"Thorpedo" feiert Comeback

Die australische Schwimm-Legende Ian Thorpe hat am Mittwoch in Sydney sein Comeback bekanntgegeben, 50 Monate nach seinem Ende 2006 vollzogenen Rücktritt. Der 28-Jährige möchte bei Olympia 2012 in London nochmals eine Medaille holen. Der Kraul-Spezialist will sich auf die 100 m sowie die Staffeln konzentrieren. Für seine früher bevorzugten 400 m Kraul würde die Vorbereitungszeit nicht reichen, um an das geforderte Niveau zu kommen.

Australiens Olympia-Held
"Thorpedo" ist der erfolgreichste australische Olympia-Teilnehmer. Der insgesamt elffache Weltmeister gewann bei den Spielen von 2000 in Sydney und 2004 in Athen insgesamt neun Medaillen - fünf in Gold, drei in Silber, eine in Bronze. "Ich hätte nach meinem Rücktritt niemals gedacht, nochmals wettkampfmäßig zu schwimmen", sagte Thorpe bei einer Pressekonferenz in Sydney.

"Habe Pause gebraucht"
Nun sei er aber froh, dass er seine Ansicht geändert habe." Ich habe die vier Jahre Pause gebraucht. Nun bin ich wieder topmotiviert." Die 200 m Kraul will Thorpe nicht außer Acht lassen. "Ich bin dabei, zum Sprinter zu werden. Aber ich kann vielleicht auch auf den 200 m entsprechen." Finanzielle Gründe hätten bei seiner Comeback-Entscheidung keine Rolle gespielt.

Bereit für Doping-Kontrolleure
Der Krauler erklärte, dass er seit dem Mittwoch wieder im Anti-Doping-Programm registriert sei. Erst in neun Monaten wird Thorpe damit auch wieder an Wettkämpfen teilnehmen dürfen, die australischen Olympia-Trials sind für März 2012 angesetzt. Die Langbahn-WM vom 24. bis 31. Juli in Shanghai darf er aber nicht bestreiten.

Nahezu unbesiegbar
Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war Thorpe der erfolgreichste Mittelstreckler aller Zeiten. Er wurde über 400 m Kraul kein einziges Mal und über 200 m Kraul nur einmal geschlagen. "Es wäre viel leichter gewesen, mich auf meinen Erfolgen auszuruhen und nichts zu tun", meinte er nun zu seiner sportlichen Rückkehr. "Aber es gibt noch Dinge, die ich im Schwimmen nicht erreicht habe, und die ich gerne schaffen möchte."

Dopinggerüchte
Während der Melbourne-WM im März 2007 waren Meldungen über erhöhte Werte von Testosteron und Wachstumshormonen bei einer Trainingskontrolle im Mai 2006 aufgekommen. Australiens Anti-Doping-Agentur hatte daraufhin ein Verfahren gegen ihn eingeleitet. Thorpe wurde zwar von jeglichem Verdacht freigesprochen, doch seinen Ruf sah er nachhaltig geschädigt: "Mein Name wird für immer befleckt sein."

Die eigenen Erfolgserwartungen stufte er realistisch ein: "Nur weil ich früher außerordentliche Ergebnisse hatte, heißt das nicht, dass ich sie auch in Zukunft haben werde." Es sei ihm aber klar, dass die Leute große Erwartungen in ihn setzen.

Besuch in London ausschlaggebend
Die Entscheidung zum Comeback hatte Thorpe im September gefasst, als er Londons Olympia-Schwimm-Komplex besucht hat. Eine Fortsetzung über die nächstjährigen Spiele hinaus schloss er nicht aus. Das Verbot der Ganzkörperanzüge störe ihn nicht. Vor allem Thorpe hatte ja die ersten "suits" salonfähig gemacht.

Australiens Cheftrainer Leigh Nugent coachte Thorpe zuletzt in den vergangenen Wochen per SMS. "Sein Comeback gibt dem australischen Schwimmsport enormen Rückenwind, er ist ein außergewöhnlicher Athlet", erläuterte der Coach. "Es unterstützt unser Ziel, wieder ganz an die Weltspitze zu kommen." In den vergangenen Jahren hatten die USA den "Aussies" klar den Rang abgelaufen.

Jahrhundertduell mit Phelps
Thorpe hatte bei den Spielen 2004 in Athen im "Rennen des Jahrhunderts" US-Superstar Michael Phelps besiegt, dessen Trainer Bob Bowman hat Thorpes Comeback nun begrüßt. "Seine Rückkehr wird das Interesse an Schwimmen heben, er ist einer der wirklich Großen." Theoretisch könnten nun im Olympia-Finale 2012 über 200 m Kraul mit Phelps, Thorpe, dem Deutschen Paul Biedermann und US-Ass Ryan Lochte vier Superstars aufeinandertreffen.