Der Vorsprung des Tour-Debütanten auf den im Schlussanstieg eingebrochenen Jumbo-Kapitän Roglic beträgt vor dem Schlussabschnitt nach Paris 59 Sekunden.
Der Slowene Tadeij Pogacar hat seinem Landsmann Primoz Roglic mit einem überlegenen Einzelzeitfahrsieg sensationell noch das Gelbe Trikot abgejagt. Der 21-Jährige aus dem UAE-Team nahm dem überraschend schwächelnden Roglic am Samstag bei seinem dritten Etappensieg fast zwei Minuten ab und führt vor der abschließenden Champagner-Fahrt nach Paris nun 59 Sekunden vor dem bisherigen Leader.
"Ich glaube, ich träume. Ich weiß nicht, was ich sagen soll", rang Pogacar nach Worten, nachdem ihm gerade vom schwer geschlagenen Roglic gratuliert worden war. Bisher sei es sein Wunschtraum gewesen, bei der Tour nur dabei zu sein. "Jetzt bin ich hier im Gelben Trikot, das ist unglaublich", so der Tour-Debütant, der auch schon die 9. und 15. Etappe gewonnen hatte.
Kommt Pogacar am Sonntag auf dem letzten Abschnitt, der traditionellerweise ohne Angriff auf den Spitzenreiter abläuft, unbeschadet nach Paris, avanciert er einen Tag vor seinem 22. Geburtstag zum jüngsten Tour-Sieger nach Henri Cornet (19 Jahre). Neben dem Gelben Trikot wird er auch das Bergtrikot und das Nachwuchstrikot holen, das ist in der 107-jährigen Geschichte der Rundfahrt noch niemandem gelungen. Einen Gesamtsieg eines Debütanten hat es seit Laurent Fignon 1983 nicht mehr gegeben.
Im Kampf gegen die Uhr von Lure zur Bergankunft auf der Planche des Belles Filles (36,2 km) degradierte Pogacar die Konkurrenz regelrecht zu Statisten. Der zweitplatzierte Roglic-Edelhelfer Tom Dumoulin hatte bereits 1:21 Minuten Rückstand. Der kreidebleiche Roglic lag nach dem enorm steilen Schlussanstieg im Ziel als Fünfter 1:56 zurück. Der Topfavorit hatte das Rennen mit seiner dominanten Jumbo-Mannschaft eigentlich von Beginn an dominiert, nach elf Tagen im Führungstrikot steht der 30-jährige Vuelta-Sieger nun aber völlig unerwartet mit leeren Händen da.
Als Dritter neben den beiden Slowenen wird der Australier Richie Porte (Trek) erstmals am Tour-Podest stehen. Der Routinier schob sich mit Platz drei im Zeitfahren noch auf das Stockerl.
Felix Großschartner belegte im Zeitfahren Rang 32, im Gesamtklassement ist der Bora-Profi 63. Marco Haller, der zweite im Feld verbliebene Österreicher, landete nicht in den Top 100.