Sicherheit geht vor
Sotschi: Fans müssen draußen bleiben
22.10.2012
Sicherheitsthema legt vieles andere still, es besteht "Handlungsbedarf".
Während der alpinen Ski-Weltmeisterschaften 2013 werden 85 Prozent der Pisten innerhalb der Schladminger Vier-Berge-Skischaukel uneingeschränkt für den Publikumsskilauf geöffnet sein. Während der Olympischen Spiele 2014 in Sotschi wird der komplette Berg gesperrt sein. Außer den Rennläufern und den in die Winterspiele involvierten Offiziellen hat niemand Zugang zu den Pisten des Rosa Khutor Ressort. Zuoberst steht die Sicherheit, Zuschauer werden auf ein Minimum beschränkt. Die Stimmung könnte auf der Strecke bleiben.
Keine Tickets für Fans?
Das Olympia-Organisationskomitee hat die Zahl der Zuschauer für die Schnee- und Eiskanal-Bewerbe im Mountain-Ressort Krasnaja Poljana weiter drastisch reduziert. Gian Franco Kasper, der FIS-Präsident des Weltskiverbandes (FIS), sprach im Rahmen des Forum Nordicum in Cavalese mit besorgter Miene von nur 7.500 erlaubten Personen für die Sprunglauf-Bewerbe, inklusive Akkreditierter, Sponsoren und olympischer Familie. "Ob mit dieser Kapazität überhaupt Tickets für normale Zuschauer übrig bleiben, ist unklar", sagte der Schweizer Funktionär.
Nur für 15.000 Fans Platz?
Eine offizielle Zahl für die Alpin-Bewerbe, die alle in ein Zielstadion münden, gibt es noch nicht. Allzu groß wird sie nicht sein. Bei der Weltcupgeneralprobe im heurigen Februar und ob der Anwesenheit des damaligen Kremlchefs Dmitri Medwedew waren pro Bewerb gerade einmal 1.000 Tickets an einen handverlesenen, genau überprüften Personenkreis ausgegeben worden. Für Olympia stellt sich Wolfgang Mitter jedenfalls zumindest eine Tribüne für 10.000 bis 15.000 Zuschauer vor. "Diese Tickets verkaufst locker." Der Steirer ist stellvertretender Leiter des Organisationskomitees und Koordinator im russischen Alpinski-Verband. Und hört die Alarmglocken läuten.
Mitter bekommt Lob von FIS
"Ich verstehe die Bedenken von Kasper und kann mich nur anschließen. Es besteht dingend Handlungsbedarf. Sicherheit hin oder her, man muss auch Stimmung und Emotionen zeigen. Und das kannst du nur mit Zuschauern", sagte Mitter zur APA - Austria Presse Agentur. Das Team um Mitter war bisher zuständig für die Durchführung der alpinen Rennen auf den Olympiapisten, nun soll das Organisationskomitee für 2014 gewisse Agenden übernehmen.
Und Mitter hofft, dass der kontinuierliche Aufbau weiterverfolgt und die Strukturen weiter genützt werden. "Wir haben kürzlich auf der Herbstsitzung in Zürich noch einmal großes Lob von der FIS bekommen", sagte er und sieht sich auf dem richtigen Weg. Nach anfänglich großer Skepsis würde man nun als gleichwertiger Partner angesehen werden.
Offene Fragen
Deshalb hofft Mitter, dass das Olympia-Organisationskomitee auch mit jenen zusammenarbeiten wird, die Erfahrung bei der Ausrichtung von Ski-Bewerben haben. "Wie viele Zuschauer sind aus Europa für die Alpinrennen zu erwarten? Wie viel Skandinavier für die Langlaufbewerbe? Wie bringt man die Zuschauer rauf? Wo finden die Sicherheitschecks statt? Ich werde in Österreich auch schon gefragt, wie das mit der Anreise sein wird. All diese Sache gehören schnell geregelt."
"Wenn Putin kommt, steht alles still"
Mitter sieht viele unbeantwortete Fragen. Und ein großes Problem, das es zu lösen gilt: den Schutz des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Denn: "Wenn Putin kommt, steht alles still." Der Steirer hat die Befürchtung, dass das Thema Sicherheit alles andere stilllegt: "Es wäre schade, denn die Location lässt viel mehr zu." Und sie wird immer einladender, von Aufenthalt zu Aufenthalt würden die Baustellen weniger werden. "Es geht schon was voran. Wir sind voll im Plan und die Zusammenarbeit mit dem Skigebiet Rosa Khutor ist sehr gut."
In den vergangenen Tagen war Mitter mit einer russischen Abordnung auf einem FIS-Seminar für Technische Delegierte in Altenmarkt. Zudem konnte er vermelden, dass kürzlich 22 von 27 angetretenen Russen die nach österreichischen Modell durchgeführte Diplomtrainerausbildung erfolgreich abgeschlossen haben. "Eine Ausbildung dieser Art gab es vorher in Russland nicht. Wir verfolgen ein Langzeitprojekt."
Mitter spioniert in Levi
Mit seinen Streckenchefs wird Mitter auch die Präparierung der Slalom-Weltcuprennen in Levi mitverfolgen und hoffen, dass man möglichst viel Input mitnehmen wird. Der Levi-Rennleiter wird auch bei Sotschi 2014 mitarbeiten. Vor den Medaillenentscheidungen finden keine Weltcupbewerbe mehr auf den Olympiastrecken statt, im März 2013 geht aber das Europacupfinale in Szene. "Jedes Rennen macht Sinn", meinte Mitter.