Kampf um Masters spitzt sich zu: Für Thiem jedoch erst nach Chengdu.
Nach seinem ersten Hallen-Finale in Metz wechselt Dominic Thiem für die nächsten drei Wochen noch einmal ins Freie. Die Jagd auf einen Platz beim Saisonfinale der besten acht Spieler geht in die Endphase. Thiem beginnt seinen China-Trip diese Woche beim kurzfristig eingeschobenen ATP-250-Turnier in Chengdu. Doch dieser Auftritt ist quasi nur zum "Aufwärmen" für größere Aufgaben zu sehen.
Der topgesetzte Weltranglisten-Zehnte trifft dabei am Donnerstag nach einem Freilos auf den dank Wildcard im Bewerb stehenden Chinesen Wu Di. Der Weltranglisten-193. gewann am Mittwoch in der ersten Runde gegen den Russen Konstantin Krawtschuk (ATP-96.) 6:3,6:2. Thiem hat gegen den 25-jährigen Wu noch nie gespielt.
Nach seiner ersten Teilnahme bei dem kleineren Turnier in der 10-Millionen-Einwohnerstadt Chengdu (Hauptstadt der Provinz Sichuan) bleibt Thiem noch für zwei weitere Turniere im Reich der Mitte. Kommende Woche tritt Thiem beim ATP-500-Turnier in Peking an, die Woche darauf werden beim Masters-1000-Turnier in Shanghai besonders fette Punkte vergeben.
Entscheidung erst im November?
Erst danach kehrt der siebenfache Turniersieger beim Erste Bank Open in Wien wieder in die Halle zurück. Vielleicht auch schon mit der Erkenntnis, ob es tatsächlich noch zu seiner ersten Teilnahme beim "Masters" in der O2-Arena im November reichen kann. Spätestens in der Woche nach dem ATP-500-Turnier in Wien, beim letzten Masters-1000-Event des Jahres in Paris-Bercy, werden die letzten Tickets für das World-Tour-Finale (13. bis 20. November) vergeben.
Für Thiem, der mit einer Einzel-Bilanz von 55:18-Siegen in sein bereits 23. Saison-Turnier geht, zählen in Asien vor allem die Events in Peking und Shanghai. In Chengdu kann er für das Race nach London nur im Falle eines Turniersiegs, und dann nur 70 Punkte anschreiben.
Für das Race werden die besten 18 Turniere des Kalenderjahres gewertet, darunter sind vier Grand Slams und bisher sechs Masters-1000-Events fix, Shanghai und Paris Indoor kommen noch verpflichtend dazu.
Bresnik hält nichts von "Rechnerei"
Die Finali in Metz und München, die Thiem heuer bestritt, sind beispielsweise in seiner Jahreswertung für London nicht enthalten. Sie zählen zu den für das Race "nicht zählbaren" Turnieren, im "normalen" ATP-Ranking bleiben hingegen alle Events immer 52 Wochen lang in der Wertung - unabhängig vom Kalenderjahr.
Sein Coach Günter Bresnik glaubt nicht an die Qualifikation für den Showdown in der O2-Arena. "Die ganze Rechnerei mit dem Masters, die gibt es für mich nicht. Wenn es am Ende reicht, ist es schön. Ich gehe nicht davon aus", sagte der gebürtige Wiener kürzlich in Wien. "Da gibt es Leute wie Cilic oder Tsonga. Da ist ein Spieler, der gewinnt Paris am Jahresende, macht 1.000 Punkte und steht plötzlich 300 Punkte vor dir."
Das kurzfristig eingeschobene Chengdu dient Thiem eher zum Akklimatisieren und Überwinden der Zeitverschiebung. "Chengdu ist gut, damit ich mich einstelle auf Asien und den ganzen Jetlag, weil Peking und Shanghai doch sehr wichtig sind", erklärte Thiem nach seinem Metz-Finale.
Finals-Teilnahme noch völlig offen
"Ich habe dort noch nie wirklich gut gespielt", so Thiem. "Ziel ist es, dort ordentlich zu spielen." In Peking hat er 2015 erstmals gespielt (Erstrunden-Aus), in Shanghai musste er sich in den vergangenen beiden Jahren jeweils in der zweiten Runde verabschieden.
Für die ATP-Finals sind bisher Novak Djokovic (SRB), Andy Murray (GBR) und Stan Wawrinka (SUI) qualifiziert und damit auch alle diesjährigen Grand-Slam-Sieger. Damit sind tatsächlich die Top 8 der Wertung in London dabei. Grundsätzlich schreibt das Regulativ nämlich vor, einem Major-Sieger des Jahres, der bei der Endabrechnung vor London zwischen den Rängen acht und 20 liegt, einen Startplatz zu gewähren.
Thiem ist aktuell mit 3.205 Punkten Siebenter, doch dies kann sich rasch ändern. Er liegt nur fünf Zähler vor Rafael Nadal (ESP), 585 vor Tomas Berdych (CZE), 805 vor Marin Cilic (CRO). Alles Abstände, die noch leicht aufzuholen sind.