Österreicher "weiß, wie die Strecke in Wien tickt". Neue Bestzeit Minimalziel.
"No risk, no fun", schließlich sei es ein Marathon und "kein Kindergeburtstag". Günther Weidlinger, mit 2:10:47 Stunden Österreichs Rekordhalter über die 42,195 Kilometer, peilt am Sonntag beim Vienna City Marathon (VCM) nicht nur eine neue rot-weiß-rote Bestzeit an, sondern will auch die Schallmauer knacken. "Mein Ziel, ist, dass ich einmal eine Zeit unter 2:10 stehen habe. Wenn es in die Hose geht, habe ich es wenigstens versucht", sagte der Oberösterreicher, der erst den dritten Marathon seiner Karriere bestreiten wird.
Beachtliche Debüt-Zeit 2009
Am 19. April 2009 lief
Weidlinger in Wien bei seinem Debüt 2:12:39 Stunden und verfehlte den
Langzeitrekord von Gerhard Hartmann nur um 17 Sekunden, am 25. Oktober in
Frankfurt pulverisierte er die alte Bestmarke und kam nach 2:10:47 ins Ziel.
Bei seinem "Heimrennen", zu das Weidlinger Österreichs größte
Heimveranstaltung erkoren hat, lief er vergangenes Jahr viele Meter zu viel,
hatte manchmal die falsche Straßenseite gewählt - 2010 soll ihm das nicht
mehr passieren, jetzt kennt er die Ideallinie.
Große Ziele
Und das ganz ohne Videostudium, denn im
Gegensatz zum Rekordlauf in Frankfurt hat sich Weidlinger seinen ersten VCM
nie auf Video angesehen. "Vielleicht, weil ich danach enttäuscht war, dass
sich der Rekord nicht ausgegangen ist." Locker und unverkrampft und vor
allem schnell will der ÖLV-Rekordinhaber über alle lange Strecken in den
Marathon starten, er visiert eine Halbmarathon-Durchgangszeit von 64:30 bis
64:45 Minuten an, im Vorjahr hatte er 66:00 auf dem Plan. "Ich habe sehr
viel aus dem vergangenen Jahr gelernt und weiß, wie die Strecke in Wien
tickt."
Zwei Spitzengruppen
Laut Veranstalter Wolfgang Konrad werden im
Elitebereich zwei Gruppen ins Rennen geschickt. Die Spitze inkludiert die
kenianischen Topstars Felix Limo, Luke Kibet und Paul Biwott, die mit dem
Ziel einer Zeit unter 2:07 losläuft. Die Gruppe "Günther Weidlinger" umfasst
neben dem heimischen Ass u.a. starke Russen und Polen, die nach 2:10 den
Heldenplatz erreichen soll.
"Schallmauer" knacken
Das Hauptziel Weidlingers ist
eine Zeit unter 2:10, sollte er merken, dass sich dies nicht ausgeht, will
er versuchen, seinen Rekord zu verbessern. Sollte es nur lediglich zu einer
besseren Zeit als im Vorjahr reichen, wäre zwar das Minimalziel erfüllt, er
allerdings "nicht total happy". Mit einer Zeit unter 2:10 würde sich
Weidlinger für die EM in Barcelona definitiv für den Favoritenkreis
empfehlen. "Damit müsste ich dann umgehen. Aber um das zu vermeiden, in Wien
zurückzustecken, das wäre Blödsinn. Ich werde mich nicht verstecken, sondern
will vorne mit dabei sein."
Im Marathonlauf hat Weidlinger seine Bestimmung gefunden, deshalb wagt er auch auszusprechen, was er sich zutraut. "Der Marathon ist mir auf dem Leib geschneidert. Ich habe keinen Spaß mehr, wenn ich auf der Bahn laufe. Vielleicht habe ich mich zwei, drei oder auch vier Jahre zu spät zum Wechsel entschlossen. Aber dann hätte ich die Rekorde über 5.000 m, 10.000 m und Halbmarathon nicht geschafft. Und das wäre ein Verlust gewesen."
Trainingslager
Das Training für Wien hat Weidlinger bereits kurz
nach Frankfurt wieder aufgenommen, um eine sich anbahnende zu frühe Topform
zu verhindern, verlegte er ein Trainingslager von Jänner auf Februar. Im
Trainingslager Mitte März in Italien zog er sich einen Muskelfaserreinriss
in der linken Wade zu und legte eine zehntägige Laufpause ein.
"Zuerst dachte ich, ich werde meine Ziele in Wien nun nicht erreichen können. Doch dann hat der Physiotherapeut gesagt, das wird schon. Und eigentlich war die Pause überhaupt nicht so schlecht, weil sich Gelenke, Sehnen und Bänder erholen konnten. Es geht mir absolut gut. Es hat mir also nicht geschadet, sondern mich eher stärker gemacht", glaubt Weidlinger.