Nach Triathlon-Silber durch Flo Brungraber hofften wir bei den Paralympics auf die nächste Medaille. Dressurreiter Pepo Puch galt nach zuvor sechs gewonnenen Medaillen als „Bank“. Doch der Altmeister riskierte zu wenig und wurde nur Fünfter.
Puch gab auf Sailor‘s Blue im Schlosspark von Versailles zu den Klängen des Donauwalzers eine souveräne Vorstellung. Trotzdem reichten solide 72,793 Prozentpunkte in der Grade II nicht für das 7. Paralympics-Edelmetall des erfahrenen Reiters. Auf Bronze fehlten lediglich 0,621 Prozentpunkte.
Der 58-jährige Steirer, der bei seinem Auftakt-Bewerb eigentlich „All-in“ gehen wollte, hatte sich verpokert. „Nachträglich betrachtet, hätte ich einfach noch mehr riskieren müssen", ärgerte sich der Routinier. Zuvor hatte Thomas Haller auf Espalion im Grade-III-Bewerb bei 13 Startern mit einer Wertung von 63,733 nur Platz elf belegt.
Je zwei Medaillen in London, Rio und Tokio
Puch war als Österreichs erfolgreichster Aktiver zu den Spielen in Paris gereist. Dort erwartete ihn vor dem Schloss Versailles eine malerische Kulisse: "Es war sehr beeindruckend und lässig, auch weil die Atmosphäre wirklich, wirklich toll war." Für Sailor's Blue sei die Szenerie allerdings herausfordernd gewesen. Trotzdem schwärmt Puch über die Harmonie mit seinem Pferd. "Es ist wie in einer guten Ehe. Du musst gar nicht mehr viel reden, sondern dein Partner weiß genau, dass du gern zwei Zucker im Kaffee hast."
Der in Graz geborene Wahl-Schweizer hatte seit jeher eine große Leidenschaft für das Reiten, ausgerechnet die wurde ihm 2008 zum Verhängnis. Wegen eines technischen Defekts explodierte eines Tages die Sicherheitsweste, woraufhin Puch vom Pferd stürzte und eine inkomplette Querschnittlähmung davontrug. Anfangs war er vom Hals abwärts gelähmt, doch er stand dank harter Reha-Arbeit wortwörtlich wieder auf.
Team am Freitag, zweite Einzel-Medaillenchance am Samstag
Bei seinem Paralympics-Debüt in London 2012 holte Puch Gold und Bronze, in Rio 2012 gab's erneut Gold (plus Silber) und in Tokio 2021 noch einmal zwei Silbermedaillen.
In Versailles gelang zum Auftakt kein Medaillen-Coup, zwei weitere Gelegenheiten bleiben aber noch. Am Freitag geht der Teambewerb über die Bühne, am Samstag folgt die abschließende Freistil-Konkurrenz. Puch setzt sich weiterhin keine Grenzen und will gemäß seinem Motto "Was denkbar ist, ist machbar" zuschlagen.