Titelverteidiger 3:26 Minuten hinter dem Dänen

Vingegaard hängt Pogacar in den Pyrenäen ab

21.07.2022

War das schon die Vorentscheidung bei der Tour de France? Beim Anstieg zum letzten Monster-Berg schüttelte Leader Jonas Vingegaard seinen Rivalen um den Gesamtsieg, Tadej Pogacar, ab. Vor den letzten drei Teilstücken (ein Zeitfahren) liegt der Däne 3:26 Minuten vor dem Titelverteidiger.

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Jonas Vingegaard ist der Gesamtsieg bei der 109. Tour de France kaum noch zu nehmen. Der 25-jährige Däne gewann am Donnerstag die letzte Bergetappe in Hautacam 64 Sekunden vor Titelverteidiger Tadej Pogacar und baute seinen Vorsprung auf den Slowenen auf 3:26 Minuten aus. Das sollte reichen, um den zweiten dänischen Toursieg am Sonntag in Paris perfekt zu machen. Denn dass Pogacar diesen Rückstand im Einzelzeitfahren am Samstag aufholt, ist sehr unwahrscheinlich.

Die 18. Etappe lieferte nicht nur die Vorentscheidung, sondern vor allem ein großes Spektakel. Unentwegt attackierte Pogacar schon am vorletzten Berg das Gelbe Trikot, ehe es auf der halsbrecherischen Abfahrt vom Col de Spandelles beinahe zum großen Drama kam.

 

 

 

Erst verhinderte Vingegaard mit einem gekonnten Manöver einen Sturz, dann kam sein Rivale aus Slowenien in einer Kurve zu Fall. Doch Vingegaard zeigte wahre Größe und wartete auf den Tour-Champion von 2020 und 2021. "Er hat sich versteuert und ist in den Schotter gekommen. Natürlich habe ich gewartet", sagte Vingegaard über die Schlüsselszene. Kurz darauf war Pogacar mit zerfetzter Radhose und aufgeschürftem Bein wieder am Hinterrad. Beide gaben sich die Hand.

In dem atemberaubenden Duell mit seinem 23-jährigen Konkurrenten lieferte Vingegaard im Finish der superschweren Etappe dann einer Machtdemonstration. Nachdem der Däne alle Attacken von Pogacar pariert hatte, versetzte er ihm mit seinem Angriff 4,4 Kilometer vor dem Ziel den K.o. und distanzierte ihn um 64 Sekunden. "Das ist unglaublich. Ich habe vor der Etappe mit meiner Frau und meiner Tochter gesprochen und gesagt, dass ich gerne für sie gewinnen würde. Ich bin sehr stolz, dass ich das geschafft habe", sagte Vingegaard.

Ruhigere Etappe am Freitag

Wie einst sein Landsmann Bjarne Riis machte er im 1.520 Meter hoch gelegenen Pyrenäen-Skiort damit den wohl entscheidenden Schritt zum Gesamtsieg bei der Tour. Riis hatte 1996 in Hautacam letzte Zweifel am Tour-Triumph beseitigt - allerdings mit unerlaubten Mitteln, wie er später zugab.

Nach den drei schweren Pyrenäen-Etappen dürfen die Stars der Branche am Freitag eine Verschnaufpause einlegen. Die 19. Etappe über 188,3 Kilometer von Castelnau-Magnoac nach Cahors verläuft größtenteils über flaches Terrain.

Vor dem Start der Etappe musste der vierfache Champion Chris Froome die Tour aufgrund eines positiven Corona-Tests beenden. Der Brite vom Team Israel-Premier Tech, der die Tour 2013, 2015, 2016 und 2017 gewann, lag auf dem 26. Platz der Gesamtwertung. Der 37-Jährige kündigte an, bei der Vuelta an den Start gehen zu wollen.

 

Zur Vollversion des Artikels