bringen.
Tatsächlich trugen die engen Beziehung zum kommunistischen Lager wesentlich
dazu bei, dass Samaranch am 16. Juli 1980 vor der Kulisse der Boykott-Spiele
in Moskau zum siebenten IOC-Präsidenten gewählt wurde.
Amateur-Paragraf fällt
Mit einer Fülle von Reformen, unter
anderem der Öffnung für den Profi und der Hinwendung zur Kommerzialisierung,
gelang es Samaranch, die Olympischen Spiele aus der Krise zu führen. Mit
diplomatischem und unternehmerischem Geschick strukturierte er die
Olympische Welt neu, erlöste durch die Vermarktung Milliarden von Dollars
und entwickelte die Olympischen Spiele zu einem Hochglanzprodukt. Dies war
die Grundlage für seine Wiederwahlen 1988, 1992 und 1997.
Von Rogge abgelöst
Der Korruptionsskandal um den
Olympia-Bewerber Salt Lake City brachte das IOC und auch Samaranch in größte
Bedrängnis. Der Skandal zwang das IOC 1999 zu umfassenden Veränderungen,
unter anderem wurden die Präsidentschaften auf maximal 12 Jahre begrenzt.
81-jährig wurde Samaranch 2001 nach 21 Jahren im Amt vom Belgier Jacques
Rogge abgelöst und zum Ehrenpräsidenten gewählt. Auch ohne Stimmrecht hatte
seine Meinung im IOC danach noch Gewicht.
Samaranch war über 45 Jahre mit Maria Teresa Salisachs Rowe verheiratet. Sie starb 2000, einen Tag, nachdem ihr Mann die Olympischen Spiele in Sydney eröffnet hatte. Samaranch hinterlässt Tochter Maria Teresa und Sohn Juan Antonio, den er 2001 zum Abschied ins IOC wählen ließ. Wegen seiner Verdienste um Spanien war Samaranch 1991 von König Juan Carlos mit dem Adelstitel "Marques de Samaranch" ausgezeichnet worden.