Leichtathletik-EM
Schrott Vierte über 100m Hürden
30.06.2012
Die Österreicherin verpasste Bronze um eine Hundertstel-Sekunde.
Im Regen von Helsinki haben Österreichs Leichtathleten am Samstag in Helsinki groß aufgezeigt. Hürdensprinterin Beate Schrott lief im Finale über 100 m Hürden zum sensationellen vierten Rang, verpasste die Bronzemedaille nur um eine hundertstel Sekunde und sorgte damit für das beste EM-Ergebnis eines ÖLV-Athleten seit Budapest 1998. Gerhard Mayer wurde Achter im Diskuswurf. Zu Mittag hatte sich bereits Andreas Vojta als Schnellster über 1.500 m für den Endlauf am Sonntag qualifiziert.
Nur Blech
"Ich habe mich immer gefragt, wie sich das anfühlt, Vierte zu werden, jetzt weiß ich es. Ahhhh!", schrie sich Schott den kurz aufgekommen Ärger von der Seele, um gleich darauf zu sagen. "Es ist ganz knapp an einer Medaille vorbei. Es ist unglaublich eigentlich." Schrott kam hinter der Türkin Nevin Yanit (12,81) und den Weißrussinnen Alina Talay (12,91) und Jekaterina Poplawskaja (12,97) in Saisonbestleistung von 12,98 Sekunden ins Ziel.
Wie sie im Rennen lag, wusste die 24-jährige Niederösterreicherin nicht. "Ich muss gestehen, ich habe die anderen nicht einmal wahrgenommen. Normalerweise ist das anders. Es war irgendwie alles verschwommen heute." Sie ahnte auch nicht, dass es so knapp werden könnte. "Schade, dass wir nicht Bahn an Bahn waren, das hätte die Situation noch anders gemacht. Was soll's. Eine coole Leistung. Ich war 20. der Europarangliste, bevor ich hierhergekommen bin, jetzt bin ich Vierte geworden."
ÖLV-Rekordlerin Schrott kämpfte schon im Halbfinale erfolgreich gegen ihre Vergangenheit und 2,3 m/s Gegenwind, sie musste sich in 13,08 Sekunden nur Talaj (13,03) geschlagen geben. "Das war nicht leicht. Es gab ja einen Fehlstart, und da war es schwierig, sich zu konzentrieren. Da macht es dann 'bing' im Kopf", sagte die Athletin von Philipp Unfried, die bei der EM 2010 in Barcelona im Vorlauf selbst wegen Fehlstarts disqualifiziert worden war.
Regen als gutes Omen
Die nassen Bedingungen legte Schrott für sich als gutes Omen aus. "Ich dachte mir, ich hatte heuer schon so oft schlechte Bedingungen, das wird mein Rennen." Im Finale wollte sie es locker angehen. "Das ist mein erstes EM-Finale. Ich will es genießen", sagte sie vorher. "Ganz so war es dann doch nicht. Es war schon auch Druck. Ich bin schon nervös gewesen", meinte sie nachher.
Auch Gerhard Mayer hatte gute Nerven bewiesen und schon in der Vorbereitung die mitentscheidenden Trümpfe ausgespielt. Bevor der 32-jährige Niederösterreicher zum ersten Wurf ausholte, hatte er die in ein Handtuch gewickelte Scheibe zum Schutz vor dem Regenguss unter sein T-Shirt gesteckt. Die Scheibe flog 62,85 m, das reichte nach drei Runden und der nochmaligen Reduzierung des Finalfeldes auf acht Konkurrenten zum Weiterkommen. Der erste Wurf war trotz schwierigster Verhältnisse dann auch der beste.
"Untypischer Ablauf"
"Es war ein völlig untypischer Ablauf heute", erzählte Mayer, der anders als die Konkurrenten schon beim Einwerfen die Regenschuhe angehabt hatte. "Ich wusste, es wird regnen. Und so hatte ich dann schon ein besseres Gefühl. Das macht viel aus." Außerdem habe man vor zwei Wochen nach einem Blick auf die Wetterprognosen für Finnland diese Bedingungen trainiert. Trainer Gregor Högler hat seinem Schützling bei der Vorbereitung mit dem Wasserschlauch auf die Füße gespritzt und den Ring gegossen.
Als Zwölfter der Qualifikation gerade noch in den Endkampf gekommen, gab es für Mayer am Samstagabend nur eine Devise: "Den elften Platz angreifen." Dass es wie bei der WM 2009 in Berlin nun Rang acht wurde, sei "ein Traum". Die Leistung gibt natürlich auch Selbstvertrauen für die Olympischen Spiele in London, bei denen zum europäischen Teilnehmerfeld noch zwei, drei starke Werfer aus anderen Kontinenten dazukommen. "Jetzt vier Wochen Training, dann werden wir sehen", sagte Mayer.