Schwere Zeiten für Österreichs Tour-Helden Bernhard Kohl. Er sieht sich mit Anschuldigungen konfrontiert, doch er bleibt cool.
Eigentlich wollte sich Radstar Bernhard Kohl mit Freundin Tatjana einen gemütlichen Tag bei der BA-Trophy in der Wiener Stadthalle machen. Doch dann traf ihn eine Meldung mit voller Wucht und die gute Stimmung war vorerst einmal dahin.
Zimmerkollege
Was war passiert? Der Dopingskandal um den deutschen Radprofi Stefan Schumacher bringt Kohl ungewollt in die Schlagzeilen. Zur Erklärung: Bei Tests im französischen Super-Labor Chatenay-Malabry wurde Schumacher bei der Tour de France 2008 zweimal (3. und 15. Juli) positiv auf das EPO-Mittel CERA getestet. Seither brodelt es in der Gerüchteküche und Kohl sieht sich mit wilden Anschuldigungen konfrontiert. Unser Sensationsdritter war Schumachers Teamkollege bei Gerolsteiner und teilte mit ihm das Zimmer während der Tour. Kommt er nur deshalb jetzt zum Handkuss?
Dubiose Liste
Fest steht: Ab sofort geht es ans Eingemachte. Die deutsche Bild-Zeitung nennt den Namen von Kohl im Zusammenhang mit einer angeblich dubiosen Namensliste von 30 Dopingsündern. Bild schreibt (Ausgabe 8.10.): "Doch inzwischen kursiert laut dem Sport-Informations-Dienst eine Liste mit 30 potenziellen Doping-Sündern, darunter Olympiasieger Cancellara (Schweiz), Tour-Sieger Sastre (Spanien) und dem Tour-Dritten Kohl (Österreich)."
Kohl schlägt zurück
ÖSTERREICH wollte das nicht so stehen lassen und hakte bei Kohl nach. Im Gespräch versichert er glaubwürdig, mit der Sache nichts zu tun zu haben. „Ich habe damit nichts am Hut“, sagt Kohl gegenüber ÖSTERREICH. „Was jetzt verbreitet wird, ist einfach unglaublich. Da wird so viel Mist geschrieben, dass ich nichts dagegen tun kann.“ Er will nicht einmal einen Rechtsanwalt damit bemühen, da er wenig Chancen auf Erfolg sieht.
Kohl: „Es wird ja immer so geschrieben, dass man dagegen nicht vorgehen kann. Immer werden Informationen verbreitet, ohne Genaueres zu wissen. Ich finde das Ganze unfair!“
Blutdoping
Mittwoch Mittag platzte dann noch eine weitere Bombe. Die Französische Anti-Doping-Agentur (AFLD) erwartet zweieinhalb Monate nach dem Ende der Tour de France weitere Doping-Enthüllungen. „Wir sind bereits im Besitz ernst zu nehmender Hinweise auf Fälle von Eigenbluttransfusionen. Namen werden wir erst später nennen“, erklärte AFLD-Präsident Pierre Bordry in einem TV-Interview.
ÖSTERREICH: Herr Kohl, deutsche Medien berichten von einer Liste mit 30 Dopingsündern, in der auch Ihr Name aufscheinen soll. Was sagen Sie dazu?
Bernhard Kohl: Ich habe damit sicher nichts am Hut. Und so lange es ein schwebendes Verfahren ist, werde ich mich dazu auch nicht äußern.
ÖSTERREICH: Wissen Sie Näheres zu der dubiosen Liste?
Kohl: Keine Sorge, ich komme auch zu meinen Informationen. Die angeblich neuen Meldungen sind drei Wochen alt. Und was jetzt wieder verbreitet wird, ist unglaublich. Da wird so viel Mist geschrieben, dass ich nichts dagegen tun kann.
ÖSTERREICH: Werden Sie Ihren Anwalt einschalten?
Kohl: Es wird ja so geschrieben, dass man dagegen nicht vorgehen kann. Ich wüsste nicht, warum ich einen Anwalt bemühen soll. Es werden Informationen verbreitet, ohne Genaueres zu wissen. Ich finde das Ganze nicht korrekt und unfair.