Anzeige
Staatsanwalt ermittelt gegen Doping-Sünder Kohl
20.10.2008
Gegen Doping-Sünder Bernhard Kohl liegt bei der Staatsanwaltschaft eine Anzeige wegen Betruges vor. Er muss jetzt Hintermänner nennen.
Gerhard Jarosch, der Sprecher der Wiener Staatsanwaltschaft, bestätigt die Anzeige gegen Rad-Profi Kohl: „Ein besorgter Mitbürger hat ihn angezeigt, weil er seine sportlichen Leistungen durch Doping gesteigert hat.“ Da der Doping-Sünder nicht in Wien, sondern in Klagenfurt wohnt, wurde die Klage an die Staatsanwaltschaft Kärnten weitergeleitet. Eine strafrechtliche Verfolgung seines Doping-Vergehens wird Kohl jedoch nicht befürchten müssen. Denn die sportrechtliche Kronzeugenregelung, die Dopern bei der Nennung von Hintermännern eine Verringerung der Sperren in Aussicht stellt, kommt etwaiger strafrechtlicher Verfolgung von Sportlern in die Quere.
Justiz gefordert
„Kohl soll dem Bundeskriminalamt Namen von
Hintermännern nennen“, sagt Reinhold Lopatka. Der Sportstaatssekretär
fordert vielmehr von den Justizbehörden, dass sie verstärkt aktiv werden.
„Die aktuellen Entwicklungen machen ein entscheidendes Vorgehen notwendig.“
Kohl selbst hat ja bereits mehrfach erklärt, dass er vor der Nationalen
Anti-Doping-Agentur NADA auspacken werde. Davon rät ihm jedoch der in
Kitzbühel wohnende „Doping-Sünder“ Jörg Jaksche ab.
Befürchtung
Der Deutsche: „Dass Kohl die eigenen Fehler
gesteht, ist natürlich in Ordnung. Wenn er komplett auspackt, wird er im
Radsport keinen Platz mehr finden.“ Er selbst habe als Kronzeuge (er
gestand, Kunde des spanischen Doping-Arztes Fuentes gewesen zu sein) nach
seiner einjährigen Sperre bisher noch kein neues Team gefunden. „Ich bekomme
nur Absagen, werde als Nestbeschmutzer abgelehnt.“
O-Ton
Jaksche zu orf.at: „Für den Sport wäre am besten, alles
offen zu legen. Ein Minimalgeständnis würde im Anti-Doping-Kampf wenig
bringen, die Rückkehr in den Radsport allerdings leichter machen.“ Jaksche
weiter: „Irgendwo wird Kohl die Sachen herbekommen und bezahlt haben,
zumindest das kann er sagen. Da wird schon mehr dahinter sein als eine
einzige CERA-Spritze.“
Keine Zukunftsängste
Kohl, der angab, das EPO-Mittel CERA
selbst injiziert zu haben, zu Jaksches Befürchtungen: „Über das, was nach
meiner Sperre sein wird, habe ich mir noch nicht konkret den Kopf
zerbrochen. Ich bin mir noch nicht im Klaren, ob ich sportlich noch eine
Zukunft habe. Wenn es nichts mehr werden sollte, dann gäbe es noch genügend
andere Möglichkeiten.“