Mehrkampf
Schwarzl will Götzis-Spitzenplatz
27.05.2010
Der Routinier kann ohne Druck antreten, weil er das EM-Limit schon sicher hat
Zumindest Roland Schwarzl lassen die Wetter-Vorhersagen für das Götzis-Wochenende kalt. Erstens hat der Wahlsalzburger zuletzt am Gardasee im "härteste und zähestes Zehnkampfes" seiner Karriere zur Genüge Bekanntschaft mit Regen und Wind gemacht, zweitens erbrachte der 29-Jährige dort mit 7.789 Punkten die EM-Norm für Barcelona (7.725) und steht deshalb im Ländle nicht unter Druck. Die Teilnehmerlisten beim Mehrkampf-Klassiker werden von den 2009-Weltmeisterin Jessica Ennis (GBR) und Trey Hardee (USA) angeführt, die sich u.a. mit den 2008-Olympiasiegern Bryan Clay (USA) und Natalja Dobrynska (UKR/Vorjahressiegerin) messen werden.
Im Vorjahr 15.
Für Schwarzl, der im Vorjahr als 15. mit 7.971
Zählern die 8.000er-Barriere knapp nicht durchbrochen hat, zählt Götzis
immer zu den Highlights. Nach guten Leistungen zuletzt bei den
Pfingstmeetings in Innsbruck und Bozen reiste er zuversichtlich ins
Mösle-Stadion nach Vorarlberg. Sein junger Landsmann Dominik Distelberger
hingegen, der als zweiter Österreicher im Klassefeld mitwirken wird, gibt
sein Debüt. Der 20-jährige Purgstaller wurde 2009 in Abwesenheit von
Schwarzl mit seiner Bestleistung von 7.254 Punkten Staatsmeister, erst
seitdem startet er in der allgemeinen Klasse mit den "schweren" Geräten.
Sechster der U20-EM
Schwarzl und Distelberger liegen derzeit
"meilenweit vor dem Rest", beschreibt Hannes Gruber, Sportdirektor im
Österreichischen Leichtathletik-Verband (ÖLV), die derzeitige Situation im
Mehrkampf in Österreich. "Dominik ist absolut am Sprung. Er war im Vorjahr
Sechster der U20-EM, es ist sein erstes Jahr in der U23. Das EM-Limit kann
passieren, Saisonziel ist es aber nicht." Ähnlich sieht es Trainer Herwig
Grünsteidl, der von der "theoretischen Möglichkeit" sprach, aber das Ganze
lieber "vorsichtig" angehen möchte.
Abwarten wie das Wetter wird
"Er hatte einen sehr guten
Siebenkampf in der Halle, aber man kann jetzt nicht einfach drei Bewerbe
dazurechnen und sagen, das geht auch. Mit einem normalen, guten Mehrkampf
ist das EM-Limit möglich, erwarten sollte man es nicht. Das Ziel für heuer
ist, das U23-EM-Limit für nächstes Jahr von 7.400 Punkten abzusichern. 7.500
kann er sicher zusammenbringen. Abwarten muss man, wie das Wetter wird, es
soll ja recht nass werden", sagte Grünsteidl zur APA - Austria Presse
Agentur. Und fraglich sei auch, wie der junge Athlet die Belastung
verkraften und verarbeiten werde, dass er inmitten von 8.000ern am Start
stehen werde.
Distelbergers Stärken
Die Stärken Distelbergers liegen in
den Sprints (100 m flach, 110 m Hürden) und im Weitsprung. "Die Wurfbewerbe
sind seine schwache Seite. In Götzis wird er mit der Kugel deutlich weniger
weit werfen als die wirklich Guten, das ist noch ein bisserl eine Technik-
und Kraftfrage. Aber er ist irrsinnig schnell und kann in anderen Bewerben
sicher mit den Weltklassezehnkämpfern mithalten. Und das erwarte ich mir
auch. Das macht viele Punkte und gibt Selbstvertrauen", weiß Grünsteidl.
"Ich war nervös"
Schwarzl kann sich an seinen
ersten Götzis-Start noch genau erinnern. "Das war 1999. Ich war nervös und
habe mich voll gefreut. Ich erinnere mich aber auch deshalb so gut, weil ich
super unterwegs war, aber im Stabhochsprung meinen ersten und bisher
einzigen Nuller gemacht habe. Es war trotzdem ein super Erlebnis. Und wenn
Dominik aufgeregt ist, dann ist das auch gut, das gehört dazu", erzählte er
im APA-Gespräch. Die beiden Athleten haben in ÖLV-Trainingscamps auch schon
miteinander gearbeitet und profitieren von den Stärken des jeweils anderen.
Auch Schwarzl traut dem jungen Kollegen das EM-Limit zu.
Die Form ist sehr gut
Der Olympiazehnte von 2004 hat über
Pfingsten bei zwei Meetings Saisonbestleistungen im Stabhochsprung,
Kugelstoß und über 100 m erbracht, über 200 m lief Schwarzl persönliche
Bestleistung. "Im Vorjahr habe ich in Götzis die 8.000 Punkte knapp nicht
geschafft, das will ich heuer gut machen. Die Form ist sehr gut, ich bin
nicht hundertprozentig in Topform, aber das muss ich erst in zwei Monaten
sein", bemerkte Schwarzl, der primär auf eine gute Leistung hofft ("und
faire Bedingungen, wenn es stürmt und schneit, dann bitte bei allen!"), aber
auch eine gute Platzierung anstrebt. "Ich will mich im Spitzenfeld so gut
wie möglich präsentieren. Mit den Punkten vom Vorjahr, als ich 15. wurde,
war ich 2005 Achter. Und auch heuer sind die Besten der Besten wieder da."
Der deutsche Vorjahressieger fehlt
Im hochkarätigen Götzis-Feld
finden sich natürlich auch Weltrekordler und Publikumsliebling Roman Sebrle
(CZE/9.026 im Mai 2001 in Götzis) sowie der Kubaner Yordani Garcia wieder,
der mit 8.381 Punkten die Jahresweltbestenliste anführt. Schwarzl ist in
dieser mit der 14.-besten Leistung zwölftbester Athlet. Der deutsche
Vorjahressieger Michael Schrader fehlt heuer in Götzis. Im Siebenkampf der
Frauen ist Österreich nicht vertreten. Mehrkampf-Interesse für die Zukunft
angemeldet hat Veronika Watzek, die Mutter eines Sohnes (19 Monate) wird am
Montag in Chania (Kreta) versuchen, das Diskus-EM-Limit von 56 Metern zu
überbieten.